Heute begeben wir uns erneut nach Serbien. Belgrad und Novi Sad haben wir für euch ja bereits besucht, jetzt machen wir uns auf in die Fruška Gora, die vor den Toren Novi Sads liegt und sich von dort aus bequem im Rahmen eines Tagesausflugs erkunden lässt – allerdings nicht komplett, denn dafür liegen die Sehenswürdigkeiten doch zu weit auseinander, außerdem werden die Straßen erst Schritt für Schritt ausgebaut und erneuert. Tipp: In der Touristeninformation von Novi Sad erhaltet ihr einen Plan aller Sehenswürdigkeiten der Fruška Gora, dort hilft man euch auch, einen Guide zu buchen, sofern ihr die Tour nicht mit dem eigenen Pkw unternehmen wollt.
Das ist die Fruška Gora
Die Fruška Gora (früher auch unter dem Namen Frankenwald bekannt) liegt südlich von Novi Sad und erstreckt sich über eine Länge von 80 km. Die hügelige Region ist das einzige Mittelgebirge in der ansonsten vollkommen flachen Vojvodina. An seinem höchsten Punkt erhebt sich die Fruška Gora 539 Meter über den Meeresspiegel. Nebst seiner von Laubwäldern geprägten natürlichen Schönheit ist das beliebte Ausflugsziel für das Land auch von immenser kultureller Bedeutung, ja regelrecht identitätsstiftend.
Auch aufgrund der Nähe zu Donau und Save ließen sich hier bereits die Römer nieder. „Alma Mons“, als „fruchtbarer Berg“ nannten die alten Römer diese Region, in der auch heute noch der Weinbau dominiert.
Neben Touristenattraktion wie Sremski Karlovci, dem Kurort Vrdnik und einigen Ausgrabungsstätten wird die Region aber vor allem von Gläubigen besucht. Hier haben sich nämlich zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert rund drei Dutzend Klöster etabliert, von denen sich immerhin noch sechzehn erhalten haben. „Serbischer Berg Athos“ wird die Fruška Gora daher auch genannt. Die Wurzeln der Klöster reichen oft noch deutlich weiter zurück, von ihrer Existenz wissen wir aber erst, seitdem die Osmanen nach der Eroberung der Region die Klöster sukzessive registrierten, um Steuern von ihnen erheben zu können.
Im Lauf der Zeit wurden die Klöster der Fruška Gora immer wieder zerstört und umgebaut, sodass ein bunter Mix verschiedener Stilrichtungen entstand, der von klassisch byzantinisch bis hin zu barocken und klassizistischen Elementen reicht. Das ist nur auf den ersten Blick ungewöhnlich, schließlich gehörte die Vojvodina lange zu Österreich und der Einfluss westlicher Baustile hat daher auch hier ihren Niederschlag gefunden. Im Folgenden wollen wir euch die Kloster einmal genauer vorstellen, ihr werdet überrascht sein, wie vielfältig diese sind! Wir reisen dabei von Ost nach West und beginnen mit der vielleicht bedeutendsten Anlage.
Krušedol
Krušedol ist nicht nur wegen seiner geografischen Nähe zu Novi Sad Bestandteil jeder geführten Tour durch die Klöster. Auch der barocke Glockenturm aus dem Jahr 1726, der Klostergang von 1753 und die Ikonen aus dem 16. Jahrhundert tragen zur Attraktivität des Klosters bei. 2016 geriet das Kloster in die Medien, weil die Gebeine seiner Gründerin erstmals seit über 500 Jahren das Areal verließen und über ein halbes Jahr durch die Gemeinden der Vojvodina gereicht wurden.
Die besagte Despotin Angelina Branković, die später heiliggesprochen wurde, und ihr Sohn Maksim (Jovan) hatten den Bau des Klosters 1509 initiiert. Neben den Überresten ihrer Gebeine sind hier auch zahlreiche bedeutende serbische Herrscher beigesetzt, was die Anlage zum wichtigsten aller Klöster in der Fruška Gora macht.
Velika Remeta
Das Kloster, dessen Kirche dem Heiligen Demetrios von Thessaloniki gewidmet ist, wurde 1562 erstmals in türkischen Aufzeichnungen erwähnt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kloster stark beschädigt und bis heute nur teilweise wieder aufgebaut. Wunderschön ist aber die moderne Klosterkirche, deren Fresken aufgrund ihres jungen Alters strahlen, als wären sie erst gestern aufgetragen worden.
Vor dem Eingang wurde ein wunderschöner Park mit einem Mini-Wasserfall angelegt, in dem ihr euch ein Päuschen gönnen könnt.
Grgeteg
Grgeteg ist eines der größten und schönsten Klöster der Fruška Gora. Die Klosterkirche wurde 1471 erbaut und Nikolaus von Myra gewidmet. Erste zuverlässige Quellen über die Existenz des Klosters tauchen 1546 auf. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kloster stark beschädigt, danach aber größtenteils wieder aufgebaut. Bekannt ist das Kloster vor allem aufgrund der Ikone der „dreihändigen Muttergottes“. Diese stellt eine absolute Seltenheit dar und darf zwar nicht fotografiert werden, wird euch aber trotzdem noch lange im Gedächtnis bleiben.
Die Wohngebäude der hier lebenden Nonnen sind äußerst sehenswert und wirken fast schon ein bisschen wie größere Hotels aus dem Alpenraum, hier erkennt man den österreichischen Einfluss sehr gut. Im angeschlossenen Klosterladen könnt ihr leckeren Bio-Tee, Honig und viele weitere Produkte aus der klostereigenen Produktion erwerben.
Staro Hopovo
Wann genau Staro Hopovo gegründet wurde, ist nicht bekannt, verantwortlich für den Bau soll aber der Branković-Clan gewesen sein, dem die Region zahlreiche Klöster zu verdanken hat, hier in Person von Bischof Maksim. Nach einem verheerenden Erdbeben wurde das Kloster im 18. Jahrhundert wieder aufgebaut. Wunderschön ist die kleine, byzantinisch wirkende Kirche mit dem freihstehenden Glockenturm. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Staro Hopovo fast sieben Jahrzehnte lang nicht mehr als eine in Vergessenheit geratenen Ruine. Seit wenigen Jahren führt aber eine neue, asphaltierte Straße zu dem nur drei Kilometer neben dem „Neuen“ (Novo) Hopovo (siehe unten) gelegenen „Alten“ (Staro) Hopovo. Die rekonstruierte Klosterkirche erfreut sich stetig größer werdender Besucherzahlen.
Novo Hopovo
Das Kloster gilt aufgrund seiner Architektur, seiner aufklärerischen Rolle und seiner reichen Geschichte als eines der wichtigsten Klöster der ganzen Vojvodina. Seine Gründung hat zwischen 1496 und 1502 stattgefunden. Die heutige Kirche stammt aus dem Jahr 1576. Im besagten Jahrhundert erlangte das Kloster auch Bedeutung als Hort der Aufklärung. Da es in Belgrad noch keine Bildungsstätten gab, gingen wissbegierige Serben damals in die Klosterschule von Novo Hopovo, um Lesen und Schreiben zu lernen. Die wunderschönen Ikonen wurden im 18. Jahrhundert von Teodor Kračun gefertigt.
Rakovac
Das Frauenkloster wurde Ende des 15. Jh. von einem gewissen Raka gegründet, nachdem dieser hier
einen Hirsch erlegt hatte. Grund hierfür war, dass der Hirsch im serbischen Volksglauben als Symbol der Reinheit angesehen wird und man ihn mit der reinen Seele von Mönchen und Nonnen in Verbindung bringt. Die Fresken der den heiligen Cosmas und Damian geweihten Klosterkirche stammen aus der Mitte des 16. Jh. Ikonen, Wandmalereien sowie Glockenturm und Klostergang des Gotteshauses wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Vrdnik
Vrdnik, auch bekannt unter dem Namen Mala Ravanica, gilt als eines der bedeutendsten Klöster der
Fruška Gora. Nach der Fertigstellung der Klosterkirche 1811 wurden am 15. Juni, dem Veitstag, die Gebeine des Fürsten Lazar hierher überführt. Dieser war am 15. Juni 1389 in der sagenumwobenen
Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo Polje) gegen die Türken gefallen. Lazar wurde umgehend heiliggesprochen, die Schlacht und der Veitstag nehmen seither eine zentrale Stellung in der Mythologie des serbischen Volkes ein.
Jazak
Dem Kloster aus dem Jahr 1736 wurde 1803 ein hoher barocker Glockenturm hinzugefügt. Dazwischen waren bereits ein Klostergang gebaut und durch Dimitrije Bačević Ikonen gemalt worden. Auf die Renovierung in den 1920er-Jahren folgten im Zweiten Weltkrieg umfassende Zerstörungen, von denen sich das Kloster bis heute nur teilweise erholt hat. Die Klosterkirche erinnert in ihrem Aussehen fast schon an eine mittelalterliche Burg und ist auch deshalb ein beliebtes Fotomotiv.
Mala Remeta
Das Baujahr dieses Klosters am südlichen Rand des Nationalparks nördlich des gleichnamigen Dorfes ist nicht bekannt, wird aber in der Mitte des 16. Jh. vermutet. Die ursprüngliche Klosterkirche wurde von den Osmanen vollständig zerstört, es existieren keine Aufzeichnungen über ihr Aussehen. Aber einige wehrhafte Mönche machten sich umgehend an den Wiederaufbau. Die neue Kirche wurde 1739 erbaut und 1759 von Janko Halkozović mit Ikonen ausgestattet. Auch aufgrund der Zerstörung und des Wiederaufbaus hat Mala Remeta in den Herzen vieler Serben einen wichtigen Platz, gilt es doch als Symbol für den Kampf gegen die Fremdherrschaft durch die Osmanen.
Beočin
Die 500 Jahre alte Ikone der Jungfrau Maria zieht viele Frauen zum Gebet an, deren Kinderwunsch noch nicht erhört worden ist. Solche Besuche sollen in mehreren Hundert Fällen zum Erfolg geführt haben, was vielleicht erklärt, weshalb das vor ein paar Jahrzehnten fast ausgestorbene Kloster aktuell wieder von zahlreichen Nonnen bewirtschaftet wird. Der Bau der heutigen Klosterkirche vollzog sich zwischen 1732 und 1740. Die Ikonen malten Janko Halkozović, Dimitrij Bačević und Teodor Kračun von 1757 bis 1768.
Bešenovo
Aus dem im Zweiten Weltkrieg komplett zerstörten, den Erzengeln Gabriel und Michael geweihten Kloster ist erst in der jüngeren Vergangenheit wieder ein kirchliches Areal mit einem kleinen Gotteshaus geworden. Der Legende zufolge wurde die Anlage bereits im 13. Jahrhundert vom serbischen König Dragutin gegründet. Die Ikonostase wurde erst im frühen 20. Jahrhundert von Stevan Aleksić gefertigt.
Einen Ausflug hierhin kann man gut mit einem Abstecher zum nur wenige Hundert Meter entfernten, traumhaften Badesee gleichen Namens verbinden.
Šišatovac
An gleicher Stelle wie die heutige Kirche stand bis zu ihrem Abriss 1778 die alte doppeltürmige, von den Meistern Jovan und Gasper erbaute Kirche. Das Kloster soll ursprünglich von drei Mönchen aus der Abtei Žiča gegründet worden sein. Ende des 19. Jh. kam der Klostergang hinzu. Die Ikone stammt von dem über die Landesgrenzen hinaus bekannten Barockmaler Grigorije Davidović-Obšić. Šišatovac gehört zu jenen im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Klöstern, die bis heute nur teilweise wieder aufgebaut wurden. Einen wesentlich Charme des Klosters macht seine Ansicht aus der Ferne aus, wenn man schon von weitem den hohen, filigranen Glockenturm inmitten des Waldes erblickt.
Petkovica
Im Namen dieses malerisch am Fluss Remeta gelegenen Klosters klingt die Heilige Petka an, der die Anlage geweiht ist. Dass eine Frau als Schutzheilige auserkoren wurde, hat vielleicht damit zu tun, dass Petkovica vermutlich eine Gründung der Witwe von Stevan Štiljanović ist, der sich einst zum serbischen Despoten aufschwang. Die Klosterkirche wurde im 18. Jh. erneuert und erhielt 1735 ihre Ikonen. Sehenswert sind auch die Quelle (die meisten der Klöster in der Region wurden in der Nähe von Quellen errichtet) und der kleine, zum Kloster gehörende Fischteich.
Kuveždin
Die Anfänge dieses Klosters reichen vermutlich bis ins 15. Jahrhundert zurück, als die Anlage vom letzten serbischen Despoten (der Begriff ist in Serbien nicht negativ behaftet) Stefan Štiljanović gegründet wurde. Der Glockenturm stammt aus dem Jahr 1803, kurz darauf wurde direkt daneben auch die neue, Simeon und dem Heiligen Sava gewidmete Kirche errichtet. Deren Ikonen malte 1847 Pavle Simić. Schon zuvor gab es hier eine prächtige Ikonostase, die aber bereits Mitte des 18. Jahrhunderts an eine Kirche in Opatovac abgegeben wurde. Vor wenigen Jahren wurde das Kloster aufwändig renoviert und ist seitdem kaum wiederzuerkennen.
Đipša
Erste verlässliche Informationen über die Existenz des von einem wunderschönen Tal mit Wäldern umgebenen Klosters sind in türkischen Quellen aus dem 16. Jh. zu finden, da diese zum Zweck der Steuereintreibung alle Klöster in der Region registrierten. Man geht davon aus, dass das Kloster im Verlauf des 17. Jh. verlassen und erst ein Jahrhundert später wieder bevölkert wurde. Die Nikolaus von Myra gewidmete Kirche wurde 1744 renoviert und ein Jahrzehnt darauf durch von Teodor Stefanov Gologlavac gemalte Ikonen bereichert.
Privina Glava
Früheste Zeugnisse über dieses Kloster stammen aus dem 12. Jh., mit dem Bau der heutigen Klosterkirche mit ihrem barocken Glockenturm wurde jedoch erst 1741 begonnen. Fast ein halbes Jahrhundert später
entstanden die von Andrej Šaltist gemalten Ikonen. Das Kloster wurde im Zweiten Weltkrieg zwar nicht vollständig zerstört (die kroatische Ustascha nutzte es als Jugendheim), aber vieler Bilder und Bücher aus der Bibliothek geraubt. Wenigstens ein Teil davon wurde nach dem Krieg zurückgegeben. Die hübsche Klosterkirche ist der Versammlung der Erzengel geweiht. In dem Komplex, der heute von einigen wenigen Nonnen bewohnt wird, finden sich noch drei weitere, ebenfalls sehr sehenswerte Kirchen.
Anreise und Touren
Die Fruška Gora ist vom öffentlichen Verkehr weitgehend unerschlossen. Nur zwei Klöster der Fruška Gora sind von Novi Sad aus mit dem Bus erreichbar: zum einen Kloster Rakovac mit der Linie 77 nach Stari Rakovac, zum anderen Kloster Beočin mit der Linie 78 nach Beočin Selo. Mehrere Reiseveranstalter bieten aber von Novi Sad aus Touren zu den Klöstern der südlich der Stadt liegenden Hügelkette an.
Gegen die Idee, einige der Klöster der Fruška Gora mit dem eigenen Auto oder einem Mietwagen zu erkunden, spricht grundsätzlich nichts. Da sich die Fruška Gora nur über 50 Kilometer Länge und 10 Kilometer Breite erstreckt, entsteht beim Blick auf die Karte aber wahrscheinlich ein falscher Eindruck hinsichtlich der Fahrzeit. Man sollte damit rechnen, dass das Durchschnittstempo kaum mehr als 30 km/h beträgt, denn die Straßen sind kurvig, schmal und von Schlaglöchern gesäumt. Allerdings werden die einzelnen Verbindungswege zwischen den Klöstern sukzessive ausgebaut und modernisiert.
Buchtipps Fruška Gora
Mit diesem CityTrip aus dem Reise Know-How Verlag, der gleichzeitig auch noch die schönsten Orte in Belgrad beschreibt, seid ihr perfekt ausgestattet, um die schönsten Novi Sad Sehenswürdigkeiten zu erkunden, aber auch viel über Land und Leute zu erfahren. Außerdem erhaltet ihr hier viele interessante Restaurant- und Shoppingtipps und bekommt die spannendsten Museen der Stadt vorgestellt! Natürlich wird dort auch eine Tour zu den Klöstern der Fruška Gora beschrieben.
Wenn ihr euch näher mit der Geschichte von Novi Sad befassen wollt und nicht nur an den Novi Sad Sehenswürdigkeiten, sondern auch daran interessiert seid, wie aus einer österreichischen Verteidigungsstellung die vielleicht schönste Stadt Serbiens wurde, dann ist dieses Buch genau richtig für euch.
Serbien gilt als einer der kulinarischen Hotspots auf dem Balkan. In diesem Buch werden euch (unter Verwendung von traumhaft schönen Fotos) die leckersten serbischen Gerichte vorgestellt, die ihr dann ganz einfach zu Hause nachkochen könnt.
- Petkovski, Tatjana (Autor)
Ihr interessiert euch für die bewegte Vergangenheit Serbiens? In diesem über 500 Seiten starken Buch erfahrt ihr alles über die Zeit vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart und lernt so, das Land und seine Bewohner besser zu verstehen.
- ABIS_BUCH
- Sundhaussen, Holm (Autor)
Serbische Straßen können schon mal zur Herausforderung werden, gerade in der Fruška Gora. Gut, dass es da die Karten aus dem World Mapping Project gibt, mit denen ihr sicher unterwegs seid und selbst entlegene Orte auf eurem Balkan-Roadtrip problemlos erreichen könnt.
- Peter Rump, Reise Know-How Verlag (Autor)
Wie hat euch der Artikel zu den spannendsten Klöstern der Fruška Gora gefallen? Lasst es uns wissen und schreibt uns einen Kommentar! Welche Orte sollen wir zukünftig für euch besuchen? Über Anregungen freuen wir uns jederzeit!