Die DDR in Dresden – man könnte meinen, sie hätte nie existiert. Dresden lag nach den verheerenden Bombenangriffen vom Februar 1945 in Schutt und Asche. Es wurde viel aufgebaut in den 40 Jahren des „real existierenden Sozialismus“. Und auch wenn ein paar Gebäude zu den markanten Dresden Sehenswürdigkeiten gehören, ist heute kaum noch etwas aus der DDR in Dresden übrig.
Wichtige DDR-Gebäude sind verschwunden, andere wurden kernsaniert und verloren ihr markantes Aussehen. Und selbst die Plattenbauten – das Gesicht der DDR in Beton – sind so geschliffen worden, dass man bei vielen denken könnte, sie wären nach der Wende entstanden. Wir haben uns dennoch auf Spurensuche begeben und haben für euch die spannendsten Orte erkundet, die es aus der DDR in Dresden noch gibt.
Prager Straße
Sie war das Vorzeigeobjekt der DDR-Architektur in Dresden. Die Prager Straße sollte das beste werden, was die Architekten der Planungsbüros der Republik schaffen konnten. Nachdem die Bebauung der Prager Straße in den Bombenangriffen auf Dresden 1945 komplett zerstört worden war, lautete das Ziel nun, eine luftige Bebauung mit höheren Häusern und vielen funktionalen Gebäuden zu schaffen, die den Hauptbahnhof mit dem Elbufer und den anderen Sehenswürdigkeiten der Altstadt verbinden sollte. Dabei entstanden tatsächlich einige der bedeutendsten Bauten der DDR-Architektur in Dresden, ja sogar in der DDR insgesamt.
Interhotel Newa
Das Interhotel Newa war das erste der Hotels, die an der Prager Straße eröffneten. Dabei nahm der Name Newa Bezug auf den Fluss im damaligen Leningrad, der sowjetischen Partnerstadt Dresdens. Das 15-stöckige Gebäude war eines der höchsten in der Stadt. Markant war vor allem die damalige Aluminium-Vorhangfassade, die mittlerweile abmontiert wurde. Heute heißt das Hotel Pullman Dresden Newa*.
Rundkino
Das Rundkino aus dem Jahr 1972 ist das wohl ungewöhnlichste und futuristischste Gebäude an der Prager Straße. Das einen Durchmesser von 50 Meter umfassende Gebäude, war damals das modernste Kino Dresdens. Es verfügt auch heute noch über die größte Leinwand in Sachsen und fungiert weiter als Kino, ist allerdings innen erheblich modernisiert worden.
Hotels Bastei, Königstein und Lilienstein
Die Hotelscheiben, die auch nach den einzelnen Hotels Bastei, Königstein und Lilienstein benannt sind, wurden zunächst 1969 als Interhotels Prager Straße eröffnet. Sie sind nach Felsen in der Sächsischen Schweiz benannt. Das Hotel Bastei* galt Gewerkschaftsmitgliedern des FDGB (Gewerkschaftsbund in der DDR) als Urlaubshotel. Die Hotels Königstein und Lilienstein beherbergten auch ausländische Gäste. Die Zwölfgeschosser wurden seit der Wende saniert und zwei fungieren heute als Hotel, eines als privates Studentenwohnheim.
Pusteblume-Brunnen
Der Pusteblumen-Brunnen ist wohl der bekannteste Brunnen Dresdens. Er besteht auf fünf Stahlständern mit Spitzen, die wie Pusteblumen aussehen, und fünf pilzförmigen Ständern. Er wurde 1969 erschaffen. Heute steht der Brunnen aber nur noch mit drei Pusteblumen in der Prager Straße.
Wohnhaus Prager Zeile
Gegenüber den Hotelscheiben wurde schon von 1965 bis 1967 eines der längsten Wohngebäude Deutschlands gebaut, das als Prager Zeile bekannt wurde. Hier lebten in 561 Wohnungen über 1000 Menschen. Für den Entwurf griffen die Architekten auf Ideen von Le Corbusier zurück. 2007 wurde das Gebäude saniert und bekam eine Aluminiumfassade, die das Aussehen des Hauses stark veränderte.
Centrum Warenhaus
Das Centrum Warenhaus wurde erst 1978 und somit von den größeren Bauten an der Prager Straße als letztes fertiggestellt. Zum Teil stand der Rohbau schon einige Jahre an dieser Stelle. Die Aluminiumfassade des Warenhauses galt als eine der schönsten in Deutschland und war ein Symbol der Moderne in Dresden. Dennoch wurde das Gebäude 2008 abgerissen. An seine Stelle baute man eine moderne Einkaufsgalerie. Die Fassade des Hauses wurde aber immerhin erhalten und in den Neubau integriert.
Kulturpalast Dresden
Der Kulturpalast Dresden (siehe auch Coverbild) ist so etwas wie der kleine Bruder des Palastes der Republik. Sowohl seine quaderförmige modernistische Architektur wie auch seine Funktion ähnelten „Erichs Lampenladen“ in Berlin. Hier gab es nicht nur einen Saal mit rund 2500 Sitzen, sondern auch ein Studiotheater, Proberäume und ein Restaurant. Im Zuge einer Sanierung wurde der Saal modernisiert und ist etwas geschrumpft. Auch die Stadtbibliothek Dresden unterhält hier eine Zweigstelle. Der Zugang ist auch am Wochenende möglich.
Im ersten Stock prangt noch das Wandbild „Unser sozialistisches Leben“. Von der oberen Etage mit der riesigen Glasfront hat man einen großartigen Blick auf den Altmarkt. Im Rahmen von Führungen könnt ihr auch den Konzertsaal besichtigen.
Wandbild „Der Weg der Roten Fahne“
An der Westseite des Gebäudes prangt seit dem Bau das riesige Wandbild „Der Weg der Roten Fahne“. Es ist 10,5 x 30 Meter groß und wurde von einer Arbeitsgemeinschaft der Hochschule für Bildende Künste Dresden anlässlich des 20. Jahrestags der DDR 1969 erschaffen.
Wandbild Weltfestspiele der Jugend
1973 fanden in Ost-Berlin die Weltfestspiele der Jugend statt. Für die Führung der DDR war dies ein willkommener Anlass für Propagandamaßnahmen im ganzen Land. Überall warben Plakate für das Zusammentreffen der Jugendlichen und Studenten vorrangig aus sozialistischen Staaten. Auch in Dresden wurde daher an einer Plattenbaufassade am heutigen Günzplatz ein Wandbild für die Weltfestspiele der Jugend angebracht. Es hat bisher alle Sanierungen überstanden.
Museum „Die Welt der DDR“
Früher als privates DDR-Museum in Radebeul betrieben, ist „Die Welt der DDR“ mittlerweile in die Dresdner Neustadt gewandert. Hier werden am Albertplatz allerlei Dinge aus dem Alltagsleben der DDR ausgestellt. Möbel, Gebrauchsgegenstände, Fahrzeuge – ehemalige DDR-Bürger und andere Gäste treten hier für 7 Euro eine Zeitreise an. Leider sind die Beschreibungen nicht gerade üppig, sodass die Ausstellung für Besucher ohne tiefere DDR-Kenntnis eher weniger interessant sein dürfte.
Gedenkstätte Bautzner Straße
Die Stasi unterhielt in jedem Bezirk mindestens ein Gefängnis für politische Gefangene. In Dresden lag dieses an der Bautzner Straße, nicht weit entfernt von der heutigen Waldschlösschenbrücke. Hier verhörte und internierte die Staatssicherheit unliebsame Personen. Eine Freilassung erfolgte oft nur nach Jahren der Haft oder nach Freikauf durch die Bundesrepublik Deutschland. In der Ausstellung werden alle Prozeduren und der Alltag der Häftlinge von der Aufnahme bis zur Entlassung erklärt. Die 6 Euro Eintritt lohnen sich, um authentische Zeugnisse aus einer Welt kennenzulernen, die im Film Das Leben der Anderen thematisiert wird.
Fernsehturm Dresden
Eines der am wenigsten beachteten Zeugnisse der DDR in Dresden ist der Dresdner Fernsehturm. Da er recht weit entfernt von der Stadt steht, verirren sich nur wenige Besucher hierher. Errichtet auf den Elbhängen in den Jahren 1964 bis 1969, ist er mit 252 Metern Höhe in den Top 10 der höchsten Fernsehtürme Deutschlands zu finden. Er war sogar die Nummer 2 in der DDR. Als der Deutsche Fernsehfunk (DFF) der DDR zu senden begann, erreichte man Dresden wegen der Tallage nur schlecht. Dresden war allgemein beim Funkempfang bestraft, denn auch das Westfernsehen und Radio bekam man nur über Mittel- oder Langwelle herein. Das brachte Dresden auch den Spitznamen „Tal der Ahnungslosen“ ein.
Die Eröffnung des Fernsehturms erfolgte zum 20. Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1969. Von da an war der Turm bis 1991 ein beliebtes Ausflugsziel. Es gab ein Restaurant mit 120 Plätzen in 145 Metern Höhe sowie eine Aussichtsplattform darüber. Derzeit sucht die Stadt nach Pächtern, die den Fernsehturm übernehmen würden.
Hinweis: Wir erheben natürlich mit diesem Artikel keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Aber wir würden uns freuen, wenn ihr uns in den Kommentaren schreibt, wo man in Dresden noch weitere Überbleibsel der DDR-Architektur finden kann!
Buchtipps
Hässliche Plattenbauten? Von wegen! In Dresden wurden im Sozialismus einige wegweisende Bauprojekte realisiert, die in diesem Band vorgestellt werden.
- Hans-Jürgen Freudenberger (Autor)
Spannend geschriebenes Buch über den Alltag in Dresden zu Zeiten der DDR.
- Schieferdecker, Uwe (Autor)
Handlicher Reiseführer über Dresden mit mehreren Spaziergängen, vielen Restaurant- und Shoppingstipps und spannenden Hintergrundberichten
- Bosenius, Jürgen (Autor)
Liebevoll gestalteter Band mit historischen Aufnahmen des alten Dresden.
- Krase, Andreas (Autor)
Mit viel Herzblut geschriebene Hommage an das Venedig des Nordens.