Prag hat bietet eine Unmenge an Kneipen. Manche sind modern, andere noch total urig. Doch um die richtigen Kaschemmen für eine echte Kneipentor durch Prag zu finden, muss man sich ein bisschen auskennen. Schon vor Jahren habe ich mich angesichts der Menge an Kneipen daran gemacht, einfach nur Kneipen mit Tiernamen zu besuchen. Der Spaziergang durch den Kneipen-Zoo ist wohl der beste Querschnitt, um die besten Prager Tavernen kennenzulernen. Die letzte Tour ist schon ein paar Jahre her, aber ich hab nochmal überprüft, welche Kneipen es noch gibt. Mittlerweile sind von acht nur noch sechs Kneipen übrig. Aber das ist ok. Die sind trotzdem alle sehr empfehlenswert und jede auf ihre Art einzigartig. Nur rauchen darf man dort nicht mehr — zur Freude der einen und zum Leid der anderen.
Prag Kneipentour in 6 Pubs
In Prag einfach mal auf ein paar Bier zu gehen, ist kein Problem. Eine Kneipe gibt es immer in der Nähe. Eine Tour, die ich durch eine früher existierende App fand, fiel mir dabei besonders positiv auf: der “Zoo-Rundgang”. Dafür hatten die Entwickler eine Menge an Kneipen zusammengestellt, die alle ein Tier im Namen tragen. Für die erste Tour habe ich alle damals noch acht Kneipen mit meiner guten tschechischen Freundin Anna abgeklappert. Sie kennt eine ganze Menge Kneipen und meinte gleich: “Ja, das ist eine ganz gute Auswahl.” Also ging es am selben Tag um 17 Uhr los. Wir hatten schließlich einiges vor uns. Die Regeln für die Kneipentour: Mindestens ein kleines Glas vom hauseigenen Bier pro Kneipe/Brauerei.

Kneipe 1: U hrocha (Zum Nilpferd) – Behäbig durch die Räucherkammer
Die Masse an Menschen bewegt sich behäbig durch das “Nilpferd”. Möglicherweise hat es damit zu tun, dass man sich hier damals zuerst durch den undurchsichtigen Rauch sägen musste, bevor man die Theke erreichte. Immerhin gibt es aber auch heute noch frisch gezapftes Pilsner Urquell an der Theke. Wer sich setzen möchte, ist hier wahrscheinlich falsch. Denn die Stammgäste belegen alle Sitzplätze. Zur Unterhaltung wird sich gerne durch den Raum angeschrien.
Das Bier, was serviert wird, ist dafür aber frisch und köstlich. Die Bedienung beschwert sich allerdings gern, dass man im Weg steht, obwohl es im Grunde sonst keinen Platz gibt. Nun denn – wer sich unter Nilpferd ein niedliches, dickes Tierchen vorstellt, der hat sowieso noch niemals eine Dokumentation über Afrika gesehen. Die Tiere greifen Menschen gern an. Das passiert im Prager “Nilpferd” zwar nicht. Aber freundlich ist man auch nicht gerade – für Prager Verhältnisse also eine normale Kneipe.
Bewertung für U hrocha: 3/5 Bierkrügen
- Bier: Pilsener
- Gut: Sehr original, viele Einheimische, niedlich eingerichtet, Eckkneipe trotz touristischer Location
- Eher schlecht: kaum freie Sitzplätze, unfreundliches Personal
- Geheimtipp: Am Tisch links sitzen die Stammgäste. Anscheinend schon seit der Eröffnung.
- Adresse: Thunovská 10, 118 00 Prag 1, Tschechische Republik

Kneipe 2: U kocoura (Zum Kater) – Bier statt Espresso
Der Name ist Programm, denn viele der Gäste befinden sich auf dem Weg zum Kater. Dazwischen hocken auch einige Touristen. Die trauen sich oft nur an die vorderen Tische, wie auch wir. Die Bedienung am Anfang etwas zurückhaltend, wird später noch recht redselig und reißt sogar noch ein paar Witzchen.
Hier ist es auch, wo mir das erste Mal ein anscheinend tschechisches Phänomen auffällt. In Italien gehen die Leute schnell auf einen Espresso in die Cafés. Oft werden sie noch im Stehen getrunken. In Prag passiert das gleiche mit Bier. Es kommt ein Mann Anfang sechzig rein und setzt sich. Er wird mit Vornamen begrüsst. Noch bevor wir überhaupt unsere Bestellung abgeben konnten hat er bereits einen halben Liter Kozel vor sich stehen. Noch bevor wir unser Glas haben, hat er seines bereits leer getrunken. Es folgt ein kurzes Gespräch: “Pass bloß auf deinen Mann auf. Sonst fängt er noch an zu trinken”, ruft der Schnelltrinker der Gastwirtin zu.
Sie, er und der Gastwirt lachen herzlich. Das Bier wird notiert, der Gast verschwindet als unser Bier auf den Tisch kommt. Was Italiener sein Espresso ist dem Tschechen sein Bier. Das deckt sich auch mit der Biertrinker-Statistik. Da liegen die Tschechen nämlich mit 145 Litern pro Kopf und Jahr im Durchschnitt weit vor uns Deutschen mit nur 107 Litern. Hier werden wir noch von den Österreichern geschlagen. Die trinken 108 Liter.
Bewertung für U kocoura: 4/5 Bierkrügen
- Bier: Pilsner, Bernard, Budvar
- Gut: Essen sah lecker aus, viele Einheimische, direkt auf dem Weg zur Prager Burg, guter Stopp, Fanschals von europäischen Fußballclubs, Service etwas langsam aber nach Eingewöhnungsphase sehr freundlich
- Eher schlecht: nichts
- Geheimtipp: An der Wand ist noch Platz für Fanschals!
- Adresse: Nerudova 205/2, 118 00 Prag

Kneipe 3: U cerneho vola (Zum Schwarzen Ochsen) – Black is beautiful
Der schwarze Ochse ist anscheinend soetwas wie eine Prager Insititution. Er wird in nahezu allen Pub-Führern empfohlen und trotzdem sind es die Prager die ihn davor bewahrt haben ein Mc Donald’s zu werden. Die urige Einrichtung in der Nähe des Klosters und unweit von Novy Svet, bietet nicht nur für die Augen einiges zu tun. Unbedingt trinken sollte man hier ein Kozel. Denn das Velkopopovický Kozel gehört zu den besten Bieren, die man in Böhmen geboten bekommt. Meine Tourenbegleiterin Anna schwört hier übrigens auf die dunkle Variante!
Im Ochsen selbst muss man das Kozel durchaus auch mal im Stehen trinken. In der Eingangshalle sind Stehtische. Das Pub mit 40 raren Sitzplätzen soll immer voll sein. Aber das Bier entschädigt!
Bewertung für U cerneho vola: 3,5/5 Bierkrügen
- Bier: Kozel (hell und dunkel), Pilsner
- Gut: Schöne Einrichtung, nette Details, gutes Bier
- Eher schlecht: Mangel an Sitzplätzen, Personal unfreundlich wie immer
- Geheimtipp: Wer einen Klappstuhl hat, ist klar im Vorteil!
- Adresse: Loretánské náměstí 107/1, 118 00 Prag

Mit Bierkrügen kämpfen wir uns nun durch die Altstadt und sind schon bald da, wo auch Bill Clinton und Vaclav Havel schon einen gehoben haben. Und so steigen wir aus der Straßenbahn. Böse Zungen würden behaupten, dass wir gekullert sind. In Prag kann man auch kaum anders. Doch die Motivation ist noch hoch, denn gerade einmal die Hälfte der Pubs haben wir angesteuert. Nun steht die Altstadt auf dem Plan. Eigentlich vermutet man hier nur Touristenhöhlen. Und in der Tat ist es in der Altstadt eben auch etwas voller. Dennoch finden sich auch hier gemütliche Kaschemmen – mit und ohne Touristen.

Kneipe 4: U Medvidku (Zu den kleinen Bären) – Tanz auf dem Kupferkessel
Nächster Stopp: Das Brauhaus „Zu den kleinen Bären“ ist schon vom Namen her ein Mysterium. Bis heute haben wir nicht ganz herausfinden können, welche Bären hier eigentlich gemeint sind. Anna war bei diesem Abschnitt der Tour schon nicht mehr dabei. Später herausgefunden haben wir jedoch, dass das Haus wohl eigentlich nichts mit Bären zu tun hatte. Es wurde nach seinem ersten Besitzer benannt, Jan Nedvidek. Wie das N zum M wurde, ist eine interessante Frage, über die man sich besonders gut in nicht mehr nüchternem Zustand hier unterhalten kann.
Am schnellsten findet man einen Platz an der Bar und kann so den Barleuten beim sprichwörtlichen Abfüllen zuschauen. Denn eigentlich muss man hier gleich mehrere Bier probieren. Im U Medvidku wird auch selbst gebraut. Die Wahl besteht zwischen dem weicheren 1466 und dem eher herben Oldgott. Wer jedoch etwas wirklich seltenes trinken möchte, sollte auf das fast 13-prozentige X-Gott 33 zurückgreifen. Aus Konditionsgründen habe ich jedoch nur daran genippt. Weitere Biersorten frisch vom Hahn könnten die Brauerei auch schnell zur Endstation des Abends machen. Besonders sind auch die Saisonbiere. Ich persönlich hätte gern das Kastanienbier getrunken. Aber da müssen wir wohl nochmal wiederkommen.
Bewertung U Medvidku: 5/5 Bierkrügen
- Bier: Hausbiere, plus verschiedene tschechische Sorten frisch vom Zapfhahn und aus der Flasche
- Gut: Auswahl riesig und von interessant bis lecker, Bar sehr zentral mit gutem Überblick
- Eher schlecht: Ziemlich voll, Durchgangsverkehr an einigen Stellen, nicht ganz so günstig
- Geheimtipp: Das X33-Bier, der Bierweinbrand, die man alle nebenan im Bierladen auch in Flaschen für daheim kaufen kann.
- Adresse: Na Perštýně 345/7, 110 00 Prag

Kneipe 5: U zlateho tygra (Zum goldenen Tiger) – Auf ein Gläschen in die Präsidentensuite
Der Tiiieeeessscheeeerrr, wie man in Sachsen zu diesem Laden sagen würde, ist ein Prager Original. Als der mittlerweile verstorbene tschechische Präsident Vaclav Havel den amerikanischen Präsidenten Bill Clinton in ein echtes Pub einladen wollte, gingen die beiden hierher. Und in der Tat, der Tiger ist eine Augenweide. Havel war hier öfter anzutreffen. Das Interieur mit den bemalten Wänden und die bunten Glasscheiben erinnern an das Mittelalter, Fotos und Erinnerungstafeln an die einstigen Besucher des Hauses. Einst ein Künstlertreff, zieht der Tiger bis heute die Locals an. Dazwischen finden sich zwar einige Touristen, aber dennoch kommen auch viele Prager hierher. Die Bierpreise sind für die bekannte Location noch recht moderat.
Bewertung U zlateho tygra: 4,5/5 Bierkrügen
- Bier: Pilsner Urquell
- Gut: Beliebt auch bei Pragern
- Eher Schlecht: Typisch unfreundliches Personal, immer voll
- Geheimtipp: Zeit nehmen, um die Einrichtung anzuschauen
- Adresse: Husova 228/17, 110 00 Prag

Kneipe 6: U dvou Kocek (Zu den zwei Katzen) – An der Nordseeküste – am Moldauer Strand…
Die zwei Katzen zu finden, erfordert etwas Geschick, denn sie verstecken sich in einem Durchgang. Einmal drin belohnt das Innere jedoch mit einer wirklich schönen Originaleinrichtung. Das Bier holt man sich deshalb besser gleich im Stehen. So lässt sich auch der Gastraum erkunden. Dort stehen scheinbar jeden Abend Musiker dem Publikum zur Seite. Am Abend meines Besuchs war es ein sympathischer Akkordeonspieler, der tschechische Klassiker spielte und sang. Wegen des Schifferklaviers und der ulkigen Einrichtung fühlte ich mich ein wenig an die Nordseeküste erinnert. Eher an das Lied als die eigentlich Küste. Vielleicht lag es aber auch am insgesamt siebten Bier, was dazu beigetragen hat.
Bewertung U dvou Kocek: 4,5/5
- Bier: Kocka, Pilsner Urquell
- Gut: Gemütlich, Livemusik, schöne Details und das Essen sieht lecker aus
- Eher schlecht: Wenig Platz zum hinsetzen
- Geheimtipp: Kocka heißt das Bier, welches es hier gibt. Unbedingt probieren. Aber warum ist man auch sonst hier?
- Adresse: Uhelný trh 10, 110 00 Prag

Fazit zur Kneipentour durch Prag: Schöner Querschnitt durch die Prager Kneipen
Prag ist immer einen Besuch wert. Und in kaum einer Stadt gibt es so gutes Bier immer so günstig. Es ist schwer, sich hier keinen über den Durst zu trinken und dann tatsächlich den Kater aus dem Zoo mitzunehmen. Die Pubs sind alle auf ihre Weise einzigartig. Manche sind moderner, andere wirklich traditionellen Lokale, in denen wohl auch noch in hundert Jahren Prager und Touristen trinken werden. Ihr müsst nicht allle Kneipen auf der Liste probieren. Ihr könnt auch eure eigenen finden. Aber eine Kneipentour durch Prag ist auf jeden Fall ein guter Weg, die Stadt und ihre Menschen besser kennenzulernen. Falls ihr einige Kneipen in Prag getestet habt, dann lasst doch mal eure Favoriten da oder berichtet von eurem Rundgang durch den Prager „Bierzoo“. Ich freue mich auf euren Kommentar!
Organisierte Prag Kneipentour buchen
Falls ihr zwar Lust auf eine Prag Kneipentour habt, euch aber die Gesellschaft fehlt oder ihr einfach lieber mit mehr Leuten in einer großen Gruppe durch die Stadt ziehen wollt, dann bietet sich ein Pub Crawl an. Die sind oft ein sehr unterhaltsames Erlebnis und man lernt Leute aus der ganzen Welt kennen. Es ist nicht das gleiche, wie eine Tour durch die Spelunken Prags, die ihr selber durchführt, hat aber eben andere Vorteile. Einen Pub Crawl findet ihr in Prag das ganze Jahr über. Einfach buchen lässt sich ein Pubcrawl durch Prag recht einfach, zum Beispiel über GetyourGuide*.