Nachdem wir euch Zagreb bereits ausführlich in einem Artikel vorgestellt haben, geht es heute ins Grenzgebiet von Kroatien und Slowenien. Samobor zählt heute knapp 40.000 Einwohner (in der Kernstadt sind es knapp 20.000) und liegt nur rund 30 km westlich der kroatischen Hauptstadt am Rand des Naturparks Žumberak-Samoborsko gorje. In dieser malerischen Landschaft wurde bereits im Mittelalter eine Stadt gegründet, die 1242 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde.
Ab 1699 war der Ort Teil des Habsburgerreiches und trug später als Teil der ungarischen Reichshälfte den Namen Szamobor. Bekannt ist Samobor heute vor allem für seine zahlreichen kulinarischen Spezialitäten und seinen Karneval. In diesem Artikel nehmen wir euch mit und stellen wir euch die schönsten Samobor Sehenswürdigkeiten vor, zeigen euch, was eine Kremšnita ist und was Jackie Chan auf der Burg gemacht hat.
Trg Kralja Tomislava
Am Trg Kralja Tomislava („König-Tomislav-Platz“) führt in Samobor kein Weg vorbei und er ist der perfekte Ausgangspunkt für eure Erkundung der Samobor Sehenswürdigkeiten. Sämtliche Barockgebäude am langgezogenen Platz sind denkmalgeschützt. Wie gegenwärtig hier der Einfluss der deutschen Bevölkerung war, merkt man heute noch daran, dass ihn die Samoborer liebevoll „plac“ („Platz“) nennen. Jedes Gebäude kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Toll, dass die Stadt hier an den Häuser Tafeln angebracht hat, die auch auf Englisch über die einzelnen Bauten informieren. Ihr könnt ja mal das Haus von Ljubica (siehe unten) suchen. Tipp: Es ist gelb. Ansonsten findet ihr hier neben mehreren Lokalen auch die lokale Touristeninfo, in der ihr zahlreiche Tipps für euren Samobor-Besuch erhaltet.
Ein Brunnen zum Wiederkommen
In der Mitte des Platzes steht ein Brunnen, den eine schöne Legende umgibt: Wer einmal das Wasser aus dem Brunnen trinkt, der wird immer wieder nach Samobor zurückkehren, erzählt man sich hier. Kein Wunder, dass die Bürger der Stadt den Brunnen Gästen daher gerne zeigen! Man nennt ihn in der Stadt auch „Zwei Drachen“, weil das Wasser hier aus zwei drachenförmigen Hähnen kommt.
Kein Paradies für Tauben
Übrigens ist der Platz taubenfrei! Wer schon einmal auf dem Trg bana Josipa Jelačića in Zagreb war, der taubentechnisch selbst die Piazza del Duomo in Mailand vor Neid erblassen lässt, der weiß, dass das in Kroatien wahrlich keine Selbstverständlichkeit ist.
Auf nach Venedig
Italien ist ein gutes Stichwort, denn vom Marktplatz aus seid ihr in Windeseile in Venedig, zumindest in Klein-Venedig, wie man den Bereich am Ufer der gemütlich fließenden Gradna nennt.
Hier führt eine wunderschöne Holzbrücke über das Wasser, die zu den beliebtesten Fotomotiven in Samobor zählt. Wann genau sie erreichtet wurde, weiß man nicht, aber über sie gelangt ihr in Windeseile in den Teil der Stadt, der südlich der Gradna liegt. Mit ihrem Äußeren hat sie mich ein bisschen an eine Alpenhütte erinnert, was angesichts der ehemaligen Zugehörigkeit der Stadt zu Österreich-Ungarn gar nicht so abwegig ist, wie es zunächst vielleicht klingt.
Galerija Prica
Spaziert ihr am nördlichen Ufer der Gradna ein wenig nach Osten, so gelangt ihr zur Galerija Prica. Sie erinnert an Zlatko Prica, der 1916 im ungarischen Pécs das Licht der Welt erblickte. Der kroatische Maler war Professor an der Akademie der bildenden Künste in Zagreb und arbeitete mit zahlreichen Techniken. Von der reichen Schaffenskraft des Malers könnte ihr euch heute hier anhand zahlreiche Gemälde, Zeichnungen, Fresken und Illustrationen überzeugen, darunter auch sein berühmter Samobor-Zyklus.
Außerdem sind hier zahlreiche Werke der Fotografin Vesna Prica zu sehen, die ihren Vater leider nicht überlebte, der die Sammlung nach ihrem Tod 1996 initiierte (2003 verstarb er selbst). Der Platz vor dem Sommer wird im Sommer donnerstags immer für ein Open-Air-Kino genutzt, im Winter kommt ihr hier in den Genuss einer Eislauffläche.
Anastasiakirche (Crkva sv. Anastazija)
Eine der schönsten Sambor Sehenswürdigkeiten ist die Kirche unweit des Trg Kralja Tomislava. Sie wurde im 17. Jahrhundert im Barockstil errichtet und ist seitdem die wichtigste Kirche der Stadt. Im Lauf der Zeit wurde die einzige der heiligen Anastasia geweihte Kirche Nordkroatiens immer wieder umgebaut, derzeit wird sie restauriert. Ihr pastellgelbes Äußeres bildet einen interessanten Kontrast zum schneeweißen Innern.
Die kroatischen Romeo und Julia
Direkt neben der Kirche befindet sich ein kleiner Friedhof. Hier hat auch Julijana (Ljublica) Cantilly ihre letzte Ruhestätte gefunden. Der bekannte Dichter Stanko Vraz soll ihr im 19. Jahrhundert in Samobor begegnet sein und sich sofort in sie verliebt haben. Er verfasste in der Folge zahlreiche Liebesgedichte, die zu den schönsten romantischen Werken der kroatischen Literaturgeschichte zählen. Auch Ljubica verliebte sich in den armen Dichter, aber aufgrund ihrer reichen Herkunft konnten die beiden nicht heiraten und Ljubica musste einen reichen Händler aus Ljubljana ehelichen, weshalb man bei den beiden hier auch von der kroatischen Romeo-und-Julia-Geschichte spricht.
Samoborski Muzej
Wieder zurück am Marktplatz geht es dieses Mal über die Brücke nach Süden direkt zum Museum der Stadt Samobor. Es ist in einem alten Gebäude aus dem späten 17. Jahrhundert untergebracht. Nachdem die Stadt bereits Ende des 19. Jahrhunderts ein eigenes Museum eingerichtet hatte, verlegte man es nach dem Zweiten Weltkrieg hierhin. Und in dieser Samobor Sehenswürdigkeit kommt man als Besucher aus dem Staunen gar nicht mehr raus: Archäologische Funde, römische Münzen, Alltagsgegenstände aus dem Mittelalter – hier könnt ihr problemlos zwei Stunden verbringen, ohne dass euch langweilig wird!
Außerdem ist hier das Klavier von Ferdo Livadić zu sehen. Der Komponist vertonte u.a. das Gedicht „Još Hrvatska ni propala“ („Noch ist Kroatien nicht verloren“) von Ljudevit Gaj. Das Werk entstand in Samobor und wurde zur inoffiziellen Hymne der Illyrischen Bewegung während des Vormärz. Auch ein Ofen aus Meißner Porzellan und ein Modell der Burg (siehe unten), das die Anlage im 17. Jahrhundert zeigt, zählen zu den Exponaten. Das Modell stammt von Marijan Majdak und wurde in Deutschland gefertigt. Im Busbahnhof gibt es übrigens ein Modell von Majdak der gesamten Stadt zu sehen, wie sie im 17. Jahrhundert aussah.
Toll ist auch die Etno kuća („Ethnohütte“), die dem Museum angeschlossen ist. Hier könnt ihr sehen, wie das Leben in den Dörfern der Umgebung im 19. Jahrhundert aussah.
Burg Samobor
Hoch über der Stadt thront auf dem Tepec-Hügel die vielleicht bedeutendste aller Samobor Sehenswürdigkeiten, die einst mächtige Burg gleichen Namens. Sie wurde im 13. Jahrhundert innerhalb von nur vier Jahren errichtet und sollte die Bürger der Stadt vor Angriffen schützen.
Die Burg wäre heute noch etwas vollständiger, wäre sie nach einem Brand nicht abgetragen worden, um daraus Häuser in der Stadt zu errichten. Die Sicht von hier oben ist spektakulär und es macht einen Riesenspaß, durch die Ruinen der Anlage zu spazieren. Übrigens wurden hier 1986 Teile des Jackie-Chan-Films „Der rechte Arm der Götter“ gedreht. Leider verletzte sich Chan bei den Dreharbeiten so schwer am Kopf, dass sein Gehör bis heute beeinträchtigt ist.
Atemberaubender Aufstieg
Mit das schönste an der Burg ist aber ihr Aufstieg von Samobor aus. Vom Stadtmuseum aus geht es zunächst durch einen Park und dann zu einem Freibad. Zwar liegt Samobor nicht am Meer, aber dafür kann man hier mit Blick auf die Burgruine baden! Anschließend erfolgt ein gut zu bewältigender Abschnitt durch ein Schatten spendendes Waldstück, ehe ihr die Burg erreicht habt, wobei ihr vom Zentrum aus etwa eine halbe Stunde einplanen solltet.
Aussichtsturm Vidikovec Tepec
Noch einmal ein Stück höher als die Burg gelegen ist der Aussichtsturm Vidikovec Tepec. 14 Meter ist er hoch und für die Besteigung solltet ihr auf jeden Fall schwindelfrei sein. Dafür werdet ihr oben aber mit einer sensationellen Sicht auf die Sambor Sehenswürdigkeiten belohnt. Bei gutem Wetter könnt ihr sogar in der Ferne Zagreb ausmachen.
Essen und Trinken in Samobor
Obwohl Samobor nicht besonders groß ist, gibt es hier viele gute Cafés, Restaurants und Kneipen, in denen ihr einkehren könnt. Die Stadt gilt sogar landesweit als kulinarisches Schlaraffenland! Nachdem ihr nach dem Besuch der Samobor Sehenswürdigkeiten bestimmt schon Hunger bekommen habt, stellen wir euch hier zunächst einmal einige Spezialitäten aus Samobor vor und geben euch dann ein paar gastronomische Empfehlungen.
Spezialitäten aus Samobor
Und wir fangen direkt mit dem Dessert an, denn dafür ist Samobor heute vor allem bekannt. Die Kremšnita („Creméschnitte“) kennt man im ganzen Land, aber nur in ihrer Heimat Samobor hier wird sie so herrlich fluffig auf den Teller gebracht. Die Rezepte werden streng gehütet, aber allen ist eine gelbe Farbe der Cremé gemein, die von einer dünnen Schicht Teig eingerahmt und mit Puderzucker bestreut wird.
Für so ein Dessert braucht man vermutlich erstmal eine richtige Grundlage. Hier bietet sich das Samoborski Kotelett an. Nun ist das Kotelett sicher keine Erfindung aus Samobor, aber hier wird es mit einer leckeren Knoblauchsoße serviert unter diesem Namen kennt man die Spezialität in ganz Kroatien. Fleischfans werden in der Stadt aber auch an der Samobor Salami ihre Freude haben. Nur das beste Schweinefleisch kommt bei der Herstellung zum Einsatz, wobei die Salami hier sehr mild daherkommt. Die Salami ist in der Stadt so beliebt, dass es sogar ein eigenes Salami-Festival gibt, die Salamijada! Als gute Begleitung zu einer Brotzeit passt auch der hier produzierte Senf, die muštarda. Im Vergleich zur milden Salami ist der Samobor-Senf aber ziemlich feurig!
Ein Bermet als Aperitif
Da bietet sich dann gleich etwas zum Runterspülen an, zum Beispiel die lokale Spezialität Bermet. Den Geschmack dieses Getränks zu beschreiben, ist gar nicht so einfach, er rangiert irgendwo zwischen süß und bitter im Abgang. Der Trunk wird aus Rotwein und Früchten und Kräutern produziert, einen besonders leckeren Bermet bekommt ihr bei der Firma Philipecz in der Stražnička ul. 1a, wo ihr den Bermet in einem urigen Weinkeller probieren und natürlich auch kaufen könnt, leckeren Senf gibt es hier auch. Man glaubte übrigens lange, dass der Bermet von den Truppen Napoleons nach Samobor kam, ehe man feststellte, dass es in Frankreich gar kein vergleichbares Getränk gab und es wohl hier von einem Apotheker erfunden wurde.
Einkehren in Samobor
- Scout, Ul. Josipa Kompare 5. Gemütlicher als dieser Irish Pub kann eine Kneipe kaum sein. Hier sitzt man in einer Art kleinen Holzhütte und kann sich eines der vielen Biere aus aller Welt schmecken lassen, die hier ausgeschenkt werden.
- Samoborska Pivovarna Razum, Ul. Matije Gupca 2. Der Weg aus der Altstadt in den Osten von Samobor lohnt sich, denn hier werden mehrere, nach alten Legenden benannte Biere gebraut, die direkt aus dem Tank gezapft werden und unglaublich günstig sind. Wenn ihr wollt, könnt ihr sie auch in 1-l-Flaschen mitnehmen.
- Gradna, Mlinksa ul. Sehr nett sitzt man auch in diesem Café mit Balkon direkt über der Gradna, das allerdings keine Speisen anbietet.
Einkaufen in Samobor
- Srčeko, Ul. Svete Ane 1b. In dem kleinen Laden gibt es handgemachte Souvenirs, vor allem kleine Herzen aus Glas, die man sich individuell gravieren lassen kann – ein tolles Mitbringsel!
- In Samobor ist jeden Tag Markt! Händler aus der Umgebung bieten auf der Tržnica nordöstlich des Trg Kralja Tomislava ihre Waren bis 17 Uhr, sonntags nur bis 13 Uhr an.
Buchtipps zu den Samobor Sehenswürdigkeiten
Ich habe eine Zagreb-Reiseführer verfasst, der im Reise Know-How Verlag erschienen ist. Hier findet ihr alle Infos zur kroatischen Hauptstadt, deren schönsten Sehenswürdigkeiten, Einblicke in die bewegte Geschichte der Stadt und viele handverlesene Restaurant- und Kneipentipps!
- Bingel, Markus (Autor)
Wenn ihr nicht nur die Region um die Hauptstadt Zagreb erkunden möchtet, dann ist der Kroatien-Reiseführer aus dem Reise Know-How Verlag genau das Richtige für euch, in dem alle Regionen des Landes gewürdigt werden.
Und wenn ihr eine Wohnmobil-Reise nach und durch Kroatien plant, dann seid ihr mit diesem Buch bestens bedient, das neben den Beschreibungen der schönsten Orte im Land auch umfangreiche Auflistungen der besten Stell- und Campingplätze enthält.
Wie hat euch unser Artikel zu den Samobor Sehenswürdigkeiten gefallen? Und welchen Ort sollen wir als nächstes für euch besichtigen? Lasst uns gerne einen Kommentar da!