Saaremaa – Urlaub auf Estlands größter Insel

Heute nehmen wir euch mit auf die malerische Insel Saaremaa, die größte Insel Estlands und viertgrößte Insel in der Ostsee. Hier erfahrt ihr alle Infos!

Inhaltsverzeichnis

Genau 2222 estnische Inseln soll es in der Ostsee geben. Viele wissen gar nicht, dass Estland über eine solche Vielzahl an Eilanden verfügt. Heute wollen wir euch eine von ihnen genauer vorstellen, genauer gesagt die größte von ihnen, nämlich Saaremaa, das auf Deutsch und Schwedisch Ösel heißt. Saaremaa ist mit ihren 2672 km² die viertgrößte Insel der Ostsee und fast dreimal so groß wie Rügen. Die Insel ist sehr gut erschlossen und daher wie gemacht für einen entspannten Urlaub. Sie liegt im Moonsund, einer Inselgruppe westlich des estnischen Festlands, zu der auch die Inseln Hiiumaa, Muhu und Vormsi gehören. Wenn ihr euch für die estnischen Inseln im Allgemeinen interessiert, dann klickt einfach hier.

Die Geschichte der Insel

Saaremaa war im Mittelalter von heidnischen Siedlern bewohnt, wurde dann aber von einem missionarischen Orden 1227 erobert und geriet später unter die Kontrolle des Deutschen Ordens (mehr zum Deutschen Orden erfahrt ihr hier in unserem Artikel zur Marienburg).

Schweden und Dänen

Später wurde Saaremaa von einem Fürstbischof verwaltet, der die Insel an die Dänen verkaufte. Diese mussten die Insel später an Schweden abtreten und Saaremaa erlebte unter diesen im 17. Jahrhundert eine Blüte und war ein bedeutender Handelsposten.

Russische Herrschaft

Im Großen Nordischen Krieg kam die Insel dann Anfang des 18. Jahrhunderts an Russland. Unter dem Vizegouverneur Balthasar Freiherr von Campenhausen wurde die Insel modernisiert, in der Hauptstadt Kuressaare blieb fast kein Stein auf dem anderen. Als Handelsposten verlor die Insel immer mehr an Bedeutung, dafür entwickelte sich Saaremaa im 19. Jahrhundert zu einem beliebten Kurbad. Die kurze Episode der estnischen Unabhängigkeit wurde durch die Einbeziehung in das sowjetische Herrschaftsgebiet wieder zunichte gemacht.

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Beschaulich und fotogen präsentiert sich Saaremaas „Hauptstadt“ Kuressaare heute (Bild von Thorsten Altheide)

Saaremaa heute

Nach der Wende erlebte das nun zum unabhängigen Estland gehörende Eiland aber wieder eine Blüte. Viele neue Hotels wurden gebaut und vor allem Gäste aus Estland, Lettland und Finnland verbringen hier gerne ihren Sommerurlaub.

Das sind die schönsten Orte auf Saaremaa

Die größtenteils flache Insel verfügt auch über einige Steilküsten wie die Panga Pank. Das Faszinierende an Saaremaa ist die Kombination aus Natur und von Menschen geschaffenen Sehenswürdigkeiten. Hier könnt ihr verschiedene Robbenarten beobachten, aber auch Bären leben auf der Insel. Spannende Entdeckungen könnt ihr unter anderem in der Hauptstadt Kuressaare machen (dt. Arensburg). Die dortige Bischofsburg zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen auf der Insel. Aber auch Windmühlen, Leuchttürme und ein mystischer Meteoritenkrater lohnen einen Urlaub auf Saarema. Hier erfahrt ihr, welche Orte einen Ausflug lohnen!

Saarema
Bild von Makalu auf Pixabay

Kuressaare

Nur 36.000 Einwohner leben auf Saaremaa. Mehr als ein Drittel von ihnen kann Kuressaare sein Zuhause nennen, die einzige Stadt auf der Insel. Arensburg lautet der deutsche Name der Stadt an der Südküste der Insel. Die Altstadt ist sehr hübsch, unter anderem könnt ihr hier das barocke Rathaus bewundern oder die lange Lossi-Straße entlangschlendern, an der sich auch das Stadttheater und die Laurentiuskirche aus dem 18. Jh. befinden. Das orthodoxe Pendant zur evangelischen Laurentiuskirche ist die Nikolaikirche, die auf Geheiß Katharinas der Großen errichtet wurde.

Erholung und Kultur

Entspannung verspricht der Bereich westlich der Altstadt, wo ihr Vögel beobachten könnt. Kulturinteressierte sollten dem Aavik-Museum einen Besuch abstatten, in dem einst der Sprachwissenschaftler Johannes Aavik lebte, einem der Urväter der modernen estnischen Sprache. Das schöne Gebäude auf dem Bild ist übrigens das schicke Hotel Ekesparre*, in dem ihr mit Blick auf die Burg übernachten könnt.

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Bild von Thorsten Altheide

Bischofsburg

Das unbestrittene Wahrzeichen von Kuressaare und eine der fotogensten Sehenswürdigkeiten des Landes ist aber die mittelalterliche Bischofsburg. Ihre erste urkundliche Erwähnung erfolgte im 14. Jahrhundert, vermutlich ist sie aber noch viel älter. Es handelt sich bei ihr neben der Burg von Trakai in Litauen um die vielleicht besterhaltene mittelalterliche Burganlage im Baltikum. Bekannt ist sie auch für ihren 29 Meter hohen Turm, den „Langen Hermann“. Einen besonderen Reiz hat die Bischofsburg, da sie auch heute noch von einem Wassergraben umgeben ist. Früher sollte der Eindringlinge abhalten, heute könnt ihr hier wunderbar entspannen.

Saaremaa
Bild von Thorsten Altheide

Meteoritenkrater Kaali

Im Herzen der Insel befindet sich eine der ungewöhnlichsten Sehenswürdigkeiten des Landes. Vor rund 4000 Jahren schlug hier ein Meteorit ein, der ein riesiges Loch in der Erde hinterließ. So entstand ein rund 50 Meter messender Krater, der heute mit Wasser gefüllt ist und einem kleinen See gleicht. Er wird von einem Erdwall umgeben, der die Ausmaße des Meteoriteneinschlags noch einmal unterstreicht. Daneben findet ihr hier aber noch weitere, etwas kleinere Krater. Lange ging man davon aus, dass sich hier ein Vulkan befindet, andere vermuteten gar Geister hinter dem Krater oder behaupteten, die Erde hätte hier eine Kirche verschlungen, in der zwei Geschwister geheiratet hatten. Dass es sich um einen bis zu 10.000 Tonnen schweren Meteoriten handelte, bemerkte man erst im 20. Jahrhundert.

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Bild von Thorsten Altheide

Angla-Windmühlen

Historische Windmühlen sind ein Charakteristikum der estnischen Inseln und finden sich auch auf anderen Eilanden. Früher soll es allein auf Saaremma mehrere Hundert Mühlen gegeben haben! Nirgendwo findet ihr sie heute so schön und fotogen nebeneinander versammelt wie auf dem Mühlenberg von Angla im Norden Saaremaas. Fünf Mühlen stehen hier heute noch, von denen vier sind klassische Bockwindmühlen und stammen aus dem 19. Jahrhundert. Eine Holländerwindmühle, die etwas höher ist, kam 1927 hinzu. Im benachbarten Heritage Center könnt ihr euch über das traditionelle Mühlwesen informieren.

Bild von Thorsten Altheide

Kirche in Karja

Nur einen Steinwurf von den Windmühlen entfernt liegt das kleine Dorf Karja (dt. Karrishof). Es ist eines der ältesten Dörfer der Insel und war lange Sitz des deutschbaltischen Adelsgeschlechts der Sengbuschs. Ihr altes Herrenhaus steht hier immer noch, die meisten Touristen kommen aber wegen der kleinen Dorfkirche hierher. Sie stellt eine architektonische Besonderheit dar, da sie durch ihre hohe Bauweise eine ungewöhnliche Form hat. Das gotische Gotteshaus wurde im 14. Jh. errichtet und hat die Wirren der Vergangenheit unbeschadet überstanden. Im Innern könnt ihr daher noch heute die feinen Steinmetzarbeiten und die feinen Fresken mit ihren vielen floralen Motiven bewundern. Die Kirche schmücken aber auch mysteriöse christliche und heidnische Symbole wie ein Pentagramm, die den Forschern bis heute Rätsel aufgeben.

Kirche in Kaarma

Nördlich von Kuressaare steht im Dorf Kaarma-Kirikuküla (dt. Karmel) noch eine weitere spannende Kirche. Ihre Ursprünge gehen auf das 13. Jahrhundert zurück, im Lauf der Zeit wurde sie aber immer wieder umgebaut und erhielt so ihr heutiges Aussehen mit dem Kirchturm. Aus dem 15. Jahrhundert haben sich noch einige Kunstwerke erhalten, darunter mehrere Fresken, Skulpturen und das Taufbecken. Für die Esten ist dies ein bedeutender Ort, denn in dem zweischiffigen Gotteshaus befinden sich Inschriften, die möglicherweise das älteste Zeugnis der estnischen Sprache darstellen. Das benachbarte Pfarrhaus und die Schule vermitteln euch einen Eindruck von der traditionellen Lebensweise auf der Insel.

Kirche in Pöide

Und noch eine Dorfkirche hat es auf unsere Liste der schönsten Sehenswürdigkeiten von Saaremaa geschafft. Pöide (Peude) ist ein kleiner Weiler im Osten der Insel. Hier stand einst eine Burg des Deutschen Ordens, die aber schon im 14. Jahrhundert zerstört wurde. Da stand hier bereits die wuchtige, gotische Marienkirche, die selbst ein wenig an eine Burg erinnert. Sie zeichnet sich durch ihren massiven Turm aus und obwohl Pöide heute keine 30 Einwohner mehr zählt, dürfen die wenigen Bewohner stolz darauf sein, die größte Kirche der Insel ihr Eigen nennen zu können. In Pöide fiel übrigens während des Ersten Weltkriegs der deutsche Schriftsteller Walter Flex. Zunächst setzte man ihn hier bei, die Nazis ließen ihn aber exhumieren und seinen Leichnam nach Königsberg überführen.

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Bild von Thorsten Altheide

Halbinsel Sõrve

Ein bisschen sieht Saaremaa aus der Luft aus wie ein dicker Fisch mit einer schmalen Schwanzflosse. Bei dieser „Flosse“ handelt es sich um die Halbinsel Sõrve (dt. Sworbe), eines der schönsten Ausflugsziele auf der Insel. Sõrve ist ein Paradies für Wanderer, Wasserratten und Windsurfer.

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Bild von Thorsten Altheide

Einer der schönsten Leuchttürme der Insel

Das Wahrzeichen der Halbinsel ist der schwarz-weiße Leuchtturm im Süden der Halbinsel. Er stammt in seiner heutigen Form aus dem Jahr 1960, aber schon ab dem 17. Jahrhundert wies hier ein Leuchtfeuer den Schiffen ihren Weg.

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Nein, das ist nicht das Wikingerschiff, sondern nur eine Picknickbank, die an den Sensationsfund erinnert (Bild von Thorsten Altheide)

Mysteriöse Schiffsgräber

Hätte es die früher schon gegeben, dann wäre Sõrve vielleicht um eine weitere Attraktion ärmer, mögen manche denken. Denn hier wurden 2008 und 2012 die Wracks zweier Wikingerschiffe entdeckt. Archäologen datieren die beiden Wracks auf das Frühmittelalter. Von den hölzernen Schiffen konnten nur noch Reste geborgen werden, die Skelette der Besatzung, ihre Messer und Schleif- sowie Spielsteine befanden sich aber in einem deutlich besseren Zustand. Das Besondere an diesem Ort ist, dass es sich nicht um Schiffbruch handelte, sondern um ein Bootsgrab, in dem die Männer bestattet wurden. Die Schiffsgräber hier sind einzigartig, denn normalerweise wurden deutlich weniger Menschen in solchen Schiffsgräbern bestattet. Außerdem lagen sie einfach im Sediment und wurden nicht wie sonst bei den Wikingern üblich auf einem Hügel beigesetzt.

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Dieses Denkmal aus der Sowjetzeit erinnert an die Opfer der Kämpfe (Bild von Thorsten Altheide)

Eine dunkle Vergangenheit

Bekannt ist Sõrve aber auch wegen der Kämpfe, die hier im Zweiten Weltkrieg stattfanden. Sowohl beim deutschen Überfall auf die Sowjetunion als auch bei der Rückeroberung der Insel 1944/1945 fielen hier mehrere Tausend Soldaten. Allein bei der Schlacht um Tehumardi starben in einer Nacht 750 Menschen. Ein beeindruckendes sowjetisches Ehrenmal erinnert noch heute an das Ereignis. Nach dem Krieg wurde die Halbinsel weiterhin militärisch genutzt. Viele der Bunker und Raketenstartrampen sind noch immer gut erhalten und militärgeschichtlich interessierte Besucher finden hier viele Orte vor. Das Mahnmal auf dem Bild sieht aus wie ein Schwert und erinnert mitten in der Natur an die Schlacht von Tehumardi.

Estland Sehenswürdigkeiten
Bild von Thorsten Altheide

Nationalpark Vilsandi

An der westlichen Küste von Saaremaa wurde ein Nationalpark eingerichtet, der sich über 150 kleine Inseln und Teile des Festlands erstreckt. Hier blühen wilde Orchideen und Wacholder, ihr stoßt bei euren Erkundungen hier mit etwas Glück aber auch auf versteinerte Korallen und nirgendwo auf der Insel könnt ihr so wunderschöne Sonnenuntergänge erleben wie in diesem Naturparadies. Außerdem zählt der Nationalpark über 250 verschiedene Vogelarten, darunter mehrere exotische Enten- und Möwenarten. Im Infozentrum des Nationalparks könnt ihr euch über die Fossilien und die Naturgeschichte der Region informieren. Die Wurzeln des Nationalparks reichen übrigens bis ins Jahr 1910 zurück, als hier mit dem Vaika Vogelschutzgebiet das erste Naturschutzgebiet im Baltikum eingerichtet wurde.

Wie kommt man nach Saaremaa?

Nach Saaremaa müsst ihr die Fähre vom Festland nehmen. Fahrpläne und Tickets findet ihr hier. Aber Achtung, eigentlich fahren die Fähren nach Saaremaa nämlich auf die Insel Muhu! Die Schiffe legen im Festlandhafen Virtsu ab und kommen in Kuivastu auf Muhu an. Dann geht die Fahrt über die Insel Muhu und einen Damm, der Muhu und Saaremaa verbindet.

Buch- und Filmtipps

Ihr seid neugierig geworden und wollt Estland und Saaremaa genauer kennenlernen? Dann holt euch jetzt den Reiseführer „Baltikum“, den unser Estland-Experte Thorsten zusammen mit anderen Experten im Reise Know-How Verlag veröffentlicht hat. Hier findet ihr nicht nur viele Infos zu den estnischen Inseln, sondern auch zu Litauen und Lettland.

In diesem Buch beschreibt die Reisejournalistin Stefanie Bisping Estland auf eine sehr persönliche Weise und zeichnet mit vielen interessanten Hintergrundgeschichten ein stimmiges Bild von Land und Leuten.

Mit dieser praktischen Landkarte könnt ihr Saaremaa und die nächstgrößere Insel Hiiumaa bequem erkunden, gerade für Wanderungen oder Radtouren ist die Karte im Maßstab 1:200.000 ideal.

Der estnischstämmige finnische Autor Ilmar Taska setzt sich in diesem Buch auf unkonventionelle Weise mit der Nachkriegszeit in Estland auseinander.

Pobeda 1946*
  • Taska, Ilmar (Autor)

Wunderbare Doku, die Estland und all seine Naturschönheiten vorstellt.

Wildes Baltikum - Die Küste/Wälder und Moore*
  • Hauschild, Christoph (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Infoprogramm

Wir hoffen, euch hat unser Ausflug auf die Insel Saaremaa gefallen. Welches ist euer Lieblingsort? Lasst es uns gerne wissen und schreibt uns einen Kommentar!

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Markus Bingel hat lange in Polen, der Ukraine und Russland studiert und gearbeitet. Als Reisebuchautor zieht es ihn mehrmals im Jahr in die Länder des „Wild East“ – und noch immer ist er jedes Mal fasziniert von dieser Region. Als Co-Gründer des Blogs möchte er euch gerne die unbekannten, spannenden und immer wieder überraschenden Seiten Osteuropas vorstellen.

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