Novi Sad ist das wichtigste Zentrum im Norden Serbiens, der Vojvodina. Die zweitgrößte Stadt des Landes kann wunderschöne Kirchen und eine Festung hoch über der Donau ihr Eigen nennen. Novi Sad war 2019 Europäische Jugendhauptstadt und 2022 sogar als erste Gemeinde außerhalb der EU Europäische Kulturhauptstadt. Grund genug also, euch die „Perle der Vojvodina“ und die schönsten Novi Sad Sehenswürdigkeiten einmal genauer vorzustellen!
Die Geschichte von Novi Sad
Novi Sad entstand erst im Mittelalter, obwohl Siedlungen in der Umgebung bereits für das Neolithikum nachgewiesen werden können. Im Spätmittelalter gehört der Ort zum Königreich Ungarn und trägt den Namen Újvidék. 1526 wird die Stadt dann im Zuge des osmanischen Vormarschs auf dem Balkan von den Türken erobert, die eine tolerante Ansiedlungspolitik verfolgen und die Ansiedlung von Slawen zulassen. 1694 beginnen die Österreicher mit dem Bau einer Festung am gegenüberliegenden Ufer der Donau, der sie den Namen Peterwardein geben (serb. Petrovaradin).
Im Frieden von Karlowitz (der Ort befindet sich nur wenige Kilometer von Novi Sad entfernt), muss das Osmanische Reich dann 1699 die gesamte Region an Österreich abtreten, die Stadt trägt fortan den Namen Neusatz. Die Österreicher bauen in der Folge die Festung zur größten Verteidigungsanlage auf dem Balkan aus, eine kleine Stadt entsteht, in der sich nur Katholiken ansiedeln dürfen. Auf der anderen Seite der Donau, wo sich heute die Altstadt von Novi Sad befindet, blüht der Ort, der von Österreichern auch als Ratzenstadt bezeichnet wird.
1748 verleiht Maria Theresia Novi Sad den Titel einer Königlichen Freistadt, was die besondere Bedeutung des Ortes unterstreicht. In der Folge lassen sich hier immer mehr Serben nieder, Novi Sad wird zum wichtigsten geistigen Zentrum der Serben und wird auch als „Serbisches Athen“ bekannt. 1849 wird die Stadt von Ungarn angegriffen und stark zerstört. Nach dem Ende des Habsburgerreiches wird Novi Sad Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen und später des Königreichs Jugoslawien. Im Zweiten Weltkrieg wird die Stadt von Ungarn belagert, die ein Massaker an der serbischen und jüdischen Bevölkerung verüben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Machtübernahme der Kommunisten wird Novi Sad Hauptstadt der Vojvodina innerhalb der jugoslawischen Teilrepubik Serbien, Petrovaradin wird eingemeindet und ist seitdem Teil der Stadt. Im Kosovokrieg wird die Stadt durch NATO-Bomber stark in Mitleidenschaft gezogen und muss die schlimmsten Schäden aller serbischen Städte hinnehmen, u.a. werden sämtliche Donaubrücken zerstört. Anschließend beginnt der Wiederaufbau. Aufgrund seiner herausragenden historischen Bedeutung trägt Novi Sad 2022 den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“. Aber genug der Vorrede, beginnen wir unseren Besuch der Novi Sad Sehenswürdigkeiten!
Platz der Freiheit (Trg Slobode)
Der Platz der Freiheit ist das unumstrittene Zentrum der Stadt, hier laufen buchstäblich alle Fäden zusammen. Hier befinden sich einige der bekanntesten Novi Sad Sehenswürdigkeiten. Dabei fällt es gar nicht so leicht, das schönste Gebäude am Platz zu benennen. Heißer Kandidat auf den Titel ist auf jeden Fall das schmucke Rathaus von Novi Sad. Es wurde 1895 errichtet und bildet heute den südwestlichen Abschluss des Trg Slobode.
Vor dem Rathaus steht eine Statue, die an Svetozar Miletić erinnert. Er wurde schon in jungen Jahren Bürgermeister der Stadt und war einer der wichtigsten Vorreiter der serbischen Nation für deren Rechte innerhalb der Donaumonarchie, unter seiner Ägide löste Serbisch Deutsch als Amtssprache ab. Allerdings war er kein Nationalist, sondern strebte stets den Ausgleich mit anderen Völkern im Reich an. Das Denkmal wurde von Ivan Meštrović geschaffen, der insbesondere in Zagreb, aber auch in Belgrad seine Spuren hinterlassen hat.
Gegenüber dem Rathaus steht das zweite bedeutende Gebäude am Platz, die Marienkirche (auch Kirche Maria Namens bzw. Crkva imena Marijinog). Bei der katholischen Kirche handelt es sich um das größte Gotteshaus der Stadt. Die neogotische Kirche wurde 1895 eingeweiht und erinnert unverkennbar an ihr Wiener Vorbild, den Stefansdom. Vor allem aufgrund der bunten Dachschindeln, der vier kunstvollen Altäre und der zahlreichen Glasmalereien ist sie eine der bedeutendsten Novi Sad Sehenswürdigkeiten.
Zmaj Jovina
Ausgehend vom Platz der Freiheit verläuft die Zmaj Jovina, Novi Sads wichtigste Fußgängerzone, Richtung Nordosten. Sehen und gesehen werden, heißt es hier und die Anzahl der schicken Cafés und Restaurants lässt sich kaum beziffern. Früher war sie unter dem Namen „Hauptgasse“ bekannt, später trug sie den Namen „Marschall-Tito-Straße“. Barocke, Jugendstil-, Neorenaissance- und klassizistische Gebäude säumen die Straße und sorgen trotz ihres unterschiedlichen Charakters für ein äußerst stimmungsvolles Gesamtbild. Insbesondere abends ist hier im Sommer immer etwas los, wenn die Bewohner von Novi Sad und Touristen die Terrassen der Lokale bevölkern.
Laze Telečkog
Während die Zmaj Jovina trotz ihrer Geschäftigkeit eine gewisse Ruhe ausstrahlt, ist die Laze Telečkog, einer Seitenstraße, deutlich wilder und insbesondere für Nachteulen der perfekte Ort, um die Nacht in Novi Sad zum Tag zu machen. Unzählige Bars und Kneipen säumen die relativ kurze Straße, in der sich an vielen Ecken auch alternative Einrichtungen befinden und coole Streetart-Gemälde das Bild dominieren. Ihr solltet unbedingt schon möglichst früh kommen, wenn ihr bei gutem Wetter einen Tisch im Freien ergattern wollt!
Bischofspalast
Der Bischofspalast bildet das Ende der Zmaj Jovina und ist aufgrund seiner prächtigen, erst kürzlich neu gestrichenen Fassade nicht zu verfehlen. Zwar könnt ihr das Gebäude nicht besichtigen, aber dennoch gehört es zu den wichtigsten Novi Sad Sehenswürdigkeiten. So schick wie heute präsentierte sich die Gegend übrigens nicht immer, denn noch im 19. Jahrhundert befand sich hier ein Sumpfgebiet, das Zeitgenossen zufolge einen entsetzlichen Gestank verbreitet haben muss. 1901 wurde der Palast errichtet und damals wie heute begeistert er Schaulustige mit seinem exotisch wirkenden Äußeren, dessen Zierelemente irgendwo zwischen orientalischen Motiven, byzantinischen Anklängen und klassizistischer Strenge mäandert.
Georgskirche (Crkva Svetog Đorđa)
Direkt neben dem Bischofspalast steht das bedeutendste orthodoxe Gotteshaus der Stadt. Die hübsche Georgskirche ist schon von Außen ein echter Hingucker, ihre wahre Pracht entfaltet sie aber erst im Innern. Ursprünglich stand hier ein barocker Bau aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, der aber unter den Ungarn 1849 zerstört wurde. In der heutigen Form entstand die Kirche dann zwischen 1860 und 1880. Heute ist die Kirche Sitz der Eparchie Bačka.
Museum der Vojvodina (Мuzej Vojvodine)
Über die urige Donaustraße (Dunavska) mit ihren hübschen Hinterhöfen gelangt man direkt zum Museum der Vojvodina, dem bedeutendsten der Stadt. Es widmet sich der bewegten Vergangenheit der Region. Angefangen von archäologischen Funden aus dem Neolithikum spannt es den Bogen über das Mittelalter bis in die Neuzeit. Dabei wird nicht nur die Geschichte der Serben thematisiert, auch religiösen und ethnischen Gruppen, die hier einst lebten, wird Raum gegeben. Zu den Highlights zählen eine Sammlung prunkvoller römischer Helme, die Kutsche des Bischofs aus dem 18. Jahrhundert und die Nachbildung einer typischen Straße von Novi Sad aus der Zeit um 1900. Auch das Leben in der Stadt und auf dem Land in vergangenen Zeiten wird dank zahlreicher Exponate gut ins Szene gesetzt.
Donaupark (Dunavski Park)
Gegenüber dem Museum der Vojvodina befindet sich der schönste Park der Stadt. Wie viele andere Großprojekte in Novi Sad wurde auch er gegen Ende des 19. Jahrhunderts initiiert. Mehrere Denkmäler erinnern hier an bedeutende historische Persönlichkeiten und mythische Figuren, vor allem aber ist der Donaupark eine kleine Oase der Ruhe und strahlt mit seinem hübschen Pavillon, dem von Enten bevölkerten Teich und den vielen Bänken eine ganz besondere Atmosphäre aus. Für Schatten sorgen über 600 Bäume, sodass es hier auch im Hochsommer nie zu heiß wird.
Futoška-Markt (Futoška Pijaca)
Wenn ihr mal tief in den serbischen Alltag eintauchen wollt, dann solltet ihr unbedingt den wichtigsten Mark der Stadt besuchen. Er lieg südwestlich der Altstadt. Viele Serben erledigen ihre Einkäufe nämlich nicht nur in Supermärkten, sondern auf solchen Märkten. In den engen Gassen des Markts findet ihr alles, was ihr für den Alltag braucht. Neben Lebensmitteln von Bauern aus der Umgebung gibt es hier auch Kleidung, Accessoires und von der Zahnpasta bis zum Waschmittel gefühlt alles, was auch ein moderner Supermarkt hergibt. Ihr könnt euch hier stundenlang treiben lassen, schließlich gibt es über 400 Stände und ein Meer aus Gerüchen und Farben zu erkunden.
Tipp: Nach dem Besuch des Marktes solltet ihr unbedingt noch in der Jevrejska-Straße vorbeischauen. Hier steht die alte Synagoge von Novi Sad. Wenn ihr euch beim Wachmann meldet, erhaltet ihr für 100 Dinar einen Einblick in das prächtige Gotteshaus, das einst das Zentrum des jüdischen Viertels von Novi Sad bildete.
Kai (Kej) und Štrand
Nun verlassen wir das Zentrum und begeben uns ans Ufer der Donau. Natürlich fällt der Blick hier zuallererst auf die mächtige Festung Petrovaradin am gegenüberliegenden Ufer, aber ihr solltet unbedingt einen Spaziergang nach Süden entlang des Ufers machen. So stoßt ihr zunächst auf ein eindrucksvolles Mahnmal, das von Jovan Soldatović geschaffen wurde und an das Massaker errichtet, das ungarische Faschisten hier im Zweiten Weltkrieg an der lokalen Bevölkerung verübten. Folgt ihr dem Kai Richtung Süden, kommt ihr an einigen Fitnessgeräten im Freien vorbei und gelangt schließlich zum Štrand.
Der Štrand, dessen ungewöhnlicher Name auf die österreichische Zeit zurückgeht, ist genau das, was ihr unter diesem Namen erwartet. Hier könnt ihr euch auf einem Liegestuhl sonnen, das breite gastronomische Angebot und die Sicht auf Petrovaradin genießen oder ein Runde schwimmen. Aber Vorsicht: Die Donau ist durchaus berüchtigt für ihre nicht zu sehenden Strudel. Der Blick fällt unweigerlich auf auf die Reste einer alten Donaubrücke, die hier an das Bombardement der Stadt durch die NATO erinnert. Nur einen Steinwurf vom Štrand entfernt befindet sich übrigens die Fischerinsel (Ribarsko ostrovo), die allerdings etwas umständlich zu erreichen ist. Hier gibt es mehrere gute Lokale mit Fischgerichten.
Petrovaradin
Die vielleicht bedeutendste aller Novi Sad Sehenswürdigkeiten und das unbestrittene Wahrzeichen der Stadt ist die mächtig auf einem Felssporn thronende Festung Petrovaradin bzw. Peterwardein. Schon um 3000 v. Chr. wurde die Lage oberhalb des Flusses von Siedlern geschätzt. Richtig Ausgebaut wurde das Areal aber erst unter den Österreichern, die hier zwischen 1692 und 1780 einen riesigen Verteidigungskomplex errichteten, zu denen Füßen eine kleine Stadt entstand, die bis heute noch so wirkt, als wären die Soldaten nur mal eben auf einen Spaziergang hinunter zur Donau gegangen.
Auf 120 ha entstand die größte österreichische Verteidigungsstellung auf dem Balkan, ein Bollwerk gegen einen drohenden osmanischen Angriff. Wahrzeichen der Anlage ist der Weißte Uhrturm, von dem aus ihr eine sensationelle Sicht auf die Stadt genießt. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt, mehrere Terrassenlokale warten hier auf hungrige und durstige Kundschaft. Außerdem gibt es hier noch mehrere Kunstgalerien und allen voran das Stadtmuseum zu bestaunen, das über die bewegte Vergangenheit von Novi Sad informiert. Außerdem findet hier im Sommer das Musikfestival EXIT statt, eines der bedeutendsten in ganz Europa.
Buchtipps zu den Novi Sad Sehenswürdigkeiten
Mit diesem CityTrip aus dem Reise Know-How Verlag, der gleichzeitig auch noch die schönsten Orte in Belgrad beschreibt, seid ihr perfekt ausgestattet, um die schönsten Novi Sad Sehenswürdigkeiten zu erkunden, aber auch viel über Land und Leute zu erfahren. Außerdem erhaltet ihr hier viele interessante Restaurant- und Shoppingtipps und bekommt die spannendsten Museen der Stadt vorgestellt!
Wenn ihr euch näher mit der Geschichte von Novi Sad befassen wollt und nicht nur an den Novi Sad Sehenswürdigkeiten, sondern auch daran interessiert seid, wie aus einer österreichischen Verteidigungsstellung die vielleicht schönste Stadt Serbiens wurde, dann ist dieses Buch genau richtig für euch.
Serbien gilt als einer der kulinarischen Hotspots auf dem Balkan. In diesem Buch werden euch (unter Verwendung von traumhaft schönen Fotos) die leckersten serbischen Gerichte vorgestellt, die ihr dann ganz einfach zu Hause nachkochen könnt.
- Petkovski, Tatjana(Autor)
Ihr wollte hinter die Fassade der Novi Sad Sehenswürdigkeiten blicken und interessiert euch für die bewegte Vergangenheit Serbiens? In diesem über 500 Seiten starken Buch erfahrt ihr alles über die Zeit vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart und lernt so, das Land und seine Bewohner besser zu verstehen.
- ABIS_BUCH
- Sundhaussen, Holm(Autor)
Serbische Straßen können schon mal zur Herausforderung werden. Gut, dass es da die Karten aus dem World Mapping Project gibt, mit denen ihr sicher unterwegs seid und selbst entlegene Orte auf eurem Balkan-Roadtrip problemlos erreichen könnt.
- Peter Rump, Reise Know-How Verlag(Autor)
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