Salzbergwerk Krakau – Besuch in der Salzmine Wieliczka

Heute wollen wir euch das UNESCO-Weltkulturerbe Wieliczka vorstellen, eine Salzmine, die einer kleinen Stadt aus Salz gleicht.

Inhaltsverzeichnis

Krakau haben wir euch in einem eigenen Beitrag ja bereits vorgestellt. Aber auch im Umland der Stadt gibt es einiges zu sehen. Heute wollen wir mal einen Ausflug machen, und zwar in die nur zehn Kilometer entfernte Kleinstadt Wieliczka.

Salzbergwerk Krakau – Geschichte der Salzmine Wieliczka

Ihre Bekanntheit verdankt Wieliczka einer Salzmine, die zeitweise so bedeutend war, dass im Mittelalter ein Drittel des polnischen Staatshaushalts nur aus den Einnahmen der Mine erzielt wurden. Das „weiße Gold“ war früher ein kostbares Handelsgut. Kühlschränke gab es ja noch nicht und hochwertiges Salz war ideal, um Lebensmittel länger haltbar zu machen.

Zunächst schürfte man noch oberirdisch nach Salz und das vermutlich schon vor über 5000 Jahren. Als die Vorkommen über der Erde im Mittelalter aber versiegt waren, grub man sich immer tiefer in den Berg hinein. Über die Jahrhunderte entstand so ein riesiges Labyrinth aus Stollen und Schächten, von dem man immer noch nicht genau weiß, wie groß es wirklich ist. Experten sprechen von etwa 2000 Kammern und 300 Kilometern Fußwegen, von denen heute nur rund 2 % für die Öffentlichkeit zugänglich sind.

Auf dem Foto, das vermutlich in den 1920er-Jahren entstanden ist, könnt ihr gut sehen, dass viel Holz verwendet wurde, um die Kammern zu sichern.

Arbeitsmethoden unter Tage

Man muss dabei immer bedenken, dass den Bergarbeitern früher nur uns heute primitiv erscheinende Mittel zur Verfügung standen, um ihrer schweren Arbeit nachzugehen. Mit Spaten und Hacken mussten sie sich ihren Weg in die Tiefe bahnen und dabei immer Angst haben, dass ihnen die Decke über dem Kopf einstürzen könnte.

Vor rund 100 Jahren gab es unter Tage zwar schon Schienen, aber Pferde mussten die schweren Salzbrocken ziehen.

Später wurde die Arbeit etwas leichter, da man ab dem 19. Jahrhundert auch Schienen einsetzte, auf dem zunächst Pferde und später Loren das Salz beförderten.

Auf dieser Aufnahme von 1922 ist eine elektrische Zugmaschine im Schacht „Regis“ zu sehen.

Im Zuge der Industrialisierung wurden dann auch die Prozesse unter Tage automatisiert und es wurden zunächst Dampf- und dann elektrische Maschinen, zum Beispiel Presslufthämmer und Aufzüge, eingesetzt.

Salzmine Wieliczka heute

Mitte der 90er Jahre wurden nach rund 700 Jahren ununterbrochener Tätigkeit die Arbeiten in der Salzmine eingestellt und Wieliczka wurde zu einem Museum umfunktioniert. Das bedeutet aber nicht, dass hier nicht noch immer Hunderte Bergleute arbeiten würden. Diese sind nämlich dafür verantwortlich, dass die vielen Schächte gesichert sind und Besucher empfangen werden können.

Euer Besuch im Salzbergwerk Wieliczka

Ihr könnt die Salzmine heute auf zwei Routen erkunden und dabei spannende Entdeckungen machen. Die Salzmine Wieliczka ist nämlich kein gewöhnliches Bergwerk, in dem einfach nur nach Salz geschürft wurde. Hier entstanden viele Kunstwerke, die die Bergarbeiter anfertigen und die sich zu einer Art unterirdischen Stadt zusammenfügten.

Kathedralen für die Ewigkeit

Diese Kunstwerke sind vor allem ein Ausdruck der tiefen Religiosität der polnischen Bergarbeiter. Unzählige Kapellen und Statuen finden sich hier. Viele sind der heiligen Kinga (deutsch: Kunigunde) geweiht, der Schutzpatronin der Bergleute. Die Kunstwerke haben die Zeit auch deshalb überdauert, weil es sich dabei nicht um Salz handelt, wie ihr es euch vielleicht jetzt vorstellt. Das Salz tritt hier quasi in steinerner Form auf. Es handelt sich um Steinsalz, das als Ausfällung aus konzentriertem Meerwasser entstanden ist.

Wieliczka
Nicht nur Heilige sind dargestellt, sondern auch so manche Politiker wie der polnische Staatsmann Józef Piłsudski

Der schönste Ort in Wieliczka ist die Kapelle der heiligen Kinga. Es handelt sich dabei eher um eine riesige Kirche. Sie wurde im 18. Jahrhundert geschaffen und auch die Reliquien der Heiligen befinden sich hier. Ab dem 19. Jahrhundert fanden hier regelmäßig Gottesdienste statt. Der Priester konnte damals nicht so einfach wie wir mit dem elektrischen Aufzug ins Innere des Bergwerks fahren, sondern musste wie die Bergleute den oft gefährlichen Weg ins Dunkle antreten.

Wieliczka
Den schönsten Blick auf die Kapelle der heiligen Kinga habt ihr von der Treppe

An den Wänden der Kapelle befinden sich wunderschöne Reliefs, unter anderem eines, das eine Kopie des berühmten „Abendmahls“ von Leonardo da Vinci zeigt. Genau wie die anderen Kunstwerke und Heiligenstatuen in der Kapelle ist das Relief komplett aus Salz.

Besonders schön sind auch die riesigen Kronleuchter, die aus Salzkristallen gefertigt wurden. Noch immer finden hier gelegentlich Gottesdienste statt, sogar heiraten kann man hier!

Für mich sind aber die Schächte selbst die eigentliche Sehenswürdigkeit. Klar, die Heiligenfiguren, Reliefs und Leuchter machen schon einiges her, aber durch die dunklen Gänge zu spazieren und nie zu wissen, was einen an der nächsten Ecke erwartet, zählt definitiv zu den spannendsten Erfahrungen unter Tage. Unterwegs stoßt ihr auch auf steile Treppen, kleine unterirdische Seen und viele andere spannende Orte.

Die Routen in der Salzmine Wieliczka

Die Touristenroute führt an den „klassischen“ Sehenswürdigkeiten Wieliczkas vorbei. Ihr seid hier rund zwei Stunden unterwegs und rund 800 Stufen bewältigen. Die Bergmannsroute ist zwar von der reinen Gehstrecke mit knapp zwei Kilometern Länge nur etwa halb so lang wie die Touristenroute, dafür seid ihr aber drei Stunden unterwegs. Das liegt daran, dass sie wesentlich anspruchsvoller ist und ihr aktiv mit eingebunden werdet, zum Beispiel bei der Messung des Methangehalts in der Luft oder bei der Suche nach Salz! Egal für welche Route ihr euch entscheidet, ein Besuch in Wieliczka ist auf jeden Fall ein Erlebnis!

Praktische Tipps Wieliczka

  • Anfahrt: Eine S-Bahn verbindet den Krakauer Hauptbahnhof (Dworzec Główny) mit dem Bahnhof Wieliczka Rynek Kopalnia. Von dort sind es nur wenige Minuten zu Fuß zum riesigen Förderturm, an dem die Touren beginnen. Alternativ nehmt ihr den Bus 304 ab dem Hauptbahnhof West (Dworzec Główny Zachód) und fahrt bis zur Haltestelle Wieliczka Kopalnia Soli.
  • Museum: Auf der Website des Museums könnt ihr euch auch auf Deutsch vorab über die angebotenen Touren informieren. Die Preise ändern sich relativ oft, daher schaut am besten vorher dort nach. Gruppen sollten vorher reservieren. Wenn ihr alleine oder zu zweit reist, ist das nicht unbedingt nötig, aber gerade im Sommer kann es sehr voll werden und ihr müsst ohne Reservierung möglicherweise lange warten.
  • Übernachtung: Nur wenige Meter vom Daniłowicz-Schacht entfernt befindet sich das Hotel Grand Sal*. Hier könnt ihr nicht nur übernachten, sondern auch Wellness-Anwendungen mit Salz buchen. Das Hotel nutzt auch die Droudowice-Kammer in 110 Meter Tiefe als Konferenzsaal.
  • Essen: Tief im Berg gibt es in 125 Meter Tiefe eine kleine Kantine, in der ihr euch unterwegs stärken könnt. Das Essen ist gut und bei der einzigartigen Umgebung schmeckt die polnische Hausmannskost gleich nochmal besser!
  • Kleidung: Hier unten herrschen ganzjährig unter 20° Celsius, denkt also im Winter an den Zwiebellook, so dass ihr nicht ins Schwitzen kommt, und nehmt im Sommer einen Pullover oder eine leichte Jacke mit.
  • Buchtipp: Ihr wollt noch mehr über Wieliczka erfahren und auch einiges über Krakau und die Architektur in der Stadt? Dann schaut doch mal in den Architekturführer Krakau*, den ich zusammen mit Heike Maria Johenning verfasst habe.

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Markus Bingel hat lange in Polen, der Ukraine und Russland studiert und gearbeitet. Als Reisebuchautor zieht es ihn mehrmals im Jahr in die Länder des „Wild East“ – und noch immer ist er jedes Mal fasziniert von dieser Region. Als Co-Gründer des Blogs möchte er euch gerne die unbekannten, spannenden und immer wieder überraschenden Seiten Osteuropas vorstellen.

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