Er liegt mitten im Nirgendwo und ist nur über eine stundenlange Fahrt mit dem Minibus durch das Gebirge zu erreichen. Doch wenn man einmal hier ist, verschlägt die Schönheit der Landschaft am Koman-Stausee einem fast den Atem. Heute wollen wir euch diesen Trip mit einer Fähre über diesen schönen Flecken Erde einmal genauer vorstellen. Leinen los über den Komani Lake!
Fahrt in die Berge und durch einen Tunnel
Es geht früh am Morgen los von Shkodra, einer Stadt im Norden Albaniens, die an an diesem Morgen noch recht verschlafen ist. Nur ein Taxifahrer wäscht seinen alten deutschen Mercedes für die heutigen Fahrgäste. Von einer Bushaltestelle vor einem Hotel nehmen wir einen Minibus, auf den wir uns schon eine Weile gefreut haben. Nach einer Fahrt von etwas weniger als zwei Stunden durch die Bergstraßen, die uns in Richtung des Kosovo führen, durchqueren wir einen Tunnel. Am anderen Ende liegt eine Anlegestelle und sonst nichts mehr. Hätte der Busfahrer aufs Gas gedrückt und nicht gebremst – wir wären schnurstracks in den See gefahren.
Riesige Felshänge zu beiden Seiten des Komani Lake
Doch wir haben Glück und stattdessen dürfen wir die ersten Ausblicke auf diese zum Teil künstliche Landschaft werfen. Rechts ragt die Staumauer des Koman-Stausees aus dem Wasser. Dahinter geht es ein paar Dutzend Meter hinunter.
Zu beiden Seiten ragen die Berge der Prokletije, der Albanischen Alpen, auf, ein Teil der Westdinariden, die den Gebirgszug auf dem Westbalkan bilden. Die albanischen Alpen gelten auch als die „verwunschenen Berge“, was ihr Name übersetzt bedeutet. Hier steigt auch der Jezerca, einer der höchsten Berge Albaniens gen Himmel, allerdings in einiger Entfernung. Die Menschen haben den Bergen jedoch einiges abgerungen.
Der Kleine Koman-Stausee zwischen dem Fierza- und Vau-Deja-Stausee
Der 115 Meter hohe Steinschüttdamm ist nicht der höchste in Albanien. Er ist übrigens auch nicht der einzige Stausee am Fluss, sondern der mittlere und sogar der kleinste von drei Stauseen, die alle zur Stromgewinnung gebaut wurden. Der Koman-Stausee wurde unter dem kommunistischen albanischen Diktator Enver Hoxha von 1980 bis 1988 erbaut. Er ist dabei auch nicht einmal besonders breit. Mitunter schippert die Fähre an einigen Stellen nur über ein 50 Meter breites Gewässer. An seiner breitesten Stelle ist er aber auch nur 400 Meter breit. Der See zieht sich wie ein Schlauch durch die rund 35 Kilometer lange Schlucht von Malgun.
Kosovo-Albaner auf Familienbesuch
Neben mir stehen viele Männer und Frauen mit Plastiksäcken. Sie alle warten auf das wohl seltsamste Gefährt in Albanien. Eine Autofähre, die den Koman-Stausee abklappert. Nach ein paar Minuten kommt tatsächlich ein Schiff aus dem Schluchten-Wirrwarr hervor.
Es ist eine kleine Autofähre mit einem Buglader. Kurz darauf legt sie am Steg an. Einige Autos fahren herunter. Danach dürfen Passagiere und die anderen Autos rauf. Einige haben deutsche Kennzeichen. Es sind Kosovo-Albaner, die zuvor in Albanien waren um dort ihre Verwandten zu besuchen, wie ich später von einem erfahre.
Strahlend blaues Wasser in der Felsschlucht
Reisende sind in dieser entlegenen Gegend zu dieser Zeit noch eine Seltenheit. Und auch heute ist der Koman-See noch lange kein Touristenmagnet. Dabei hat der Fluss eigentlich mehr als genug Potenzial dazu. In der Schlucht hat sich der Drin, dieser Fluss der aus Montenegro kommt, aufgestaut. Bis zu 96 Meter tief ist er an manchen Stellen. Die schroffen Berghänge hingegen ragen gleich mehrere hundert Meter aus dem Wasser. Das Wasser strahlt blau bis türkis, so wie man sich Wasser wünscht. Am liebsten würde man hineinspringen.
Happy End im Kampf gegen den Müll am Koman-Stausee
Doch da ist ein kleines aber beträchtliches Hindernis. Immer wieder werfen die Passagiere der Fähre ihre Cola-Dosen und Flaschen in das Wasser. Überall schwimmen die Plaste-Pullen durch das Blau des Flusses. Es ist zum Heulen. Ich rege mich auf, will etwas sagen, aber was nützt das schon? Der Fluss ist schon voll davon, helfen würde nur eine Sammelaktion und vermutlich ein offizielles Verbot von den albanischen Behörden. Ich spreche leider nicht einmal Albanisch und bin schließlich auch nur Gast in diesem Land. Immerhin soll mittlerweile aber ein Müllsammelschiff den Dreck aus dem See fischen. Ob das Wegwerfen mittlerweile auch verboten ist, weiß ich nicht. Ich hoffe es.
Die Hanf-Bauern von Nord-Albanien
Unterwegs hält die kleine Fähre immer mal wieder an und lässt Menschen an oder von Bord. Sie verschwinden danach in den Bergen. Ein Mitfahrer berichtet mir, dass hier wegen der Unzugänglichkeit der Berge häufig von den Bauern Marihuana angebaut wird, dass dann nach Europa geschmuggelt würde. In der Tat sehen wir auf der Fahrt einen Hang, an dem scheinbar Hanf-Pflanzen wachsen.
Das Dorf am Ende des Koman-Stausees
Rund zwei Stunden durchqueren wir die Bergtäler, bis wir am Ende in Fierze landen, einer kleiner Ortschaft im Norden. Von dort führt eine Straße weiter in den Kosovo nach Prizren. Für mich war die Fahrt hier diesmal in diese Richtung jedoch beendet. In den Kosovo wollte ich erst im Jahr darauf reisen. Es sollte weiter nach Montenegro gehen.
Fierze selbst war kaum sehenswert. Es ist ein typisches Dorf in der albanischen Provinz, nicht einmal ein besonders schönes. Ein paar Betonblöcke, die Anlegestelle, die eigentlich nur ein Schutthaufen war. Nach einer Stunde ging es zurück, die gleiche Strecke. Doch bei dieser Landschaft fahre ich gern zweimal.
Reisetipps für Koman-Stausee und Fähre
Um die Fähre nach Fierze zu bekommen müsst ihr zunächst an die Anlegestelle kommen. Ab Shkodra gibt es Mini-Busse die dorthin fahren. Die Tickets für die Mini-Busse und die Fähre kauft ihr jeweils an Bord. 2008 war das noch separat.
Mittlerweile gibt es aber diese nützliche Internetseite auf Englisch, wo ihr die aktuellen Preise findet (pro Person derzeit 6 Euro für die Fähre, mit Minibus von Shkodra und weiter bis Valbona kostet es 17 Euro). Die Fahrt ab Shkodra soll derzeit um 6.30 Uhr starten.
Von Fierze kann man auch weiter in den Kosovo fahren. Es gibt auch dorthin Minibusse. Trampen ist aber mitunter auch möglich, kann aber sehr lange dauern, denn es gibt im Norden von Albanien nur wenig Verkehr.
Übernachten am Koman-Stausee
Auf dem Weg nach Fierze gibt es ein kleines Gästehaus. Dort kann man übernachten und von dort die schöne Umgebung mit den Bergen erkunden. Mehr Infos auf der Internetseite der Pension am Koman-See.
Hallo Peter,
sehr interessanter Artikel 🙂
Da ich gemeinsam mit meiner Freundin demnächst nach Albanien reise, habe ich eine Frage an Dich. Wir haben auch vor den Norden des Landes zu bereisen. Mein Plan ist, dass wir von Tirana nach Shkodra reisen, von dort weiter nach Theth von dort über den Valbona Pass nach Valbona. Von Valbona gerne nach Fiersa, um dort mit der Fähre über den Komansee nach Koman zu reisen. Gerne würde ich dann noch ein Ausflug zum Shala Fluss machen. Abschließend wieder zurück nach Tirana reisen. Ich hatte erst überlegt mit einen Mietwagen diese Tour zu machen, aufgrund der Straßenverhältnisse habe ich an Shuttle vor Ort gedacht. Meine Frage daher an Dich, ist das realistisch und besteht die Möglichkeit bereits gewisse Fahrten von Deutschland aus zu buchen? Kann man vom Flughafen Tirana gute Shuttle nach Shkodra finden?
Über eine schnelle Antwort würde ich mich freuen. Danke. LG Marcel
Habe mal nen Freund angeschrieben, der vor kurzem dort war. Hier ist seine Antwort:
Also es gibt einen Direktbus von Tirana nach Shkodra, aber keine Ahnung, ob da auch einer vom Flughafen fährt. Direkt vom Airport fahren viele Busse, sogar in den Kosovo. Man kann von Shkodra entweder nach Theth mit dem Bus (aber ich glaube den muss man vorher buchen oder über komanlakeferry.com (?) direkt die Fähre von Koman nach Fiersa buchen. Man kann denen sagen, dass man pick up vom bzw. zur Unterkunft will. Dann holen die dich am Hotel ab, bringen dich zur Fähre und von Fiersa bringen sie dich nach Valbona.
Den Valbona Pass (11 Kilometer) zwischen Theth und Valbona wandern die meisten, glaube da gibt es keinen Bus.
Die Straßen da oben sind krass, würde ich auch ungern mit nem Mietwagen machen. So auf dem dem Land okay, aber da in den Bergen eher nicht.
Also man kommt entweder mehr oder weniger direkt von Shkodra nach Theth oder nach Fiersa und Valbona. Weiß nur nicht wie man ohne die Wanderung zu machen von Theth nach Valbona bzw. vice versa kommt.