Heute nehmen wir euch mit nach Frombork bzw. Frauenburg, wie der Ort früher auf Deutsch hieß. Nie gehört? Mit gerade einmal 2000 Bewohnern ist Frombork nicht gerade groß, aber an Sehenswürdigkeiten herrscht hier wirklich kein Mangel. Vor allem der Frauenburger Dom ist in ganz Polen bekannt und historisch von großer Bedeutung.
Die Kirchengeschichte ist aber nicht der Grund, weshalb Frauenburg zu den beliebtesten Ausflugszielen in Nordpolen zählt. Das hat das Dorf seiner einmaligen Lage am Frischen Haff, seinem berühmten Domberg und Nikolaus Kopernikus (poln. Mikołaj Kopernik) zu verdanken, der hier mehrere Jahre lebte. Keine andere Stadt in Polen (abgesehen von seinem Geburtsort Thorn) ist so eng mit seinem Namen verbunden wie Frauenburg.
Im folgenden Beitrag wollen wir euch Frombork mal etwas genauer vorstellen und euch zeigen, dass es auch außerhalb des Doms noch viele spannende Orte zu entdecken gibt! Und wenn ihr euch noch für andere Orte im Ermland und Masuren interessiert, dann schaut doch mal in unsere Liste der schönsten Orte in der Region.
Geschichte von Frombork
Während man Heilsberg (Lidzbark Warmiński) als weltliches Herz des alten Ermlands bezeichnen kann, so war Frauenburg dessen wichtigstes geistiges Zentrum. Ab dem 13. Jahrhundert war der kleine Ort Bischofssitz, erst vor einigen Jahren wurde dieser dann nach Allenstein verlegt.
Der heutige Domberg war ideal, um hier eine Burg anzulegen, denn der Blick reichte in die Ferne (auch heute noch könnt ihr von hier bis in den russischen Oblast Kaliningrad blicken) und war gleichzeitig nah am Wasser, sodass man mit dem Schiff schnell auf das Frische Haff gelangen konnte. Schon wenig später entstand am Fuß der Burg eine kleine Stadt, die auch heute noch existiert. Nachdem der Deutsche Orden das Ermland dann 1466 im Zuge des Zweiten Thorner Friedens abgeben musste, gelangte auch Frauenburg unter die Oberhoheit der polnischen Krone. Die Stadt war aber weiterhin Teil des selbstständig verwalteten Fürstbistums Ermlands.
Dramatische Flucht
Das änderte sich erst, als der Ort im Zuge der Ersten Polnischen Teilung 1772 an Preußen fiel. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war der Ort dann Teil Preußens bzw. des Deutschen Reichs, ehe sich in den letzten Kriegsmonaten hier eine Tragödie abspielte. Zahlreiche Deutsche versuchten vor der anrückenden Roten Armee zu fliehen und wagten den Weg über das zugefrorene Frische Haff. Viele brachen ein, erfroren oder verhungerten.
Seitdem gehört Frombork, wie der Ort heute heißt zu Polen und ist heute aufgrund seiner vielen historischen Gebäude ein beliebtes Ausflugsziel.
Unterwegs auf dem Domberg
Schon im Jahr 1278 wurde der Domberg erstmals urkundlich erwähnt. Aufgrund der natürlichen Erhebung oberhalb des Frischen Haffs, die eine weite Sicht ermöglichte, war der Ort gut zu verteidigen und daher wie geschaffen für eine wuchtige Mischung aus Burg und Kathedrale. Das Zentrum des Dombergs bildet die Kathedrale der ermländischen Bischöfe, die das bedeutendste Wahrzeichen des Ermlands ist.
Entdeckungen im Glockenturm
Neben der Kathedrale ist vor allem der 70 Meter hohe Glockenturm für Besucher interessant. Hier befindet sich ein kleines Planetarium. Über eine kunstvoll geschwungene Wendeltreppe gelangt man zu einer Aussichtsplattform, die die schönste Sicht auf den Ort und die benachbarte Kathedrale bietet. Außerdem wird im Turm moderne Kunst gezeigt. Interessantes Detail: Von der Decke baumelt ein Foucaultsches Pendel als Teil eines Kunstprojekts, das sich hin- und herbewegt, zu Zeiten von Kopernikus aber noch nicht bekannt war.
Kopernikus-Museum
- ul. Katedralna 8, geöffnet: Di.–Sa. 9–18, So. 9–16 Uhr, Erw. 9 zł, erm. 5 zł
Schon seit Jahrzehnten gibt es am östlichen Ende des Dombergs ein Kopernikus gewidmetes Museum. Hier könnt ihr euch über Kopernikus und sein Werk und Astronomie im Allgemeinen informieren, außerdem werden Wechselausstellungen zu unterschiedlichen astronomischen Themen gezeigt.
Der Frauenburger Dom
- ul. Katedralna, geöffnet: Di.–Sa. 10–15, So. 12–15 Uhr, Erw. 10 zł, erm. 7 zł
Wann hier eine erste Kirche stand, ist unklar. Als gesichert gilt aber das Jahr 1329, als mit dem Bau der Backsteinkirche in ihrer heutigen Form begonnen wurde. Ehe das Langhaus und die prachtvolle Westvorhalle fertiggestellt worden waren, sollten aber noch einige Jahrzehnte vergehen. Für eine Kirche jener Zeit relativ ungewöhnlich: Es gibt nicht einen oder zwei wuchtige Haupttürme, sondern an jeder der vier Seiten des Gotteshauses ein kleines Türmchen.
Pracht wohin das Auge blickt
Das Innere weist ein für das Ermland typisches Sternengewölbe auf und ist von zwei Arkadengängen geprägt. Das gotische Gemäuer bildet den Rahmen für eine Vielzahl an sakralen Kunstwerken, die vom Mittelalter bis ins 19. Jh. entstanden. Von der ursprünglichen gotischen Inneneinrichtung ist nicht mehr viel zu sehen, da die Kirche unter anderem von polnischen und schwedischen Truppen ausgeraubt worden war.
Der Hochaltar zeigt eine sog. Mondsichelmadonna und wurde Mitte des 18. Jh. im Stil des Barock angefertigt, wobei schwarzer und rosafarbener Marmor verwendet wurde.
Die Orgeln zählen unter Experten zu den besten des Landes und wurde vom Danziger Baumeister Daniel Nitrowski im 17. Jh. angefertigt. Der prächtige, farbenfrohe Prospekt (Außenverkleidung) ist bis heute erhalten und eines der Schmuckstücke im Frauenburger Dom.
Die schönste Kapelle der Kirche
Einer der schönsten Orte der Kathedrale ist die Erlöserkapelle. Der kleine Anbau wird oft auch nach seinem Initiator als Szembek-Kapelle bezeichnet und wurde 1732 im Stil des Barock errichtet. Szembek wollte die Kapelle nicht nur als letzte Ruhestätte für sich selbst nutzen, sondern als zentralen Ort, an dem für den Schutz des Ermlands vor Kriegen gebetet werden sollte, und ließ zu diesem Zweck zahlreiche Reliquien hierhin bringen. Mit der Ausgestaltung wurden die bedeutendsten ermländischen Künstler der damaligen Zeit beauftragt. Schon das Gitter, das die Kapelle vom eigentlichen Gotteshaus abtrennt, ist eine Augenweide. Marmorarbeiten, wundervolle Polychromien, Pilaster und gemalte Heiligenbüsten gruppieren sich um den zentralen Altar und zeugen vom damaligen künstlerischen Reichtum der Region.
Kopernikus’ Grab
Lange Zeit war nicht klar, wo Kopernikus seine letzte Ruhestätte gefunden hat. 2008 kam man aber auf die Idee, einen Zahn und zwei Haare, die man in einem Buch in Schweden fand, das Kopernikus gelesen hatte. Man konnte sie Kopernikus zuordnen und einer DNA-Analyse unterziehen. Diese konnte man einem Schädel zuordnen, den man in der Kathedrale fand. Schon vorher hatte man angenommen, dass Kopernikus hier beigesetzt worden sein muss, da er in Frombork seine letzten Jahre verbracht hatte. Nun hatte man Gewissheit und konnte dem Genie endlich ein kleines Grab widmen. Der Schädel in einem kleinen Sarg ist heute durch ein Glasplatte zu sehen.
Im Herzen von Frombork
Klar, zunächst steuern alle Besucher von Frombork den Domberg an, aber auch in der kleinen Unterstadt gibt es einiges zu entdecken!
Pfarrkirche in Not
Dass es sich bei Frauenburg noch immer um eine arme Gemeinde handelt, kann man an der alten Pfarrkirche erkennen. Das riesige Gebäude wurde während der Zeit des Sozialismus als Heizkraftwerk genutzt und verfiel in den letzten Jahren zunehmend. In diesem bemitleidenswerten Zustand verharrt es seit Jahren und wartet weiter auf eine Restaurierung.
Museum im Krankenhaus
- ul. Stara 6, geöffnet: Di.–So. 9–16 Uhr, Erw. 9 zł, erm. 5 zł
Östlich des Ortskerns steht das Heilig-Geist-Spital. Das im 15. Jh. errichtete Krankenhaus verfügt über mehrere gut erhaltene Wandmalereien aus dem 15. Jh., darunter eine Darstellung des Jüngsten Gerichts. Heute ist hier ein Museum zur Geschichte der Medizin untergebracht.
Unterwegs auf dem Marktplatz
Fromborks Marktplatz ist klein und gemütlich. Hier zeigt sich, dass der Ort seine besten Zeiten leider mittlerweile hinter sich hat, von einige Gebäuden blättert doch deutlich sichtbar der Putz. Auch das alte Kino, das es hier einmal gab, existiert heute nicht mehr. Dennoch ist dies ein schöner Ort, um auf einer der Bänke ein Päuschen einzulegen.
Polens ältester Wasserturm
- ul. Elbląska 2, geöffnet: Fr.–So. 11–16 Uhr
Das profane Wahrzeichen von Frombork ist der wuchtige Wasserturm. Er stammt aus dem Jahr 1571 und ist somit der älteste in ganz Polen. Über ein für die damalige Zeit revolutionäres System konnte der Domberg über Holzrohre mit Wasser versorgt werden, eine Technik, die in Europa bis zu jenem Zeitpunkt nur in Augsburg angewendet worden war. Hier befindet sich ein weiterer Aussichtspunkt, von dem aus ihr den Domberg und das Frische Haff bestens im Blick habt. Im Turm ist auch ein Café untergebracht.
Entdeckungen am Kanal
Vom Wasserturm aus verläuft auch ein Kanal zum kleinen Hafen, der erst vor wenigen Jahren wieder freigelegt wurde. Hier könnt ihr gemütlich am Wasser entlangschlendern und die Schiffe und Boote beobachten.
Gleich zu Beginn steht rechts ein Gedenkstein. Dieser erinnert auf Deutsch und Polnisch an die 450.000 Ostpreußen, die im Januar und Februar 1945 die Flucht über das Haff angetreten haben.
Mit dem Schiff zum Haff
Genug von Frombork? Dann ab aufs Schiff und auf zum Frischen Haff! Der Anbieter Żegluga Gdańska bringt euch nach Krynica Morska auf dem Frischen Haff. Rund anderthalb Stunden nimmt die entspannte Fahrt in Anspruch. Anschließend kann man auf dem Haff wandern, das bereits zu Pommern gehört. Krynica Morska ist ein Seebad und verfügt über mehrere schöne Strände. Aber Achtung: Die Fahrten starten von Frombork meist nur zweimal täglich, demzufolge geht es auch nur zweimal am Tag zurück. Informiert euch also über die Website über die genauen Abfahrtszeiten, um nicht am Ende am Strand übernachten zu müssen, was natürlich auch seinen Reiz hat … Für die Fahrt von Frombork und zurück müsst ihr 42 zł (erm. 30 zł) bezahlen.
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- Bingel, Markus (Autor)
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