Tallinn Sehenswürdigkeiten – Die 25+ besten Tipps für Estlands Hauptstadt

Tallinn zählt zu den schönsten Städten im Baltikum und Nordeuropa. In der Altstadt und in den Szenevierteln finden sich Dutzende Tallinn Sehenswürdigkeiten.

Inhaltsverzeichnis

Tallinn, das früher auch Reval genannt wurde, ist zwar die kleinste der Hauptstädte im Baltikum aber was ihr an Größe mangelt, macht die Stadt mit Kreativität und Charme wett. Tallinn ist eine echte Metropole für Fans der Geschichte der baltischen Staaten genau wie für Freunde moderner Architektur. Die Altstadt, die UNESCO-Welterbe ist, könnte malerischer nicht sein und hat viele Eroberer in ihren Bann gezogen. Grund genug auch euch die schönsten Tallinn Sehenswürdigkeiten vorzustellen und euch bei eurer Planung eures Tallinn-Städtetrips zu helfen.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Rathausplatz

Rathausplatz

Er ist das wichtigste Wahrzeichen der Stadt und das Postkartenmotiv für Tallinn schlechthin: Der Rathausplatz mit dem Rathaus. Ähnlich wie die Stadt selbst, hatte der Rathausplatz in seiner Geschichte bereits viele Namen. So trugt er auch den Namen Deutscher Markt, als hier noch eine große Zahl deutschsprachiger Einwohner lebte oder den Namen Schwedischer Markt.

Alle Fotos wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von unserem Co-Autor Thorsten Altheide.

Auf dem Rathausplatz fanden nicht nur die Märkte statt. Hier wurden auch Missetäter an den Pranger gestellt, der erst 1816 abgebaut wurde. Sein alter Standort ist gar bis heute markiert. Jeden Winter schmückt der Tallinner Weihnachtsmarkt den Platz. Hier gibt es dann Glühwein und lokale Spezialitäten wie Blutwurst zu essen. Der Weihnachtsmarkt auf dem Tallinner Rathausplatz läuft übrigens bis weit über Weihnachten hinaus und endet traditionell erst im Januar.

Rathaus

Das Rathaus mit dem markanten, schlanken Turm ist die Krone des Rathausplatzes. Und tatsächlich ist das Rathaus in seiner gotischen Form aus dem frühen 15. Jahrhundert einzigartig. Es ist das einzige in diesem Stil in ganz Nordeuropa. Auch die acht Rundbögen im Erdgeschoss mit dem Wandelgang prägen das Bild des Gebäudes. Der 64 Meter hohe Turm wird übrigens von der berühmtesten Wetterfahne Estlands gekrönt. Der Alte Thomas (Vana Toomas) thront dort schon seit 1530. Er gilt als inoffizielles Maskottchen der Stadt.

Ratsapotheke

Auch die am Rathausplatz gelegene Ratsapotheke ist eine der echten Tallinn Sehenswürdigkeiten. Die Apotheke ist bereits seit dem 15. Jahrhundert in Betrieb und arbeitet bis heute. Im Erdgeschoss könnt ihr auch heute noch Medikamente kaufen oder einfach einen Blick auf das mittelalterliche Interieur werfen.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Olde Hansa

Alter Markt mit Olde Hansa Restaurant

Am Alten Markt liegt das Packhaus, das einst ein Speicher unter anderem für Waren und Güter aus dem Ausland war. Es beherbergt heute ein uriges Restaurant. Im Olde Hansa könnt ihr eine Zeitreise zurück in die Jahre der Hanse machen. Alle Kellner und Angestellten sind zeitgemäß gekleidet, Geschirr und andere Dinge im Restaurant sehen aus, wie aus dem 15. Jahrhundert. Auch für die Speisen wurden alte Rezepte verwandt, die zum Beispiel keine Kartoffeln enthalten, da diese erst viel später nach Europa kamen. Seltsamerweise sprechen sie im Olde Hansa aber dann doch Englisch. Shakespeare rezitieren ist hier aber unerwünscht. Schließlich wurde der erst im späten 16. Jahrhundert bekannt 🙂

Weckengang und Heiliggeistkirche

Der Weckengang ist eine kleine gemütliche Gasse, durch die sich in den Sommermonaten die Touristen in Massen schieben. Kein Wunder, denn sie verbindet den Rathausplatz mit der Langstraße. Dutzende Restaurants, Cafés und kleine Lädchen mit allerlei Kunsthandwerk und Krimskrams warten auf euren Besuch. Das Haus mit der Nummer 4 ist auch das kleinste Haus Tallinns.

Am Ende des Weckengangs steht die Heiliggeistkirche, die wie das Rathaus auch aus der Gotik stammt. Auch sie hat zudem einen schlanken Turm, der allerdings aus dem 17. Jahrhundert stammt. Die Heiliggeistkirche ist für die Esten zudem von großer Bedeutung, denn hier wurden die ersten Predigten in estnischer Sprache gehalten. An der Außenfassade seht ihr zudem die älteste Uhr der Stadt. Sie zeigt seit 1684 den Revalern die Zeit an.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Langstraße
Haus der Kanutigilde in der Tallinner Langstraße

Langstraße mit Gildehäusern

Die Langstraße war im Mittelalter so etwas wie die Hauptstraße Tallinns, denn sie verband den Hafen mit den Speichern am Alten Markt. Die Langstraße wird von einer ganzen Reihe von Gildehäusern gesäumt. Diese Bruderschaften waren wichtige Gesellschaften in der Stadt und finanzierten viele Bauvorhaben. Sie bestanden zum Beispiel aus einflussreichen Kaufleuten. Die bekannteste Gilde war die Große Gilde, deren Gebäude (Langstraße 17) heute Teil des Stadtmuseums ist. Um Mitglied in der Großen Gilde zu werden, musste man Kaufmann oder Goldschmied und verheiratet sein.

Unverheiratete Kaufmänner, auch aus dem Ausland, traten zunächst den Schwarzhäuptern bei, deren Gildehaus heute die Hausnummer 26 trägt. Der ein oder andere Baltikumreisende kennt wahrscheinlich das prunkvolle Schwarzhäupterhaus aus Riga. In Tallinn ist das Haus weit weniger imposant. Den Namen hat die Gilde übrigens von ihrem Schutzpatron, dem heiligen Mauritius, der vermutlich aus Afrika stammte.

Die Langstraße zeugt auch von der wechselvollen Geschichte der Stadt. Hier steht zum einen eine kleine russisch-orthodoxe Kapelle, die noch aus der Zarenzeit stammt. Sie wurde zu Sowjetzeiten entweiht und dient als Telefonzelle. Im Gebäude mit der Hausnummer 59 residierte einst der verhasste sowjetische Geheimdienst KGB. Etwas erfreulicher ist hingegen ein Besuch in der Hausnummer 17, denn hier gibt es im ältesten Café von Tallinn mit dem Namen Café Maiasmokk leckeren Kuchen und traditionellen Revaler Marzipan.

Katharinengang

Filmschaffende wissen, was sie an Tallinn haben. Denn die Altstadt, die Unesco-Welterbe ist, bietet für sie perfekte Bedingungen um Mittelalterfilme zu drehen. Der Katharinengang mit den die Gasse überspannenden Querstreben ist deshalb auch perfekt für solche Drehs geeignet. Die Gasse sollte daher auf einem Plan für die schönsten Tallinn Sehenswürdigkeiten auf keinen Fall fehlen.

Olaikirche

Die Olaikirche wird von nichts ahnenden Touristen gerne für den Dom gehalten. Auch mir ging es bei meinem ersten Besuch im Jahr 2007 so. Es ist aber auch nicht ganz verwunderlich, denn mit 124 Metern ist der Turm der höchste Kirchturm der Stadt und überragt den des Domes bei Weitem. Er ist sogar so hoch, dass der sowjetische Geheimdienst KGB ihn als Funk- und Aussichtsturm nutzte. Gebaut wurde sie so hoch, weil die Bürger der Stadt den Seefahrern die Richtung nach Tallinn weisen wollte.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Olaikirche

Das hatte jedoch auch negative Auswirkungen, denn es sind 10 Blitzeinschläge bekundet und ganze drei Mal brannte die Kirche nieder. Ihr könnt die Kirche übrigens auch Olafkirche nennen, denn benannt ist sie nach dem norwegischen König Olav II. Haraldsson. Er gilt als Beschützer der Seefahrer. Den Seefahrern scheint dies aber mehr genutzt zu haben als der Kirche selber.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Nikolaikirchekirche

Nikolaikirche mit Totentanz

Kommen wir aber wieder zurück zu den Kirchen, die ihr für den Dom halten könntet. Auch die Nikolaikirche würde sich für einen prächtigen Dom qualifizieren, liegt sie doch auch genau am Fuße des Domberges. Auch ihr Turm ist mit 105 Metern bedeutend höher als der des Domes. Gebaut wurde sie übrigens von Kaufleuten aus Westfalen. Sie ist dem Heiligen Nikolaus gewidmet, da dieser nicht nur Geschenke an artige Kinder verteilt, sondern auch als Schutzpatron der Kaufleute, Fischer und Seefahrer dient.

Auch das bedeutendste Kunstwerk der Stadt ist hier ausgestellt. Der Tallinner Totentanz von Bernt Notke. Einst war das Werk 30 Meter lang. Heute ist jedoch nur knapp ein Viertel erhalten geblieben. Es symbolisiert den Einfluss, den der Tod auch auf das Leben hat.

Großes Strandtor mit Dicker Margarete und Seefahrtsmuseum

Die Revaler Stadtmauer wurde 1265 auf Befehl der dänischen Königin Margarete gebaut. Gedankt haben es ihr die Tallinner auf nicht gerade charmante Art, indem sie einen der Türme „Dicke Margarete“ benannt haben. Und wer den wenig freundlichen Satz „Der ist ja so hoch wie breit“ schon einmal gehört hat, erlebt hier sein blaues Wunder, denn die dicke Königin ist sogar breiter (24 Meter) als hoch (20 Meter).

Immerhin hat sich die dänische Königin in Stein aber als sehr wehrhaft erwiesen. Kein Wunder allerdings, denn die Mauern sind bis zu fünf Meter dick. Dennoch ist drinnen genug Platz, um die Geschichte der estnischen Seefahrt im Seefahrtsmuseum darzustellen. Auf mehreren Etagen gibt es Navigationsgeräte, Taucheranzüge und Seemannsgarn zu sehen. Auf dem Dach könnt ihr bei einer Tasse Kaffee die Aussicht genießen.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Platz der Türme

Stadtmauer und Platz der Türme

Die Dicke Margerete ist jedoch nur ein Teil der Stadtmauer. Sie schließt sich direkt an die Große Strandpforte an, die als Hauptstadttor Reisenden, die über die Ostsee kamen, Zugang gewährte. Insgesamt gibt es in Tallinn noch recht viele Überbleibsel der Stadtmauer. Schön ist auch ein Spaziergang entlang der Mauerstraße , wo einem die Dimension dieses Schutzgebildes bewusst wird. Vom Platz der Türme hingegen könnt ihr sieben Türme der Stadtmauer sehen. Das ist aber nur ein Bruchteil dessen, was früher an Türmen in Reval stand. Einige Quellen behaupten, dass es einst bis zu 60 Türme der Stadtmauer in Tallinn gab.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Virutor

Lehmstraße (Viru tänav) mit Lehmpforte

Die Lehmstraße ist die wichtigste Einkaufsstraße der Talllinner Altstadt. Eine ganze Reihe von Läden, Boutiquen, Restaurants und Nachtklubs warten hier auf euren Besuch. Sie durchquert auch die Lehmpforte, die ein weiteres Stadttor der alten Stadtmauer darstellt.

Domberg

Das alte Reval teilt sich in die Ober- und Unterstadt. Die Oberstadt liegt auf einem Kalkberg, der auch Domberg (estn. Toompea) genannt wird. Hier soll einer Sage nach das Grab des estnischen Nationalhelden Kalev liegen. Der Domberg ragt rund 30 Meter über der Unterstadt in die Höhe und ist mit seinen Gebäuden daher von überall gut sichtbar. Hier gibt es unzählige Aussichtspunkte von den ihr schöne Fotos der Stadt machen könnt. Die wichtigsten Einrichtungen des Landes sind hier versammelt, wie das Parlament und der Regierungssitz. Über die Jahrhunderte wurde der Domberg jedoch auch von den jeweiligen Herrschern über Estland genutzt, was sich auch in der Architektur spiegelt.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Dom von Tallinn

Dom von Tallinn

Der Dom von Tallinn wurde bereits im 13. Jahrhundert von den Dänen errichtet und ist die älteste noch bestehende Kirche der Stadt. Er ist die wichtigste Kirche des Landes und Bischofskirche des Erzbischofs der Estnisch-Evangelisch-Lutherischen Kirche. Für eine so bedeutende Kirche wirken die Innenräume vergleichsweise schlicht. Durch die Reformation und ein Feuer, das 1684 auf dem Domberg wütete, wurde jedoch die Inneneinrichtung weitgehend zerstört. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts baute man hier eine Ladegast-Sauer-Orgel ein, die bis heute unvergleichlich klingt. Wenn ihr also die Gelegenheit habt, solltet ihr ein Orgelkonzert hier besuchen.

Langer und Kurzer Domberg Tallinn

Langer und kurzer Domberg (Zugangswege)

Da Ober- und Unterstadt bis weit ins 19. Jahrhundert getrennt waren, gab es auch nur zwei Verbindungswege zwischen den beiden Orten. Die jeweiligen Stadttore wurden nachts verschlossen, so dass man nicht zwischen den Städten wechseln konnte, wenn sie geschlossen waren. Der Kurze Domberg ist nur als Fußgängerweg gedacht gewesen. Der Lange Domberg hingegen wurde auch damals schon von Fuhrwerken befahren. Hier standen sogar Wachen, die oben und unten den Verkehr leiteten.

Alexander-Newski-Kathedrale

Alexander-Newski-Kathedrale

Mit der Architektur einer typischen russisch-orthodoxen Kirche will die Alexander-Newski-Kathedrale nicht recht ins Bild des Domberges passen. Im Jahre 1900 geweiht, wo eigentlich ein Lutherdenkmal stehen sollte, ist sie vielen Esten bis heute verhasst. Die Kathedrale wurde im Zarenreich gebaut und ist für sie ein Symbol der Unterdrückung des Landes durch die Russen. 1924 sollte sie deshalb sogar abgerissen werden, aber sie steht bis heute. Sie ist die prächtigste orthodoxe Kirche in Estland, mit fünf Zwiebeltürmen und einer vergoldeten Ikonostase. Hier fühlt ihr euch wahrscheinlich tatsächlich so, als würdet ihr noch ein paar Hundert Kilometer weiter östlich weilen.

Ordensburg

Ordensburg

Früher wurde die alte Ordensburg noch standesgemäß auf Lateinisch bezeichnet und hieß Castrum Danorum, also Dänische Burg. Dieser Begriff soll sich danach auch für die Stadt durchgesetzt haben. Einige Historiker vermuten, dass der Name dann auch für die estnische Übersetzung des Ortes diente und sie deswegen Tallinn heißt. Die Dänen hatten die Burg bereits im 13. Jahrhundert gegründet, auch wenn es vorher schon Holzburgen der Esten an hiesiger Stelle gab.

Langer Hermann

Die prächtige Burg mit ihren meterdicken Mauern und dem weithin sichtbaren Burgturm Langer Hermann, der einst einer der Ecktürme des Schlosses war, gilt ebenfalls als Tallinner Wahrzeichen. 215 Treppenstufen führen auf den Turm hinauf, von dem man eine tolle Aussicht auf Ober- und Unterstadt hat. Jeden Morgen wird hier die Flagge Estlands gehisst und am Abend wieder eingeholt. Dabei werden früh die Nationalhymne und am Abend andere populäre estnische Lieder gespielt.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Stenbockhaus
Das Stenbockhaus ist Sitz der estnischen Regierung.

Parlament und Regierung Estlands auf dem Domberg

In der Ordensburg hat heute der Riigikogu, das Parlament der Republik Estland seinen Sitz. 101 Parlamentarier bestimmen über das Schicksal der kleinen Republik im Nordosten der EU. Die Regierung hingegen sitzt zwar auch auf dem Domberg, jedoch im sogenannten Stenbock-Haus. Auch einige der wichtigsten Botschaften in Estland haben auf dem Domberg ihren Sitz, darunter zum Beispiel auch die deutsche Botschaft.

Garten des dänischen Königs

Ein schöner Ort, um einfach ein wenig im Grünen zu verweilen, ist der Garten des dänischen Königs. Hier soll es nämlich gewesen sein, wo einer Sage nach, den Dänen ihre Flagge, der Dannebrog offenbart wurde. So sollen die Dänen bei der Eroberung des Dombergs erschöpft gewesen sein. Doch dann tat sich der Himmel auf und es fiel eine rote Flagge mit weißem Kreuz herab. Nun reiteten Waldemar II. und seine Mannen zum Sieg. Ob es stimmt oder nicht, hier wird auch daran erinnert, was die Dänen zur Entwicklung der Stadt beitrugen.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Freiheitsplatz

Freiheitsplatz

Am 20. August 1991 erlangte Estland seine Unabhängigkeit wieder. Seit 1940 war es besetzt worden. Zuvor hieß der Freiheitsplatz bereits während der ersten Phase der Unabhängigkeit bereits einmal Freiheitsplatz. Deshalb erinnert heute auch eine Siegessäule an die Kämpfer für die estnische Unabhängigkeit von damals. Genutzt wird der Platz heuet allerdings eher für Konzerte, schließlich ist er eine der größten Freiflächen Tallinns.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Rotermannviertel

Rotermann-Viertel

Als ich das erste Mal in das Rotermann-Viertel kam, da war hier noch fast alles im Bau. Ein Freund aus Tallinn hatte sich hier eine Wohnung gekauft und selbst der Fahrstuhl war noch mit Pappe verkleidet und prompt blieben wir auch damit stecken. Damals war noch nicht abzusehen, dass das Rotermann-Viertel bald ein kreativer Hotspot werden würde, wie Nicole von Freibeuter-Reisen unter anderem beschreibt. Hier trifft alte Industriearchitektur auf modernes Design und auf hippe Kulturprojekte. Mittlerweile ist das Viertel mit seinen Cafés zu einem beliebten Treffpunkt geworden und auch ihr solltet es auf eure Liste der Tallinn Sehenswürdigkeiten setzen.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Schloss Kadriorg

Kadriorg mit Park und Schloss

Lange war Schweden die Großmacht rund um die Ostsee. Das änderte sich jedoch zu Beginn des 18. Jahrhunderts unter Peter dem Großen. 1710 eroberte Russland Estland und Peter ließ für seine Frau Katharina I. ein Schloss mit Park bauen. Kadriorg selbst wurde vor allem als Seebad im 19. Jahrhundert populär und war eine beliebte Residenz der Romanow-Familie. Heute hat der estnische Staatspräsident im Verwaltungsgebäude des Schlosses seinen Sitz. Im Schloss selbst wird ausländische Kunst gezeigt. In einem weiteren Gebäude gibt es eine Ausstellung über Zar Peter I.

KUMU

Auf dem Gelände des Schlossparks findet ihr das KUMU, Kurzform für Kunstimuuseum. Es ist das größte Kunstmuseum Estlands und sogar eines der größten in Nordeuropa. Hier werden estnische und baltische Kunstwerke vom 18. Jahrhundert bis heute gezeigt. Auch Kunst aus der Zeit der sowjetischen Besatzung gehört dazu, wobei ihr sowohl Kunst des Sozialistischen Realismus wie auch Untergrundkunst sehen könnt.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Sängerfest

Sängerfestplatz

Zu Sowjetzeiten war es den Esten verboten, Lieder zu singen, die an die Unabhängigkeit der baltischen Staaten erinnerte. Schon deshalb war es ein revolutionärer Akt, zu dieser Zeit solche Lieder zu singen. Ab 1987 setzten sich die Unabhängigkeitsbestrebungen immer mehr durch und viele Esten versammelten sich zu Sängerfesten. 1988 sangen bei einer Demonstration auf dem Lauluväljak mehr als 300.000 Esten gemeinsam die estnische Nationalhymne, was eine große Geste für die Unabhängigkeit war.

Der Sängerplatz ist deswegen bis heute Treffpunkt für das große Sängerfest, das alle fünf Jahre stattfindet. 25.000 Sänger präsentieren sich hier vor rund 100.000 Zuschauern. Die Bühne des Sängerfestplatzes wurde schon 1959 gebaut und ist ein Beispiel für die estnische Architektur der Moderne. Einen schönen Ausblick habt ihr hingegen vom 42 Meter hohen Leuchtturm auf das Gelände.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Schloss

Maarjamäe Geschichtsmuseum

Das Schloss Maarjamäe hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die voll von krassen Brüchen ist. Gebaut wurde es für eine Grafenfamilie aus St. Petersburg während der Zarenzeit. Nach der Oktoberrevolution flüchtete die Familie Orlow nach Frankreich. Das Gebäude berherbergte zunächst den niederländischen Botschafter in der Republik Estland, bis es ein Hotel wurde. 1937 erwarb die estnische Luftwaffe das Gebäude. Die Umbauarbeiten waren kaum vorüber, da besetzte die Sowjetunion Estland und die Rote Armee das Schloss.

Später wohnten hier gar einfache Bürger in sogenannten Kommunalkas, sowjetischen Gemeinschaftswohnungen. 1975 wollte der Sowjet der Estnischen SSR hier ein Museum für die „glorreiche“ Geschichte der Estnischen SSR einrichten. Doch die Renovierung dauerte zu lange und bei der geplanten Eröffnung hatte sich die Sowjetunion schon beinahe in Luft aufgelöst. So kam es, dass hier nach der Unabhängigkeit letztlich das Estnische Geschichtsmuseum einzog, in der die turbulente Geschichte des Landes erzählt wird. Im Garten des Schlosses liegt auch der „Friedhof der Denkmäler“ in dem die Esten die Statuen der verhassten Sowjetbesatzung kunstvoll zwischenlagern.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Deutscher Soldatenfriedhof

Meile der Mahnmale

Rund um das Schloss Maarjamäe befinden sich auch gleich mehrere Mahnmale, die an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnern. Bereits 1941 wurde hier ein Friedhof für deutsche Soldaten eingerichtet. Die Sowjets ließen ihn nach dem Krieg einebnen und erst 1998 wurde er durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge neu gestaltet. Hier liegen die Soldaten von Wehrmacht und SS begraben, die nach dem Überfall auf die von der Sowjetunion 1940 besetzten Gebiete gefallen sind.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Sowjetisches Ehrenmal

In unmittelbarer Nachbarschaft ließen die sowjetischen Behörden in den 1950er Jahren den größten Denkmalkomplex Estlands errichten, der an die gefallenen Sowjetsoldaten des Zweiten Weltkriegs erinnert. Die Anlage mit einem 35 Meter hohen Obelisken soll an die erinnern, die für die „Freiheit Estlands“ gekämpft haben. Für die meisten Esten ist schon allein diese Behauptung ein wahrer Hohn. Deshalb tun sie sich auch mit diesem Erbe aus Granit schwer. Der Komplex verfällt mehr und mehr.

Stattdessen entstand 2018 ein neues Denkmal für die Opfer des Kommunismus. Hier wird wiederum an die erinnert, die im Kampf für die echte Unabhängigkeit Estlands von den Sowjets ermordet wurden. Ganze 22.000 Namen sind hier verzeichnet. Die bekanntesten Opfer sind die Offiziere und die Intelligenz, die von der Sowjets bereits im Jahre 1940 nach der Besetzung zu Tausenden erschossen wurden.

Brigittenkloster in Pirita

Neben dem großen Sandstrand, der im Sommer vor allem badefreudige Esten nach Pirita zieht, stehen hier noch die Überreste des früheren Brigittenklosters. Die Anlage war einst eines der größten Klöster der Region. Zerstört wurde es zwar bereits im 16. Jahrhundert, doch seine Überreste wirken bis heute noch magisch auf Besucher. Besonders die Mauern des früheren Kirchenschiffs vermitteln den Eindruck der Größe dieses früheren Konvents. 2001 wurde es zudem wiedergegründet und heute leben bis zu zehn Nonnen in den neu errichteten Gebäuden.

Teletorn (Fernsehturm)

Auch ein weiteres monumentales Werk des Kommunismus steht in Pirita. Der Fernsehturm Tallinn sollte als Kommunikationszentrum für die in Estland ausgetragenen Wettbewerbe der Olympischen Spiele von Moskau 1980 herhalten und wurde deswegen noch hastig im Juli eröffnet. Beinahe wäre das schief gegangen, denn kurz vor der Eröffnung brannte es im April 1980 im Turm. Zum Glück konnte ein Vorarbeiter Schlimmeres verhindern, so dass ihr heute die Aussicht von der 170 Meter hohen Plattform genießen könnt. Bei gutem Wetter seht ihr gar die finnische Küste von hier. Mit 313 Metern ist der Turm übrigens bis heute das höchste Gebäude Estlands.

Tallinn Sehenswürdigkeiten Linnahall

Linnahall

Und da wir gerade bei sowjetischen Gebäuden sind: Das wohl brutalistischste Gebäude der Stadt steht ebenfalls heute noch, verfällt aber genau wie das Sowjetische Ehrenmal: die Linnahall. Die Tallinner Stadthalle wurde ebenfalls zu den Olympischen Spielen 1980 eröffnet, allerdings damals unter dem Namen Wladimir-Iljitsch-Lenin-Palast für Kultur und Sport. Die bis 2001 größte Halle Estlands mit 5000 Plätzen ist mittlerweile in einem beklagenswerten Zustand, erfreut sich aber bei Fans des Brutalismus bis heute großer Beliebtheit. Und tatsächlich gibt es eine Initiative zur Rettung der Linnahall.

Kalamaja

Zu Sowjetzeiten war Kalamaja von der Außenwelt als Grenzgebiet abgeriegelt. Heute zieht es vor allem Hipster in Scharen in das ehemalige Industrieviertel. Im Markt am Baltischen Bahnhof könnt ihr in mehr als 300 Geschäften allerhand Kreatives einkaufen – vieles davon wurde in Estland produziert. Im Hafen findet ihr den zweiten Teil des estnischen Seefahrtsmuseums Lennusadam. Hier verfällt auch das ehemalige KGB-Gefängnis Patarei direkt an der Küste der Ostsee, das der bekannte Youtuber Bald and Bankrupt erst kürzlich besuchte.

Telliskivi Kreativcampus mit Fotografiska

Wenn ihr jedoch den absoluten Hipster-Schock in Tallinn bekommen wollt, dann geht nichts über den Kreativcampus Telliskivi. Hier sind 1000 Künstler, Kreativagenturen und andere Betriebe aus der gestalterischen Szene tätig. Es gibt eine Graffitiwand an der sich einige der besten Graffitikünstler des Landes verewigen, ähm verkurzzeitlichen. Und die Fotografiska lädt euch ein. Das bekannte Fotomuseum aus Stockholm hat hier neben New York eine Dependance errichtet und es gibt einige der besten Fotografieausstellungen der Welt zu sehen.

Freilichtmuseum Tallinn

Freilichtmuseum Tallinn

Im Freilichtmuseum von Tallinn werden Gebäude aus den letzten beiden Jahrhunderten gezeigt. Hier könnt ihr erleben, wie die einfachen Esten früher in den Häusern gelebt und gearbeitet haben. Mehr als 70 Häuser sind hier wiedererrichtet worden. Ihr müsst kein Schulkind sein, damit euch das traditionelle Schulhaus, das Feuerwehrhaus, die Windmühle oder andere typische Gebäude aus estnischen Dörfern gefallen. im Restaurant des Freilichtmuseums könnt ihr euch durch die estnische Küche probieren und während der Festtage finden Vorführungen und Kulturveranstaltungen statt.

Tallinn Sehenswürdigkeiten

Noblessner Hafenviertel

Und es tut sich einfach so viel in Tallinn, man könnte meinen die Esten wollen nun endlich auf einmal nachholen, was sie in 50 Jahren sowjetischer Besatzung verpasst haben. Und so gibt es noch ein weiteres neu gestaltetes Highlight in Tallinn: das Noblessner Hafenviertel. Hier wurden bis in den Ersten Weltkrieg die U-Boote der russischen Kriegsmarine gebaut. Heute beherbergt auch dieses Areal Kunstgalerien, einen Yachtclub, viele Restaurants und Cafés und den Club Hall. Und auch im Noblessner Hafenviertel zeigt sich wieder, dass das kreative Potenzial von Tallinn quasi unerschöpflich ist und ein Besuch dieser schönen Stadt auf jeden Besuchsplan des Baltikums gehört.

Ausflüge

Ihr habt genug von der Stadt und wollt die Umgebung erkunden? Kein Problem, in diesem Artikel haben wir für euch die schönsten Ausflugsziele zusammengestellt!

Tallinn-Buchtipps

Tallinn ist wirklich eine wunderschöne Stadt. Um euch gehörig vorzubereiten, solltet ihr auf jeden Fall einen Blick in die Bücher werfen, die unseren versierten Kollegen als Experten für das Land verfasst haben. Und wenn ihr euch Tallinn anschauen wollt, solltet ihr nicht ohne den CityTrip Tallinn verreisen, in dem unser Kollege Thorsten Altheide die schönsten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt, Spaziergänge durch die schönsten Viertel und viele praktische Tipps für euch zusammengefasst hat. Thorsten kennt Estland wie seine Westentasche und hat bei uns hier noch viele weitere Artikel zu Estland veröffentlicht.

Falls ihr längere Zeit in Estland verbringt und das Land noch besser kennenlernen wollt, empfehlen wir euch den Reiseführer „Baltikum“, den unser Thorsten zusammen mit anderen Experten im Reise Know-How Verlag veröffentlicht hat. Im Buch findet ihr nicht nur viele Infos zu Estland, sondern auch zu Litauen und Lettland.

Schräge Geschichte über die estnische Vergangenheit, der viel über die Seele Estlands erzählt.

Der estnischstämmige finnische Autor Ilmar Taska setzt sich in diesem Buch auf unkonventionelle Weise mit der Nachkriegszeit in Estland auseinander.

Pobeda 1946*
  • Taska, Ilmar (Autor)

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Peter Althaus ist Journalist, Autor und Blogger. 2011 hat er das Reiseblog Rooksack gegründet. Doch seine eigentliche Liebe ist immer schon Osteuropa gewesen. Mittlerweile lebt er in Lwiw in der Ukraine und führt dort einen Reiseveranstalter. Da er aber weiter gern schreibt, gibt es heute Wild East – das Osteuropa-Reiseblog.

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