Lublin ist die größte Stadt im Osten Polens und kann auf eine reiche Geschichte zurückblicken in der sie zweimal für kurze Zeit als polnische Hauptstadt fungierte. Auch wurde hier die Lubliner Union durchgeführt, bei der das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen die Rzeczpospolita schufen. Dieser damals größte Staat Europas umfasste Gebiete des heutigen Weißrussland, Lettland und der Ukraine. Lange stand Lublin allerdings im Schatten von Warschau und entwickelt sich erst seit kurzem zu altem Glanz. Grund genug euch die schönsten Lublin Sehenswürdigkeiten vorzustellen. Wenn ihr von Lublin aus Ausflüge machen willst, findet ihr hier eine Liste der schönsten Ostpolen Sehenswürdigkeiten. Zudem haben wir einen Artikel mit praktischen Lublin Tipps für euren Besuch geschrieben.
Lublin Sehenswürdigkeiten in der Altstadt
Lublin hat bereits seit 1317 das Stadtrecht. Zu dieser Zeit wurde der Marktplatz angelegt, der heute von netten Cafés umgeben ist. Im 16. Jahrhundert kamen die Bürgerhäuser hierzu, von denen einige schöne auch gute Fotomotive abgeben (Rynek 2, 8, 12 oder 17 zum Beispiel). In der Mitte des Marktes steht das frühere Krontribunal. Es wurde von König Stephan Báthory eingerichtet und bestand bis zur Dritten Polnischen Teilung von 1795. Es zählte zu den bedeutendsten Gerichten in Polen. Im Gebäude beginnt auch der Unterirdische Rundgang – eine Ausstellung zur Geschichte der Stadt im Untergrund.
Krakauer Tor
Das Krakauer Tor ist der wichtigste Eingang zur Altstadt, die aus wundervollen mittelalterlichen und Renaissance-Gebäuden besteht. Viele von ihnen sind noch nicht restauriert, haben aber gerade deshalb ihren eigenen Charme. Das Tor selbst sieht merkwürdig aus, da es zwar schon im 14. Jahrhundert errichtet, seitdem aber unzähligen Male umgebaut wurde. Unten wirkt es mit seinen Backsteinzinnen wie ein kleines mittelalterliches Schloss, während der schneeweiße Turm eher an die Zeit des Barock erinnert.
Das Krakauer Tor ist aber nicht nur in architektonischer Hinsicht interessant, sondern ohne Zweifel der beliebteste Treffpunkt in der Stadt, schließlich kann man sich hier entscheiden, ob man lieber eine der schönen Kneipen in der Altstadt oder eines der schicken Restaurants in der Straße Krakowskie Przedmieście besuchen will.
Trinitarierturm
- ul. Królewska 10
Den schönsten Ausblick auf Lublin gibt es vom Trinitarierturm, der direkt an das Trinitarierkloster angegliedert ist und auch eines der Tore zur Altstadt bildet. Nach einer Erweiterung im Jahr 1819 thront der Trinitarierturm heute 60 Meter über der Stadt. Auf der Spitze sitzt ein Hahn, der nach der Legende die Bewohner Lublins vor Gefahr warnen soll. Die Aussichtsplattform bietet den schönsten Blick über die Altstadt. Dafür müsst ihr allerdings auch 207 Stufen aufsteigen.
Neues Rathaus
- plac Króla Władysława Łokietka 1
Das Neue Rathaus wurde erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts gebaut, als Lublin über die Grenzen der mittelalterlichen Stadt hinauswuchs. Es wurde zwischen 1827 und 1828 auf den Grundmauern eines ehemaligen Karmeliterklosters errichtet. Heute sitzen hier sowohl der Stadtpräsident, als auch der Stadtrat von Lublin.
Plac Po Farze
Der Plac Po Farze ist ein wunderbarer Ort, um draußen die Atmosphäre der Stadt zu genießen. Bis 1857 stand hier eine Kirche aus dem 15. Jahrhundert die aber abgebrochen wurde. Heute sind davon nur noch die Fundamente zu sehen. Der Platz selbst ist von Restaurants, Cafés und kleines Läden umgeben. Auf den Mauerresten lässt es sich aber problemlos sitzen und man kann hier den Tag oder den Abend genießen, wenn es das Wetter zulässt.
Schloss Lublin
- ul. Zamkowa 9, tägl. 9–17 Uhr
Hoch auf einem Hügel, auf dem man die Dächer der Altstadt und den gewaltigen Schlossvorplatz überblickt, thront das neogotische Lubliner Schloss. Es ist eines der ältesten erhaltenen Schlösser in Polen und wurde schon im 12. Jahrhundert gebaut, verdankt sein heutiges Aussehen aber größtenteils Umbauarbeiten aus dem 19. Jahrhundert. Im Zweiten Weltkrieg nutzten die Nazis das Schloss als Gefängnis, häufig wurden die Gefangenen danach in das Konzentrationslager Majdanek am Stadtrand deportiert. Die Kommunisten setzten die traurige Geschichte des Schlosses fort, sowohl die sowjetische Geheimpolizei als auch die polnische Staatssicherheit hielten hier Tausende Gegner des Regimes gefangen und richteten viele von ihnen hin.
Kapelle der heiligen Dreifaltigkeit
Das Lubliner Schloss birgt eine der schönsten Kirchen Polens – die Kapelle der heiligen Dreifaltigkeit. Sie ist seit dem 15. Jahrhundert über und über mit bunten Fresken im byzantinischen, christlich-orthodoxen Stil versehen, die eine mystische Stimmung erzeugen und ungewöhnlich für Polen sind. Hier wurde im Jahr 1569 bei den Verhandlungen zur Union von Lublin Gottesdienste abgehalten. Vor wenigen Jahren hat die polnische Nationalbank daher auch eine eigene Münze herausgegeben, die an die Kapelle erinnert.
Jüdisches Lublin Sehenswürdigkeiten
Vor dem Zweiten Weltkrieg bekannte sich zeitweise rund die Hälfte der Bevölkerung zum Judentum. Juden waren in der Stadt sehr einflussreich. Es gab Dutzende Synagogen und Bildungseinrichtungen. Die reiche jüdische Kultur der Stadt wurde jedoch zum Großteil durch die Deutschen im Holocaust vernichtet. Mehr als 90% der jüdischen Bürger der Stadt wurden ermordet, viele andere vertrieben. Synagogen wurden geschändet und abgerissen. Auch das jüdische Viertel Lublin, das sich um das Schloss befand wurde fast vollständig abgerissen. Heute gibt es nur noch wenige Zeugnisse des jüdischen Lublin. Immerhin besinnt man sich in der Stadt aber des jüdischen Erbes und erinnert an die Opfer der Nazibesatzung.
Grodzka-Tor
Ein wichtiges Zentrum ist das Kulturzentrum und Theater Grodzka-Tor. Das Tor trennte früher das jüdische Viertel vom christlichen. Hier gibt es unter anderem eine Ausstellung zur Vergangenheit des jüdischen Lublins zu sehen. Unter anderem werden hier Fotonegative von jüdischen Fotografen gezeigt, die vor dem Zweiten Weltkrieg aufgenommen worden und das jüdische Leben der Stadt dokumentierten. Die Bilder wurden vor wenigen Jahren auf dem Dachboden eines Hauses am Markt entdeckt. Das kleine Museum ermöglicht einen interessanten Einblick in die jüdische Geschichte von Lublin.
Gedenkstätte Konzentrationslager Majdanek
- ul. Droga Meczenników Majdanka 67, April–Okt. tägl. 9–18 Uhr, Nov.–März tägl. 9–16 Uhr
In Majdanek richteten die Nazis im Zweiten Weltkrieg das erste Konzentrationslager im besetzten Polen ein. Eine Zeit lang wurde das Lager auch als Vernichtungslager genutzt, man weiß aber bis heute nicht genau, wie viele Menschen hier starben, vermutlich bis zu 100.000. Das Lager ist relativ gut erhalten und in der bewegenden Gedenkstätte Majdanek kann man sich einen Eindruck vom harten Leben vor Ort machen und die Gaskammern besichtigen. In einem beeindruckenden Mahnmal wurde die Asche vieler Verstorbener zusammengetragen. Ein trauriger Ort, der zum Nachdenken anregt.
Chachmei Lublin Jeschiwa
- ulica Lubartowska 85
Die Jeschiwa Chachmei Lublin zählte zwischen 1930 und 1939 zu den größten Talmudschulen der Welt. Gegründet von Rabbi Jehuda Mair Shapiro waren bei der Einweihung 20.000 Menschen anwesend. Während der Besatzung wurde das Gebäude von den Deutschen geschändet und die Innenräume zerstört und umgewidmet. Erst im Jahr 2003 wurde die Jeschiwa an die jüdische Gemeinde rückübertragen. Heute befindet sich das einzige Museum für den Chassidismus im Gebäude. Auch die Synagoge wurde restauriert und wird heute wieder als Tempel genutzt. Zudem befindet sich im Haus ein Hotel.
Alter jüdischer Friedhof
- ul. Kalinowszczyzna
Einst lebte in Lublin eine der größten jüdischen Gemeinden Polens. Mit der Besatzung des Landes durch die Nazis und dem Holocaust wurde diese Welt leider für immer zerstört. An einigen Orten findet man aber noch heute Spuren der reichen jüdischen Vergangenheit. Bestes Beispiel hierfür ist neben einer noch immer aktiven Synagoge mit Kulturzentrum der Alte Jüdische Friedhof aus dem 16. Jahrhundert. Die Nazis zerstörten viele der Grabsteine und verwendeten sie für den Straßenbau, aber einiges hat sich erhalten. Zugang zum Friedhof gibt es durch die Jüdische Gemeinde Lublin, die in der Jeschiwa Chachmei Lublin sitzt.
Krakowskie Przedmieście
Eine Prachtstraße gleichen Namens gibt es auch in Warschau. Übersetzt bedeutet der Name „Krakauer Vorstadt“. Das deutet darauf hin, dass sich diese Straße in Richtung von Krakau befindet. Das Gebiet lag früher außerhalb der Stadtmauern und hier haben sich viele prachtvolle Paläste angesiedelt. Vor allem das letzte Stück, die Deptak genannte Fußgängerzone ist dabei ein echtes Highlight eines jeden Lublin-Besuchs. In der Flaniermeile, die vor wenigen Jahren wundervoll restauriert wurde, gibt es viele Cafés und Restaurants und Straßenmusiker schaffen einen schönen Rahmen für einen kleinen Spaziergang.
Litauischer Platz
Der Litauische Platz (Plac Litewski) wurde im frühen 20. Jahrhundert angelegt, um hier Militärparaden zu veranstalten. Das weitläufige Areal an der Krakowskie Przedmieście ist heute der wichtigste Platz der Stadt. Paraden, Demonstrationen, Konzerte und Gedenkveranstaltungen – hier ist eigentlich immer etwas los. Im Schatten des Denkmal für den polnischen Politiker und Militär Józef Piłsudski entstand 2016 im Zuge einer Umgestaltung ein Aufsehen erregender Brunnen, der zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten im Takt der Musik eine beeindruckende Licht- und Lasershow bietet.
Sächsischer Garten
Lublins Stadtpark wurde schon vor fast 200 Jahren angelegt. Die im Stil eines englischen Landschaftspark angelegte Grünanlage erinnert an ihren Namensvetter in Warschau und vom Namen her an die Zeit, als der sächsische König August der Starke gleichzeitig König Polens war. Lange wirkte er etwas ungepflegt, vor wenigen Jahren wurde er aber hübsch umgestaltet und ist seitdem wieder das beliebteste Ort für verliebte Pärchen, die hier im Schatten der Bäume spazieren gehen. Tipp: Im Sommer finden auf der Waldbühne immer wieder kostenlose Konzerte statt, einfach mal reinschauen.
Zentrum für das Treffen der Kulturen
- Plac Teatralny 1
Vier Jahrzehnte hat es gedauert, bis das Zentrum für das Treffen der Kulturen, das Centrum Spotkania Kultur, schließlich eröffnet wurde. Geplant war es als Theater schon von den polnischen Kommunisten in den Siebziger Jahren. Durch finanzielle Engpässe in den Achtzigern und weitere Verzögerungen danach, stand das unfertige Gebäude bis zur Wende direkt gegenüber der Bezirksleitung der kommunistischen Partei. Erst im Kapitalismus wurde das Gebäude mit einer anderen Fassade dann doch noch fertiggestellt. Heute beherbergt es das Musiktheater und die Philharmonie und eine große Halle mit 1000 Plätzen und ein Kongresszentrum. Von der Terrasse auf dem Dach habt ihr ebenfalls einen tollen Ausblick auf die Stadt.
Cebularz-Museum
- ul. Szewska 4, Mo.–Fr. 9.30, 11, 12.30, 14.30, 16 Uhr, Sa./So. 12.30, 14.30, 16 Uhr
Ohne Cebularz geht in Lublin nur wenig. An vielen Ständen, in jeder Bäckerei der Stadt und gelegentlich auch als Haute-Cousine-Variante gibt es die kleinen Weizenfladen mit Zwiebeln und Mohnsamen. Längst sind sie zu so etwas wie dem Symbol Lublins geworden, dessen Bewohner im ganzen Land scherzhaft als Cebularze (in etwa „Zwiebeler“) bezeichnet werden. Und was so beliebt ist, verdient natürlich ein eigenes Museum. Hier erfährt man nicht nur alles über die beliebte Spezialität, sondern mit einem kleinen Augenzwinkern auch über Lublin und seine Bewohner.
Zemborzycki-Stausee
Schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bestanden Pläne, im Süden der Stadt ein großes Freizeitareal anzulegen. Letztlich wurden diese Pläne aber erst Anfang der 70er Jahre realisiert. 40.000 Bewohner der Stadt wurden im Rahmen eines Subotnik-Dienstes, eines „freiwilligen“ Arbeitseinsatzes, herangezogen, um einen 6,3 Millionen Quadratmeter großen See auszuheben – es hat sich gelohnt! Es entstand ein mal wild wirkendes, mal gepflegtes Areal mit Marina, Campingplatz, Restaurants, Radwegen, Waldstücken und vielem mehr, das gerade in den Sommermonaten zu den beliebtesten Orten der Stadt zählt. Ein herrlicher Ort, um bei gutem Wetter einfach mal die Seele baumeln zu lassen.
Freilichmuseum Lublin – Muzeum Wsi Lubelskiej
- al. Warszawska 96, Kernzeiten: Di.–So. 9–15 Uhr, im Sommer auch länger und montags geöffnet
Schon seit 1979 kann man am Stadtrand auf einem 27 Hektar großen Areal einen Eindruck von der Schönheit der Region und dem ländlichen Leben in Ostpolen in der Vergangenheit gewinnen. Windmühlen, kleine Kapellen, Bauernhäuser und sogar ein kleiner Adelspalast wurden andernorts abgetragen und dann in mühevoller Kleinarbeit im Muzeum Wsi Lubelskiej wieder aufgebaut, um das historische Erbe der Region zu würdigen. Bei einem Spaziergang durch das Areal kommt man auch an uralten Holzkirchen vorbei, für die die Region Lublin bekannt ist. Vor wenigen Jahren entstand zudem eine Kleinstadt, die das Leben in Lublin vor dem Zweiten Weltkrieg zeigt. Kurz: bei gutem Wetter ein perfekter Ort, um einen entspannten Nachmittag zu verbringen.
Brauerei Perła
- ul. Bernardyńska 15
Polnisches Bier gibt es mittlerweile ja auch bei uns immer öfter im Supermarkt. Ich war aber doch ziemlich überrascht, dass ich hier tatsächlich schon mal eine Flasche Perła gesehen habe. Die kleine Brauerei ist seit der Wendezeit immer weiter gewachsen und zählt mittlerweile zu den beliebtesten im Land – kein Wunder, die Qualität ist wirklich erstklassig. Bis vor wenigen Jahren wurde das Bier noch in einer alten Klosteranlage gebraut, die im 19. Jahrhundert zu einer Brauerei umgestaltet wurde. Diesen Komplex kann man heute besichtigen, in den Untergrund der Brauerei eintauchen, im Restaurant essen und natürlich ein Perła trinken oder im Sommer auch mal bei einem kühlen Bier an einem künstlichen Strand auf dem Brauereigelände kostenlos einen Film anschauen.
Ich danke für die vielen Details und ausführlichen Informationen, die mich daran erinnerten, dass ich eigentlich in diesem Sommer die Rundreise durch Polen in Angriff nehmen wollte. Aufgeschoben…
Hallo Angelika! Danke für das Lob! In der Tat ist Lublin eine sehr sehenswerte Stadt und mehr Leute sollten es auf dem Radar haben. Wir drücken die Daumen, dass du im kommenden Jahr deine Reise nachholen kannst! Folge uns gern unter https://facebook.com/wildeast.blog – wir haben noch viele andere interessante Orte in Polen über die wir in den nächsten Wochen schreiben! Liebe Grüße, Peter
Danke für die schöne und ausführliche Darstellung meiner Stadt – in der Tat ist Lublin während letzten Jahren schöner geworden und bietet den Besuchern viel an. Alles beste!
Danke Monika! Das finden wir auch und freuen uns auf unseren nächsten Besuch!