Verrückte polnische Sprache – Top 10 der lustigsten polnischen Ausdrücke und Namen

Die polnische Sprache kann echt schwer sein. Wir stellen euch hier die lustigsten Sprichwörter, Namen und Redensarten vor.

Inhaltsverzeichnis

Die polnische Sprache kann durchaus herausfordernd sein und klingt für viele wie eine Zusammenreihung von unzähligen, schwer auszusprechenden Konsonanten, die nur gelegentlich von Vokalen unterbrochen wird. In unserem heutigen Beitrag zu Polen wollen wir euch daher mal die lustigsten Namen, Ausdrücke und Zungenbrecher vorstellen, die die polnische Sprache kennt. Und keine Angst, ihr müsst dafür kein Polnisch können!

Die richtige Begrüßung

Wenn man jemanden aus einem anderen Land kennenlernt und sich für seine Sprache interessiert, fragt man ja oft als Erstes, was „hallo“ bedeutet. Auf Polnisch heißt das genau wie „tschüss“ ganz einfach cześć („tscheschtsch“) und meistens war es das dann mit dem Interesse an der polnischen Sprache. Viele fragen sich, wie so etwas Einfaches wie Hallo so kompliziert sein kann. Gut, dass es da noch ein paar alternative Ausdrücke gibt:

  • Siema – Hi (Abkürzung von „jak się masz“, also „wie geht es dir“. Prima, man hat also gleich auch gefragt, wie es dem Gegenüber geht)
  • Hej – Hi
  • Czołem – Servus
  • Co tam? – Was dort? (etwa: Was gibt es bei dir Neues?)
  • Elo – Hallo (Hip-Hop-Slang)

Wie man einen Priester grüßt

Der berühmte polnische Handkuss passt zu diesen Ausdrücken übrigens nur bedingt und einen Würdenträger würdet ihr so auch nicht begrüßen. Und wusstet ihr, dass man einen Priester im katholischen Polen nicht mit Guten Tag (dzień dobry) begrüßt? Man sagt stattdessen „Gottes Segen“ (szczęść Boże, gesprochen „schtschenschtsch bosche“) und erhält als Antwort „Gott vergelt’s“ (bóg zapłać). Da szczęść aber noch schwieriger auszusprechen ist als cześć, genügt auch einfach eine bedeutungsschwangeres Kopfnicken.

polnische sprache

Das liebe Geld

Geld (pieniądze) ist natürlich auch in Polen wichtig. Und für Geld gibt es in Polen viele lustige Ausdrücke:

  • Flota – Flotte
  • Hajs – Kohle (vom deutschen Wort „heiß“)
  • Forsa – Kies
  • Kasa – Kasse
  • Siano – Heu
  • Sałata – Salat
  • Szmal – Knete (vom deutschen Wort „schmal“)

Und nicht nur das: Auch rund ums Geld ist die polnische Sprache ziemlich kreativ. Ein Geldautomat heißt zum Beispiel ściana płaczu, also Klagemauer. Wenn man dort anfängt zu weinen, dann hat man vermutlich „nichts mit auf den Hügel genommen“ (brać coś na górkę), also gespart oder ein schlechtes Geschäft gemacht und „quiekt vor Armut“ (piszczeć z biedy).

Zahlenwirrwar

Mit Geld und Zahlen haben übrigens in Polen eher Ausländer zu kämpfen. Das liegt vor allem daran, dass es fast nichts gibt, was so schwer zu deklinieren ist wie Zahlen im Polnischen. Ich habe mal in einer Bibliothek ein fünfbändiges Werk mit dem schönen Namen „Die Deklination der polnischen Zahlen“ gesehen, kein Witz. Ein Beispiel? Die polnische Währung heißt Złoty. Man sagt 1 Złoty, aber 2 Złote. Und ab 5 Złote sagt man dann plötzlich Złotych, benutzt also den Genitiv Plural. Aber natürlich nur bis 22, dann nimmt man wieder den Nominativ Plural, also 22 Złote. Und so weiter …

Grzegorz Brzęczyszczykiewicz

Schon mal von dem Film „Jak rozpętałem drugą wojnę światową“ („Wie ich den Zweiten Weltkrieg entfesselte“) gehört? Vermutlich nicht, aber in Polen ist die Komödie aus dem Jahr 1969 Kult. Die Abenteuer des Protagonisten Franciszek Dolas beinhalten eine Szene, die so gut wie keine andere die Tücken der polnischen Sprache aufzeigt. In dieser wird Dolas von den Nazis gefangen genommen und anschließend zum SS-Verhör gebracht. Der deutsche Beamte muss dann die Personalien von Dolas aufnehmen und scheitert schon an dessen Namen Grzegorz Brzęczyszczykiewicz – vom Wohnort ganz zu schweigen!

polnische sprache
Die Fans von Lech Posen versorgen ihre Mannschaft mit kostenlosem Toilettenpapier, das auch in Polen im Zuge der Corona-Krise zeitweilig knapp wurde.

Zu Besuch im Stadion

Ich habe bis heute nicht verstanden, wieso die polnische Liga „Ekstraklasa“ heißt, denn extraklasse ist das „Gegrabe“ (kopanina) dort bestimmt nicht. Eins aber ist sicher, die Fans sind absolute Weltklasse und die Stimmung im Stadion einzigartig.

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Ein typischer Hooligan (Bild von Dr. Georg Wietschorke auf Pixabay)

Was Vögel mit Hooligans zu tun haben

Die polnische Sprache unterscheidet zwischen langweiligen Fans, den „Picknickbesuchern“ (piknikowcy), die oft auch mit dem Vornamen Janusz bezeichnet werden. Warum, ist mir immer noch nicht ganz klar. Echte Fans nennt man übrigens Kiebitze (kibice). Das Wort hat die polnische Sprache aus dem Deutschen übernommen, denn der Vogel Kiebitz heißt auf Polnisch eigentlich Czajka zwyczajna.

Vermutlich brütet er oft in Stadionnähe, anders kann ich mir das auch nicht erklären. Ein Fan, der es mit der Liebe zu seiner Mannschaft übertreibt, heißt übrigens pseudokibic. Und einen, der einen Stadionbesuch „erlebnisorientiert“ gestaltet, also gewalttätig wird, der heißt kibol. Oben auf dem Bild könnt ihr sehen, dass die Fans von Lech Posen sich hier stolz als „Kibolski Klub Sportowy“ bezeichnen, also als Hooligan-Sport-Verein.

Besoffen wie in einem russischen Panzer

Wodka (wódka) und Bier (piwo) dürfen auf einer polnischen Party nicht fehlen, klar. Aber was passiert, wenn man es ein bisschen übertrieben hat? Folgende Ausdrücke benutzt man, wenn man in Polen sagt, dass jemand betrunken ist:

  • Trzeźwy jak świnia – nüchtern wie ein Schwein
  • Pijany jak w ruskim czołgu – besoffen wie in einem russischen Panzer
  • Najebany jak szpak – durchgefickt wie ein Star (ja, entschuldigt bitte den Kraftausdruck, und nein, ich weiß auch nicht, warum immer wieder exotische Vögel für Sprachbilder herhalten müssen)
  • Zachlany w trupa – zugeschüttet wie ein Leichnam
  • Najebany jak Messerschmidt – zugefickt wie ein Messerschmidt-Flugzeug (nochmals Entschuldigung …)

Das Ende der Welt – die polnische Sprache kennt es

Die Gegensätze zwischen Stadt und Land können in Polen ganz schön krass ausfallen. Daher kennt die polnische Sprache auch viele Ausdrücke, um einen einsamen, abgelegenen oder langweiligen Flecken zu bezeichnen. Hier einige der schönsten und ihr deutsche Übersetzung:

  • Tam, gdzie psy dupami szczekają – dort, wo die Hunde mit den Ärschen bellen
  • Tam, gdzie prąd zawraca w kablach – dort, wo der Strom in den Kabeln umkehrt
  • Tam, gdzie raki zimują – dort, wo die Krebse überwintern
  • Tam, gdzie wrony zawracają – dort, wo die Krähen umkehren

Den schönsten Ausdruck finde ich aber den Folgenden:

  • Tam, gdzie diabeł mówi dobranoc – dort, wo der Teufel Gute Nacht sagt
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(Bild von maximammarelli auf Pixabay)

Auf dem Kübel

Es gibt kaum einen Bereich, in dem die polnische Sprache so reich ist wie beim Verrichten des täglichen Geschäfts. Bei uns sagt man üblicherweise einfach Klo oder Toilette. Das Wort toaleta gibt es zwar auch im Polnischen, aber diese Ausdrücke sind einfach viel schöner:

  • Kibel – Kübel
  • Sedes – Klobrille (eigentlich „Sitz“ aus dem Lateinischen)
  • Klop klop – Klo (Versuch der Nachahmung eines Klatschgeräuschs)
  • Śmierdziuszek – Stinkerchen
  • Sracz – Scheißer
  • Tron – Thron

Mysteriöse Zeichen an der Tür

Schon der erste Toilettengang im Restaurant kann übrigens zur Herausforderung werden. Das liegt an den mysteriösen Zeichen, die an den Türen angebracht sind. Oder wüsstet ihr spontan, ob ein Kreis ein Symbol für eine Frau oder einen Mann ist? Und was bedeutet das Dreieck?

Kurwa – das wichtigste Wort überhaupt

Das Wort kurwa (Nutte) kennt jeder, der schon einmal mit einem Polen ein Bier getrunken hat. Es ist das spannendste Wort, dass die polnische Sprache kennt. Warum? Nun, es ist einfach universell einsetzbar und dient je nach Bedarf als Verb, Substantiv, Adjektiv oder Satzzeichen. Welches Wort kann das schon von sich behaupten?

Eigentlich verwendet man es so wie das deutsche Wort „scheiße“ oder das englische Wort „fuck“. Das Wort kurwa benutzt man aber einfach auch als kleinen Lückenfüller, wenn man sauer ist. Man kann dadurch aber auch seine Bewunderung ausdrücken und seinen Respekt. Dann sagt man „o Kurwa“. Und je nachdem, welches Präfix ihr im Polnischen anhängt, macht ihr aus kurwa ein Verb oder Adjektiv und sagt so, dass ihr auf die Toilette möchtet, jemanden umbringen wollt oder etwas wunderschön ist. Tolles Wort, oder?

W Szczebrzeszynie chrząszcz brzmi w trzcinie

Nein, keine Angst, ich bin beim Schreiben der Überschrift nicht eingeschlafen und mit dem Kopf auf die Tastatur geknallt. Den Ausdruck gibt es wirklich! Wenn ich Polen erzähle, dass ich Polnisch kann, kommt als Reaktion oft „Kennst du schon diesen Zungenbrecher?“ und der schier unaussprechliche Satz kommt ihnen wie ein ein einfaches „hallo“ über die Lippen (was auf Polnisch wie oben beschrieben „cześć“, also „tscheschtsch“ heißt und ebenfalls problematisch ist).

Aber worum geht es in dem Horrorsatz? Nun, er ist eigentlich ganz süß und harmlos: „In Szczebrzeszyn tönt der Käfer im Schilf“ lautet seine Übersetzung. Er ist Teil der eines Kindergedichts von Jan Brzechwa und steht wie kaum ein anderer für die Tücken der polnischen Sprache. Ihr wollt ihr nachsprechen? Ganz einfach, hier ist die Umschrift ins Deutsch: „W Schtschebscheschynje Chschonschtsch bschmi w tschtschinje“. Alles klar? Hier ein Video mit dem ganzen Gedicht.

Polnischer Abgang – auf Polnisch

Vielleicht kennt ihr die Bedeutung der Redewendung „polnischer Abgang“ – also sich polnisch aus dem Staub zu machen und niemand etwas zu sagen. Aber wie drücken die Polen denn wirklich aus, wenn sie sich verabschieden? Nachdem ich euch beigebracht habe, wie man hallo sagt, muss es natürlich auch einen Abschnitt zur Verabschiedung geben. Klar, ihr könnt einfach cześć sagen, um euch zu verabschieden, aber es geht auch kreativer. Die polnische Sprache kennt so viele schöne Ausdrücke hierfür. „Ich falle“ (spadam) geht, aber auch „Wir fliegen nach Stettin“ (lecim na Szczecin), wenn ihr nicht allein seid. Aber nicht nur geflogen wird in Polen, man kann auch einfach „verschwinden“ und sagt dann zmykam.

Und wenn ihr jemanden gut kennt, dann sagt einfach papa, so wie in Österreich. Wenn ihr jemanden gut kennt, aber sauer auf ihn oder sie seid, dann sagt einfach mit starker Betonung pa. Manchmal ist die polnische Sprache doch ganz einfach.

Bleib-wie-du-bist-bis-bald-tschüss-ciao

Und anders als der den Polen unterstellte „polnische Abgang“ sein soll, verabschiedet man sich in Polen eher mehrfach – um sicherzustellen, dass es auch wahrgenommen wird. Drei oder vier Ausdrücke müssen es mindestens sein, wenn man sich verabschiedet. Wichtig ist dabei, sie so schnell wie möglich hintereinander wegzurattern. So zeigt man, dass man die polnische Sprache wirklich kennt. In diesem Sinne: trzymaj-się-na-razie-cześć-hej-papa.

Buchempfehlung

Ihr habt noch nicht von der polnischen Sprache? Dann schaut doch mal in meinen Sprachführer Kauderwelsch Polnisch Slang*, den ich vor einigen Jahren im Reise Know-How Verlag veröffentlicht habe. Hier könnt ihr noch viele andere polnische Ausdrücke kennenlernen und lernt so zu sprechen, wie es euch garantiert in keinem Kurs beigebracht wird.

Ihr kennt noch andere lustige polnische Wörter und Redewendungen? Schreibt sie uns gerne in die Kommentare!

*  – dieser Link ist ein Partnerlink. Wenn Ihr hierüber etwas kauft oder bestellt, bekommen wir eine kleine Provision. Euch kostet das keinen Cent extra und wir können weiter neue Beiträge für euch schreiben. Danke für eure Unterstützung!

Markus Bingel hat lange in Polen, der Ukraine und Russland studiert und gearbeitet. Als Reisebuchautor zieht es ihn mehrmals im Jahr in die Länder des „Wild East“ – und noch immer ist er jedes Mal fasziniert von dieser Region. Als Co-Gründer des Blogs möchte er euch gerne die unbekannten, spannenden und immer wieder überraschenden Seiten Osteuropas vorstellen.

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Jarek
Jarek
3 Jahre zuvor

„Jak się masz“ – „wie geht’s“ und als Antwort „stara bieda“ – „alte Armut“

Joanna
Joanna
1 Jahr zuvor

Noch ein Zungenbrecher, viel leichter auszusprechen: „stół z powyłamywanymi nogami“ (Tisch mit rausgebrochenen Beinen)

Markus Bingel
Admin
1 Jahr zuvor
Reply to  Joanna

Haha, stimmt. Der ist gut 🙂 Ich kann ihn komischerweise aussprechen, wenn ich ihn lese, aber nicht einfach so aufsagen. Ach, Polnisch ist einfach super 🙂

Waldemar
Waldemar
3 Monate zuvor

Also! Ich möchte eine Sache korrigieren, falls ich es darf. Die Ausdrücke sind hier wunderbar erklärt bis auf „zachlany w trupa“. Das heißt „zalany w trupa“, was man als sturzbesoffen bezeichnen kann. Zalany in diesem Kontext könnte man als überflutet nennen. Überflutet im Leichnam. Man kann noch sagen einfach sztywny (steif) – bitte keine schlechte Assoziation aus dem Deutschen nehmen.
Auch oben genannter Janusz ist leicht zu erklären. Janusz ist im Polnischen ein sehr häufiger Name. Das weibliche Pendant heißt „Grażyna”. Obwohl es nicht politisch korrekt ist jemanden zu beurteilen, sind die beiden Namen synonymisch für Menschen, die nicht weltgewandt sind, nicht ausreichend ausgebildet, die eher dialektisch sprechen, was im Polnischen abwertend bedeuten mag. Der Migrant aus dem Berliner Kiez, kann in diesem Fall ein bildhaftes Beispiel für Beurteilung von Klischees aus dem Deutschen sein

naga taka
naga taka
15 Tage zuvor

Zachlany w trupa bedeutet, dass jemand besoffen ist wie eine Leiche

naga taka
naga taka
15 Tage zuvor

Najebany bedeutet total besoffen oder schwer geschlagen, nicht zugefügt oder durchgefügt. Das Wort hat mehrere Bedeutung und nicht das, wovon gebaut ist.

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