Estnische Inseln – Urlaub an der Ostsee

Estnische Inseln zählen zu den interessantesten Reiseregionen Estlands. Hier stellen wir sie euch einmal genauer vor und geben euch Tipps für euren Urlaub.

Inhaltsverzeichnis

Genau 2222 estnische Inseln soll es in der Ostsee geben. Viele wissen gar nicht, dass Estland über eine solche Vielzahl an Eilanden verfügt. Höchste Zeit also, sie euch hier einmal genauer vorzustellen und ihnen einen eigenen Artikel zu widmen. Wie ihr zu den Inseln kommt, das erfahrt in diesem Artikel im Abschnitt „Fähren“.

Estnische Inseln – Übersicht, Zahlen und Fakten

Keine Angst, wir stellen euch hier nicht alle 2222 Inseln vor. Die meisten von ihnen sind nämlich ziemlich klein und unbewohnt. Nur 29 von ihnen sind überhaupt größer als 1 km² und nur auf 19 Inseln leben überhaupt Menschen. Die Inseln verteilen sich auf drei Inselgruppen.

Die Moonsund-Inseln

Die größten estnischen Inseln liegen westlich vor der estnischen Küste. Sie werden vom Moonsund vom Festland abgetrennt, der auf Estnisch als Väinameri bezeichnet wird, was man mit „Meerengen-See“ übersetzen kann. Das Wasser ist hier nicht sehr tief und früher war dieser Teil der Ostsee bei Kapitänen gefürchtet. Heute müsst ihr natürlich keine Angst mehr haben, wenn ihr mit der Fähre auf die Inseln fahrt. Die Inseln hier haben eine Gesamtfläche von ca. 4000 km². Die größten von ihnen sind Saaremaa, Hiiumaa, Muhu und Vormsi. Wir stellen sie euch hier alle genauer vor.

Die westestnischen Inseln sind ein eigener Mikrokosmos. Hier werden eigene Traditionen gepflegt und die Landschaft mit ihren Leuchttürmen und Windmühlen zählt zu den schönsten des Landes. Zusammen mit Saarema und einigen anderen Inseln sind Muhu, Hiiumaa und Vormsi sogar Teil eines UNESCO-Biosphärenreservates.

Die Inseln der Rigaer Bucht

Südlich des Moonsunds schließt sich die Bucht von Riga an, an dessen südlichem Ende auch die lettische Hauptstadt liegt. Hier, am Rigaer Meerbusen, gibt es nur wenige Inseln. Die größten von ihnen sind Manilaid, Kihnu und Ruhnu. Manilaid liegt unmittelbar vor der estnischen Küste, während Kihnu schon ein Stück weiter im offenen Meer liegt. Die Entfernung von Ruhnu zum estnischen Festland beträgt hingegen schon ganze 70 Kilometer, während es zum lettischen Festland im Westen nur rund 40 Kilometer sind. Auch Ruhnu und Kihnu stellen wir euch weiter unten vor.

Die ostestnischen Inseln

Nördlich des estnischen Festlands befindet sich der Finnische Meerbusen. Hier, im Grenzgebiet zwischen Russland, Finnland und Estland, gibt es nur wenige bewohnte Inseln, darunter das russische Kotlin vor Sankt Petersburg. Die größten estnischen Inseln sind die von den Sowjets als Bombentestgelände genutzte Pakri-Inselgruppe, Naissaar, Prangli, Osmussaar und Aegna. Hier leben nur sehr wenige Menschen und für einen Urlaub empfehlen wir euch eher andere estnische Inseln.

Estland Sehenswürdigkeiten
Blick auf die Bischofsburg Kuressaare auf Saarema (Bild von Thorsten Altheide)

Saaremaa

Saaremaa (deutscher Name: Ösel) ist mit ihren 2672 km² die viertgrößte Insel der Ostsee und fast dreimal so groß wie Rügen. Die Insel ist sehr gut erschlossen und daher wie gemacht für einen entspannten Urlaub. Die größtenteils flache Insel verfügt auch über einige Steilküsten wie die Panga Pank. Das Faszinierende an Saaremaa ist die Kombination aus Natur und von Menschen geschaffenen Sehenswürdigkeiten. Hier könnt ihr verschiedene Robbenarten beobachten, aber auch Bären leben auf der Insel. Spannende Entdeckungen könnt ihr unter anderem in der Hauptstadt Kuressaare machen (dt. Arensburg). Die dortige Bischofsburg zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen auf der Insel. Aber auch Windmühlen, Leuchttürme und ein mystischer Meteoritenkrater lohnen einen Urlaub auf Saaremaa, das wir euch in einem eigenen Artikel genauer vorstellen.

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Entspannung und Ruhe verspricht die Insel Muhu (Bild von Thorsten Altheide)

Muhu

Die estnische Insel Muhu (dt. Moon) liegt genau zwischen Saaremaa und dem Festland und kann mit einer Fähre von Virtsu auf dem Festland erreicht werden. Mit Saaremaa ist Muhu über einen Damm verbunden, die Entfernung zwischen beiden Inseln beträgt keine drei Kilometer. Die Menschen auf Muhu werden aber nur sehr ungern als Anhängsel von Saaremaa angesehen. Und es wäre ein Fehler, der Insel keinen Besucht abzustatten. Zwar leben hier nur knapp 1500 Menschen, aber die schöne Natur, darunter die Steilküste im Norden, und vor allem die vielen historischen Windmühlen und kleinere Attraktionen wie eine Straußenfarm locken trotzdem viele Besucher hierher.

Museumsdorf Koguva

Das Highlight eines Muhu-Besuchs ist für die meisten aber Koguva. Hier wurde 1922 der estnische Schriftsteller Juhan Smuul geboren. Sein Haus und sein Gehöft wurden in ein wunderschönes Museumsdorf umgestaltet, in dem ihr euch über die traditionelle Lebensweise auf der Insel informieren könnt. Natürlich stehen auch hier mehrere Windmühlen, aber auch eine Kunstgalerie, eine historische Schule und vieles mehr.

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Auf Hiiumaa findet sich immer ein Platz zum Baden (Bild von Thorsten Altheide)

Hiiumaa

Die estnische Insel Hiiumaa (dt. Dagö) ist nach Saaremaa mit rund 1000km² Fläche die zweitgrößte estnische Insel und liegt nördlich ihrer großen Schwester. Ihr erreicht Hiiumaa mit der Fähre von Saaremaa oder vom Festland aus. Im Winter kann es vorkommen, dass der Moonsund zufriert, dann könnt ihr sogar mit dem Auto über das Eis fahren! Hiiumaa besteht zu über 60 % aus Wäldern, aber auch einige Sümpfe finden sich hier. Vor allem ist Hiiumaa aber für seine Leuchttürme bekannt, die unterschiedlicher kaum sein könnten, aber alle sehr sehenswerte sind und schöne Fotomotive abgeben.

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Ausblick vom Kõpu tuletorn (Bild von Thorsten Altheide)

Halbinsel Kõpu

Eines der Wahrzeichen der Insel ist der Kõpu tuletorn, der drittälteste Leuchtturm der Welt, der noch in Betrieb ist! Seit dem 16. Jahrhundert verrichtet er zuverlässig seinen Dienst und überblickt die Küste vor der schmalen gleichnamigen Halbinsel im Westen Hiiumaas. An deren Spitze befindet sich mit dem knallroten Ristna tuletorn ein weiterer, sehr fotogener Leuchtturm. Für spannende Entdeckungen sorgen auch die alten sowjetischen Militäranlagen, die langsam von der Natur zurückerobert werden. Außerdem ist Kõpu ein echtes Surferparadies, Abwechslung ist hier also garantiert!

Halbinsel Tahkuna

Auf Hiiumaa gibt es noch eine zweite Halbinsel. Und natürlich darf auch hier ein Leuchtturm nicht fehlen. Der weiße Tahkuna teletoren sieht nicht sonderlich spektakulär aus, kann aber auf eine bewegte Geschichte zurückblicken: Er wurde nämlich auf der Weltausstellung in Paris in Auftrag gegeben, auf der sich die russischen Vertreter (Estland war damals Teil des russischen Zarenreichs) begeistert von seiner Funktionalität zeigten. Nachdem man mehrere Einzelteile in Frankreich gebaut hatte, wurden diese auf Tahkuna zusammengefügt und der Leuchtturm war fertig. Auf Tahkuna steht außerdem ein Denkmal, dass an die Estonia-Katastrophe erinnert. 1994 sank die gleichnamige Fähre auf ihrem Weg von Tallinn nach Stockholm. 852 Menschen kamen bei der größten europäischen Schiffskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg ums Leben.

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Ideal für eine Wanderung „im Meer“ – Sääre tirp (Bild von Thorsten Altheide)

Sääre tirp

Sääre tirp ist eine schmale Landzunge an der südlichen Küste von Hiiumaa und ideal für einen längeren Spaziergang. Das Meer zu beiden Seiten, spaziert man zunächst durch schöne Busch- und Baumvegetation, die immer spärlicher wird, bis man schließlich auf einem schmalen Schotterband mitten in der Ostsee steht. Auf dem Weg zum Wanderparkplatz stoßt ihr vorher schon auf einen Riesen, beziehungsweise zumindest auf eine Statue eines Riesen. Sie zeigt den mythischen Urvater der Insel Hiiumaa, der Steine schleppt, um eine Brücke zu bauen. In dem Bild oben bekommt ihr einen guten Eindruck von der Schönheit dieses Ortes.

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Auch Vormsi verspricht vor allem eins – Entspannung (Bild von Thorsten Altheide)

Vormsi

Östlich von Hiiumaa liegt Vormsi (dt. Worms). Mit ihren 92 km² ist sie die viertgrößte estnische Insel, aber bereits deutlich kleiner als Muhu. Vom Festland aus ist Vormsi ziemlich gut zu erreichen. Mehrmals täglich bringen euch Fähren von Rohuküla bei Haapsalu auf dem Festland hierher, das nur zehn Kilometer von Vormsi entfernt liegt. Die Insel hat einen spürbaren skandinavischen Touch, was daran liegt, dass Schweden hier bis zum Zweiten Weltkrieg die Bevölkerungsmehrheit bildeten.

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Als wäre man in Irland (Bild von Thorsten Altheide)

Ein geheimnisvoller Friedhof

Wenn ihr auf Vormsi seid, solltet ihr unbedingt in Hullo vorbeischauen, dem Inselhauptort. Hier steht die Inselkirche aus dem 17. Jahrhundert, vor allem lohnt sich der Ausflug aber wegen des Inselfriedhofs. Hier stehen über 300 alte Keltenkreuze, die man so eher in Irland oder Schottland erwarten würde. Sie sind teilweise halb im Boden versunken und verleihen dem Ort eine fast mystische Aura.

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Auf Kihnu ticken die Uhren auch heute noch ein bisschen anders (Bild von Thorsten Altheide)

Kihnu

Schön war es auf den Inseln im Moonsund. Wir wollen euch hier aber auch die Inseln in der Rigaer Bucht vorstellen. Kihnu liegt rund 10 Kilometer vor der estnischen Küste und ist mit der Fähre vom Festland aus gut zu erreichen. Ihr könnt unter anderem von Pärnu hier hinfahren und den Besuch der Insel so mit einem Urlaub in der estnischen Sommerhauptstadt verbinden. Kihnu ist vor allem unter kulturellen Gesichtspunkten interessant, denn seine Bewohner haben eine eigene Kultur geprägt, die sich in den lokalen Trachten und der Musik niederschlägt. Im Kihnu Museum erhaltet ihr einen guten Einblick in die lokale Lebensweise und die Geschichte der Insel.

Unterwegs auf dem Reisering

Die Insel könnt ihr am bequemsten auf dem Kihnu Reesuratas (Reisering) erkunden, der die schönsten Orte der Insel mit einander verbindet. Unser Tipp: Übernachtet eine Nacht auf Kihnu und leiht euch ein Fahrrad aus, denn um die historischen Dörfer Lemsi, Roostiküla, Linaküla und Sääre Küla zu erkunden, müsst ihr immerhin 23 Kilometer zurücklegen. Unterwegs erwarten euch eine abwechslungsreiche Landschaft, ein schöner Hafen, Strände, Leuchttürme und historische Bauernhöfe.

Ruhnu

Die estnische Insel Ruhnu (dt. Runö) verströmt echtes Hochseefeeling, denn die Insel liegt sehr isoliert im Norden der Bucht von Riga und ist weit und breit nur von Wasser umgeben. Die isolierte Lage der Insel hat dazu geführt, dass die ursprünglich hier lebenden Schweden einen eigenen Dialekt entwickelt haben, das sogenannte Runsk.

Schweden, Lettland oder Estland?

Die Geschichte von Runsk birgt einige Besonderheiten. Nach dem Zusammenbruch des Zarenreichs baten die Bewohner der Insel den schwedischen König nämlich, Schweden beitreten zu dürfen. Dieser lehnte ab und so durften sich die Bewohner entscheiden, ob sie den neugegründeten Staaten Lettland oder Estland beitreten wollen würden. Sie entschieden sich für Estland, da es dort eine größere schwedische Minderheit gab. Und so ist die Insel auch heute noch Teil Estlands, obwohl sie eigentlich viel näher an Lettland liegt.

Holzkirchen und ein Leuchtturm aus berühmter Hand

Obwohl heute nur noch rund 60 Menschen auf Ruhnu leben hat die Insel einen eigenen Flughafen, der die Versorgung der Bevölkerung sicherstellt. Eine Besonderheit ist der Leuchtturm der Insel, der von keinem geringeren als Gustave Eiffel, dem Architekten des Eiffelturms, entworfen wurde. Aber auch die Holzkirche St. Magdalenen aus dem 17. Jahrhundert ist ein echter Hingucker. Ansonsten eignet sich die Insel auch für einen entspannten Badeurlaub abseits der Touristenmassen. Und im Ruhnu Museum könnt ihr euch über die bewegte Geschichte der Insel informieren.

Buch- und Filmtipps

Ihr seid neugierig geworden und wollt Estland genauer kennenlernen? Dann holt euch jetzt den Reiseführer „Baltikum“, den unser Estland-Experte Thorsten zusammen mit anderen Experten im Reise Know-How Verlag veröffentlicht hat. Hier findet ihr nicht nur viele Infos zu den estnischen Inseln, sondern auch zu Litauen und Lettland.

In diesem Buch beschreibt die Reisejournalistin Stefanie Bisping Estland auf eine sehr persönliche Weise und zeichnet mit vielen interessanten Hintergrundgeschichten ein stimmiges Bild von Land und Leuten.

Schräge Geschichte über die estnische Vergangenheit, der viel über die Seele Estlands erzählt.

Der estnischstämmige finnische Autor Ilmar Taska setzt sich in diesem Buch auf unkonventionelle Weise mit der Nachkriegszeit in Estland auseinander.

Pobeda 1946*
  • Taska, Ilmar (Autor)

Wunderbare Doku, die Estland und all seine Naturschönheiten vorstellt.

Wildes Baltikum: Die Küste / Wälder und Moore*
  • Hans Henrik Wöhler (Schauspieler)
  • Christoph Hauschild (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ohne Altersbeschränkung

Wir hoffen, euch hat unser Ausflug auf die estnischen Ostseeinseln gefallen. Welches ist euer Lieblingsort? Lasst es uns gerne wissen und schreibt uns einen Kommentar!

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Markus Bingel hat lange in Polen, der Ukraine und Russland studiert und gearbeitet. Als Reisebuchautor zieht es ihn mehrmals im Jahr in die Länder des „Wild East“ – und noch immer ist er jedes Mal fasziniert von dieser Region. Als Co-Gründer des Blogs möchte er euch gerne die unbekannten, spannenden und immer wieder überraschenden Seiten Osteuropas vorstellen.

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Remo
Remo
3 Jahre zuvor

Mein absoluter Lieblingsort ist der Sääretirp auf Hiiumaa. Aber auch die Vilsandi-Insel-Wanderung auf Saaremaa hatte mir sehr gut gefallen.

Cornelie Müller-Gödecke

Mir fehlt der „weibliche Blick“ in Eurem Blog, den nirgendwo wird die reiche Textil-Tradition gezeigt, die ja nun gerade auf Muhu und Saaremaa, aber eigentlich überall im Land, gepflegt und geliebt wird.
Sind Euch noch nie die wunderbaren Handschuhe aufgefallen, die gewebten Teppiche, die Strümpfe, die Bekleidung?
Berichtet doch mal über die estnische Kulturakademie in Viljandi, das Folklore-Festival dort, das Nationalmuseum und und und…
Es fehlt so vieles, was berichtenswert wäre!

Peter Althaus
Admin
2 Jahre zuvor

Hallo Cornelia, Du hast vollkommen recht. Leider haben wir kaum weibliche Autoren. Das liegt nicht an uns, wir würden uns über mehr Input von Frauen freuen. Deine Anregungen nehmen wir uns gern für den nächsten Besuch zu Herzen. Danke für Deinen Kommentar!
Liebe Grüße
Peter

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