In der beschaulichen polnischen Ortschaft Malbork (deutsch Marienburg) am östlichen Rand Pommerns steht eines der imposantesten Gebäude Europas, das jedes Jahr Hunderttausende von Touristen anzieht. In unserem Artikel wollen wir euch die Anlage vorstellen und euch ein paar Tipps für den Besuch geben. Zunächst aber wollen wir euch ein paar Fakten zum Deutschen Orden vorstellen, der die Anlage erbaute, und die Geschichte und Architektur der Burg unter die Lupe nehmen.
Der Deutsche Orden
Der Deutsche Orden, genauer gesagt der „Orden der Brüder vom Deutschen Hospital Sankt Mariens in Jerusalem“ wurde 1190 im heutigen Israel gegründet. Zunächst kümmerte er sich vor allem um die Pflege von kranken und verwundeten Teilnehmern der Kreuzzüge und Pilger, die ins Heilige Land strömten. Schon nach wenigen Jahren veränderte sich sein Charakter und der Orden wurde zu einem straff organisierten Ritterorden, dessen Mitglieder genau wie Mönche vor allem drei Grundregeln befolgen sollten: Keuschheit, Armut und Gehorsam.
Übersiedelung nach Polen
Nach dem Verlust der Besitztümer des Ordens im Heiligen Land siedelte er zunächst nach Venedig und dann auf Einladung des polnischen Herrschers Konrad von Masowien nach Marienburg über. Die christlichen polnischen Herrscher erhofften sich durch das militärische Know How des kampferprobten Ritterordens Unterstützung gegen heidnische Stämme, die im heutigen Nordpolen und Baltikum lebten.
Ein Staat entsteht
Im Laufe der Zeit gelang es dem Orden durch militärische Eroberungen, Schenkungen und Erbschaften, seine Macht und sein Einflussgebiet immer weiter auszuweiten. Es entstand eine Art Staat, der große Teile Polens und des Baltikums umfasste.
Der Niedergang des Ordens
Durch das Ausbreiten des Ordensstaates entstand schon bald ein Konflikt mit dem Königreich Polen, der in der Schlacht bei Tannenberg (Grunwald) gipfelte, bei der ein alliiertes polnisch-litauisches Heer dem Orden 1410 eine empfindliche Niederlange beifügte. In den folgenden Jahrzehnten verlor der Orden in Polen immer mehr an Einfluss, die Reformation setzte ihm zusätzlich zu und schließlich wurde der Orden aus Polen verdrängt.
Auch heute existiert der Orden noch, dessen Mitglieder auch als Deutschherren oder Deutschritter bekannt sind. Allerdings ist sein Einfluss gering und seine Mitgliederzahl liegt nur noch bei rund 1000 Mann.
Auf den Spuren des Ordens
Was aber ist vom Orden geblieben? Bei der Christianisierung Nordpolens und des Baltikums spielte er eine entscheidende Rolle, sein kultureller Einfluss ist also nicht zu unterschätzen. Vor allem aber sind die es die unzähligen Burgen, Kirchen und Städte, die auf sein Wirken hin gebaut beziehungsweise gegründet wurden. Das bedeutendste Vermächtnis des Ordens ist aber die Marienburg, eine von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Anlage, die eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Polens darstellt (eine Top 10 der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes haben wir euch hier zusammengestellt).
Die Geschichte der Marienburg
Die Marienburg wurde ab den 1270er Jahren errichtet und zunächst nur als Komturei genutzt, also gewissermaßen als Filiale des Ordens. Ab 1309 fungierte sie dann als Sitz des Hochmeisters des Ordens und somit de facto als Hauptstadt des Ordensstaats. Im Laufe der Zeit wurde sie immer weiter ausgebaut und umgestaltet.
Die Marienburg gilt als eine der wenigen europäischen Burgen, die niemals erobert werden konnten. Auch nach der Niederlage in der Schlacht von Grunwald (Tannenberg) blieb sie im Besitz des Ordens. Da sich dessen Lage aber immer weiter verschlechterte, musste dieser sie 1457 verkaufen und die Burg kam in den Besitz des polnischen Königs. In den folgenden rund 300 Jahren diente sie als Residenz der polnischen Herrscher, wenn diese gerade nicht in der Hauptstadt weilten.
Die Burg in Preußen
Nach der Ersten Polnischen Teilung 1772 kamen die Region und damit auch die Burg unter preußische Kontrolle. In der Folge wurde die Marienburg als Kaserne und Vorratslager genutzt und verfiel. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden dann unter dem Architekten Konrad Steinbrecht umfangreiche Restaurierungen vorgenommen und die Marienburg erhielt ihren alten Glanz zurück.
Zur damaligen Zeit herrschte zwischen Deutschen und Polen eine angespannte und stark auf die nationale Identität konzentrierte Stimmung. Die Marienburg wurde von den Deutschen zu einem Symbol des deutschen Kampfs gegen Polen verklärt. Kaiser Wilhelm II. besuchte die Burg ganze 30 Mal, auch Hitler war hier mehrfach zu Gast.
Die Marienburg heute
Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs gingen auch an der Marienburg nicht spurlos vorüber und in den letzten Monaten des Kriegs wurde die Burg so stark zerstört, dass er nach dem Krieg aufwendig wiederaufgebaut werden musste.
Heute befindet sich die Marienburg im Besitz des 1961 gegründeten Schlossmuseums Malbork, das sich um die Erhaltung der Anlage kümmert und laufend neue Teile rekonstruiert.
Das Aussehen der Marienburg
Vielen Besuchern stockt schon beim ersten Anblick der Marienburg der Atem. Über 50 Millionen Ziegel sind hier verbaut, die sich auf eine Fläche von 250.000m³ verteilen und sich über eine Grundfläche von 21 Hektar erstrecken. Somit ist die Marienburg das größte jemals errichtete Backsteingebäude der Welt. 10 km sind die Wallanlagen lang, man bräuchte also zwei Stunden, um sie abzulaufen.
Die Marienburg gliedert sich in drei Teile: das Hochschloss, das als Kloster fungierte, das Mittelschloss (Sitz des Großmeisters des Ordens und Verwaltungszentrum des Ordensstaates) und das Vorschloss (vor allem Wirtschaftsgebäude).
Natürlich hatte die Burg vor allem einen Wehrcharakter. Sie ist aber keineswegs eine rein funktionale Anlage. Der Orden verfügte über beträchtliche Reichtümer und gestaltete die hochgotische Anlage daher prachtvoll aus. Fresken, Pilaster, Statuen, Brunnen, selbst die Wirtschaftsgebäude sind von hoher künstlerischer Qualität. Zu den besonders schönen Räumen zählen die Quartiere des Großmeisters, die Hauptkirche im Hochschloss und die Speise- und Empfangssäle.
Euer Besuch der Marienburg
Für den Besuch der Marienburg sollte man sich mindestens einen halben Tag Zeit nehmen. Schon die offiziellen Touren mit einem Guide dauern rund vier Stunden – kein Wunder, wenn man die Ausmaße der Marienburg bedenkt und dass hier über 20 Sammlungen gezeigt werden. Diese informieren über die Geschichte des Ordens, die Anlage selbst, beinhalten Ausstellungen zur Architektur, Alltagsgegenstände, Gemälde, Rüstungen, Bernstein und vieles mehr. Ein Besuch lohnt sich also auch mit Kindern, da es eine Menge zu entdecken gibt. Neben den vielen Ausstellungen könnt ihr euch auch Kirchen, Kapellen, die Wallanlagen, Gärten und vieles mehr anschauen.
Führungen
Die beste Möglichkeit, die Burg zu erkunden, ist an einer Führung teilzunehmen. Diese ist bereits im Eintrittspreis enthalten und startet immer dann, wenn genügend Touristen zusammenkommen (auch auf Deutsch und Englisch verfügbar). Bringt ihr etwas weniger Zeit mit und möchtet euch der dreieinhalb- bis vierstündigen Führung nicht anschließen, könnt ihr auch einen kostenlosen Audioguide ausliehen, der euch dank GPS-Unterstüzung immer am richtigen Ort die wichtigsten Infos zur Anlage bietet. Oder ihr bucht eine Führung vorab*, das finde ich am praktischsten.
Daneben werden zahlreiche Spezialführungen angeboten, zum Beispiel eine Nachtführung, eine Licht- und Klangführung, Turmbesichtigungen und vieles mehr. Am besten, ihr schaut einfach auf der Website der Marienburg nach. Dort könnt ihr auch vorab Tickets kaufen. Da die Schlangen vor der kleinen Ticketkasse lang werden können, empfehlen wir euch das unbedingt. Alternativ könnt ihr die Tickets auch am Automaten kaufen und wartet so oft etwas weniger lang als am Ticketschalter.
Anfahrt
Ihr erreicht die Marienburg in der polnischen Stadt Malbork bequem mit dem Zug. Mit dem Auto fahrt ihr von Danzig über die S7 und DK55 nur eine knappe Stunde bis zur Burg. Die Parktickets sind sehr teuer, besser ihr stellt euer Auto etwas weiter entfernt ab und geht zu Fuß. Wenn ihr nach der Besichtigung Hunger habt und beim Essen einen schönen Blick auf die Burg haben möchtet, empfehlen wir euch das Restaurant U Flisaka auf der anderen Seite des Flusses Nogat. Hier gibt es leckere polnische Hausmannskost und dazu zahlreiche polnische Craft-Biere.
Ihr habt Fragen zum Besuch der Marienburg oder Anmerkungen zum Artikel? Schreibt es uns einfach in die Kommentare, wir freuen uns über euer Feedback!
Guten Tag.
Mein letzter Besuch auf der Marienburg war im im April 2019. Es war der mit größte Wunsch meines Vaters die Geburtsstadt seines Vaters und deren Vätern zuvor noch einmal zu sehen. Und diesen Wunsch wollte ich ihm gerne erfüllen den auch ich war neugierig auf diese Stadt und vor allem die Marienburg. Es sind zum Glück in der Stadt noch einige Häuser aus deutscher Zeit erhalten, leider war an der an der Adresse die ich recherchiert hatte nichts mehr von damals erhalten.
Mein erster Besuch auf der Marienburg war am Anfang der 90er Jahre mit einer Busreise, leider hatte man da nicht die Zeit sich etwas länger anzusehen da es immer sofort wieder weiterging.
Seit damals hat sich aber vieles getan und man muss den Restauratoren ein riesiges Lob aussprechen was seit dem alles geleistet wurde – Hut ab. Was in diesem Artikel nicht erwähnt wurde ist das es auf der Marienburg auch ein sehr gutes Restaurant gibt und zwar befindet es sich auf dem Weg zur Nogat.
Mfg Ingo Fast
Hallo Ingo, vielen Dank für deinen Kommentar. Das Restaurant schauen wir uns gerne beim nächsten Mal an 🙂