Tagesausflug Kloster Rila: Von Sofia ins religiöse Herz Bulgariens

Bei einem Tagesausflug zum Kloster Rila lässt sich das religiöse Herz Bulgariens wunderbar erkunden. So kommt ihr hin und das müsst ihr gesehen haben.

Inhaltsverzeichnis

Ich stehe auf einem Parkplatz in der Nähe des Bahnhofs von Sofia. Gegenüber ist ein Kühlturm eines alten Kraftwerks. Der gesamte Turm wurde mit einem riesigen Graffiti besprüht. Ich stehe hier auch nicht ganz zum Spaß. Mein Kumpel Clabbe und ich, wollen einen Roadtrip nach Rila machen. Rila ist nicht nur ein Gebirge im Süden Bulgariens. Dort steht auch das schönste Kloster des Landes. Doch um dorthin zu kommen, brauchen wir einen Mietwagen. Ich bin schließlich mit dem Flugzeug angereist. Nach ein paar Minuten kommt eine junge Dame in einem Minivan angefahren. Das Mietauto stand schon da. Sie begrüßt uns freundlich. Wir erledigen die Formalitäten und zahlen bar. Eine Mietwagenübergabe auf einem Parkplatz – mit Barzahlung und nur einem Zettel mit kyrillischen Buchstaben – Willkommen in Bulgarien!

Die Autobahn von Sofia in Richtung des Klosters Rila wurde vor einigen Jahren neugebaut - mit Hilfe der EU.
Die Autobahn von Sofia in Richtung des Klosters Rila wurde vor einigen Jahren neugebaut – mit Hilfe der EU.

Autobahn ins Kloster Rila

Doch immerhin können wir los und quälen uns durch die Baustellen von Sofia, bis wir am Rande der Stadt auf die Autobahn 1 oder E79 Richtung Süden fahren. Danke an die EU, die die Strecke co-finanziert! Wir stoppen derweil noch kurz in Pernik, um Boyana und ihren Freund abzuholen. Bei Boyana’s Familie hatte ich 2008 auf meinem Balkan-Roadtrip in Varna übernachtet. Nun sind wir vier und machen Witze über ein paar Eigenheiten Bulgariens und über die bescheidene Fahrweise der meisten Bulgaren. Die Landschaft ist noch flach aber Berge sieht man in allen Richtungen. Nach einer knappen Stunde sind wir schon im Dorf Rila, wo wir noch Mittagessen wollen. Es gibt leckeren Schopska-Salat und Pleskavica, ein Hacksteak, was eigentlich eher aus Serbien kommt, aber auch in der Region um Rila gern gegessen wird.

Die Hauptkirche "Geburt der Jungfrau Maria" im Kloster Rila.
Die Hauptkirche „Geburt der Jungfrau Maria“ im Kloster Rila.

Schönstes Kloster in Bulgarien

Nach dem Essen setzen wir den Trip fort und fahren eine geschlungene Bergstraße hoch. Rechts fließt ein kleiner Bergfluß. Auf der linken Seite stehen immer wieder ältere Leute und verkaufen Honig. Das Kloster Rila wurde vor rund 1000 Jahren von einem bulgarischen Eremiten, Ivan Rilski, gegründet. Die Gegend scheint wie perfekt für ein einsames Leben. Nach rund 20 Minuten kommen wir zum Parkplatz des Klosters. Die riesigen Mauern machen auch hier schon Eindruck. Der Parkplatz kostet zwar eine kleine Parkgebühr aber dafür kann man kostenlos ins Kloster. Als wir durch das ziemlich hohe erste Gebäude durchgehen, kommen wir in den Innenhof. Dort tut sich einer der schönsten Ausblicke auf, den Bulgarien bietet. Die Hauptkirche des Klosters, die Mauern sind schwarz-weiß gestrichen, wie ein Zebra. Oben liegen die für Bulgarien typischen runden Kuppeln auf. Die Gebäude, die die Klosterkirche umschließen, sehen aus wie eine Karawanserei im Orient. Auch im Hof steht der alte Turm des Klosters. Die Aussicht ist beeindruckend – auch weil das Kloster von den nahen Bergen mit den überwachsenen Gipfeln wie eingeschlossen erscheint.

Im Kloster Rila droht euch die Hölle.
Im Kloster Rila droht euch die Hölle.

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Kloster Rila und in der Umgebung

Das Kloster Rila ist das Nationalheiligtum Bulgariens und der bedeutendste Pilgerort des Landes. Vereinzelt laufen auch die Priester durch das Gelände, Polizei schützt die Eingänge. Aber es ist gemütlich. Die Leute suchen ihren Frieden oder machen Fotos von den Gebäuden und den eindrucksvollen Wandmalereien, die viele Episoden aus der Bibel aufarbeiten. Es gab eigene Malschulen, die hier ihre Hauptwirkungsstätte hatten. Rila — das war zudem ein Zentrum der bulgarischen Aufklärung — auch wenn man das bei der Unmenge an religiösen Gemälden nicht vermuten könnte. Stundenlang kann man sich die Bilder anschauen. Doch auch bei einem Kurzausflug, gibt es einige Sehenswürdigkeiten im Kloster Rila, die man unbedingt gesehen haben sollte.

Hauptkirche „Geburt der Jungfrau Maria“

Die Hauptkirche des Klosters Rila ist ein wahres Meisterwerk orthodoxer Architektur und das Herzstück des Komplexes. Sobald man den Innenraum betritt, wird man von farbenfrohen Fresken überwältigt, die Wände und Decken schmücken und biblische Szenen in lebendigen Details darstellen. Besonders beeindruckend fand ich die vergoldete Ikonostase, ein kunstvolles Holzschnitzwerk, das mit filigranen Ornamenten und Ikonen verziert ist.

Innenhof Kloster Rila mit Gebirge
Innenhof Kloster Rila mit Gebirge

Innenhof des Klosters Rila

Umgeben von den eleganten Arkaden und den schlichten Mönchszellen, die das klösterliche Leben widerspiegeln, kombiniert die Architektur bulgarische Tradition mit byzantinischen Einflüssen, was dem Hof eine einzigartige Ästhetik verleiht. Die bemalten Bögen und die harmonische Symmetrie des Komplexes inmitten der Berge sind einfach toll anzusehen.

Hrelyo-Turm Kloster Rila
Der Hrelyo-Turm im Kloster Rila.

Hrelyo-Turm

Der Hrelyo-Turm ist ein mittelalterlicher Wehrturm aus dem 14. Jahrhundert und das älteste erhaltene Bauwerk des Klosters. Benannt nach seinem Stifter, dem Mönch Hrelyo, diente der Turm einst der Verteidigung und als Zufluchtsort. Man kann heute die Treppen erklimmen, um den atemberaubenden Blick auf das Kloster und das umliegende Rila-Gebirge zu genießen. Im Inneren des Turms befindet sich eine kleine Kapelle mit Fresken.

Klostermuseum

Im Klostermuseum von Rila werden kulturelle und religiöse Artefakte ausgestellt, die die Geschichte des Klosters und der bulgarischen Orthodoxie erzählen. Zu den Highlights gehört die berühmte Rafael-Kreuz-Ikone, ein winziges Holzkreuz, das mit über 100 mikroskopisch kleinen geschnitzten Szenen verziert ist. Unglaublich, wie kunstfertig die Mönche damals waren. Neben Ikonen und liturgischen Gegenständen zeigt das Museum auch historische Manuskripte und Gewänder.

Die Natur des Rila-Gebirges und die Höhle des Heiligen Ivan

Die Umgebung des Klosters Rila, eingebettet in die majestätischen Gipfel des Rila-Gebirges, ist ebenso beeindruckend wie das Kloster selbst. Wanderwege führen durch dichte Wälder und entlang kristallklarer Bäche. Besonders empfehlenswert ist ein Ausflug zur Höhle des Heiligen Ivan, dem Gründer des Klosters, der hier als Eremit lebte. Die schlichten Gegebenheit lassen erahnen, warum Ivan Rilski als Eremit gilt. Das pompöse Kloster in seiner jetzigen Form wurde nämlich erst im 19. Jahrhundert, im Zuge der erstarkten bulgarischen Nationalbewegung, gebaut. Unter den Kommunisten wurde es sogar verstaatlicht. Im Jahre 1983 wurde es aber sogar Unesco-Welterbe und ging 1989 dann endgültig wieder in den Besitz der bulgarisch-orthodoxen Kirche über. Heute ist es das Zentrum des religiösen Tourismus in Bulgarien.

Honigverkäufer am Kloster Rila ernähren mit dem Verdienst vom verkauften Honig die Familien. Der Honighandel ist hier oft noch eine Sache der ganzen Familie.
Honigverkäufer am Kloster Rila ernähren mit dem Verdienst vom verkauften Honig die Familien. Der Honighandel ist hier oft noch eine Sache der ganzen Familie.

Die Honigverkäufer am Kloster Rila

Man kann hier problemlos den ganzen Tag verbringen oder auch einfach in der Nähe übernachten, um eine Wanderung in das Rila-Gebirge zu unternehmen. Doch so oder so geht es zurück über die Straße durch den dichten Wald und an den vielen Felsklippen entlang. Hier stoppen wir dann doch noch bei einer der Honigverkäuferinnen. Zum Glück haben wir Boyana dabei. Denn die alte Dame weiß scheinbar alles über die natürlichen Kräfte der Bienenprodukte – Propolis, Honig und welche Wohltaten uns erwarten. Ich lasse mich auch gern überzeugen, denn sie hat einen ziemlich würzigen Honig im Angebot, den ich dann auch kaufe. Bis heute weiß ich nicht, was für ein Honig es genau ist. Es wird das Geheimnis der alten Frau bleiben, genau wie Rila das Geheimnis beherbergt, wie man ein so schönes Kloster mitten im Gebirge bauen konnte.

Schon die Straße zum Kloster Rila bietet eine atemberaubende Fahrt.
Schon die Straße zum Kloster Rila bietet eine atemberaubende Fahrt.

Tipps für den Tagesausflug zum Kloster Rila

So kommt ihr von Sofia zum Kloster Rila

Für unseren Roadtrip von Sofia nach Rila haben wir ein Auto bei Rent-auto.bg gemietet. Das war damals günstiger, als bei den großen Mietwagenfirmen. Heute jedoch gibt es Mietwagen recht günstig über viele Mietwagenvermittler. Alternativ kann man auch mit dem Bus von Sofia nach Rila und zurück fahren oder in einer Reiseagentur einen Tagestrip dorthin buchen. Ab 2-3 Personen ist das Auto mieten aber günstiger.

Im Kloster Rila übernachten

Ihr könnt im Kloster von Rila übernachten. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten.

  • Die Mönche des Klosters bieten Zimmer an. Ihr könnt die Mönchsgemeinschaft des Rila-Klosters direkt unter +359 896 872 010 anrufen oder alternativ über Whatsapp anschreiben. Bitte versucht es am besten zwischen 14.30 und 16 Uhr oder zwischen 18 und 19 Uhr. Früher kostete die Übernachtung rund 25 Euro pro Nacht. Das ist aber schon einige Jahre her.
  • Die zweite Möglichkeit ist das Hotel Gorski Kut, etwa vier Kilometer vom Kloster an der Straße gelegen.
  • Die dritte Möglichkeit sind die Hotels der Ski-Resorts in der Nähe oder die Hotels direkt in Rila. Diese sind besonders im Sommer etwas günstiger und bieten sogar 4-Sterne-Komfort.

Essen auf dem Weg ins Kloster

Wir haben in Rila gehalten und waren dort etwas in einem der Restaurants essen. Das Essen dort ist gut. In den meisten Restaurants gibt es mittlerweile englische Menüs. Wo das nicht der Fall ist, könnt ihr die Google-Übersetzung nutzen. Wir haben im Restaurant Enida gegessen. Das war lecker und nicht teuer.

Am Kloster Rila gibt es auch einige Souvenirstände.
Am Kloster Rila gibt es auch einige Souvenirstände.

Souvenirs aus Rila

Besonders schön fand ich persönlich die orthodoxen Ikonen. Die bekommt man zwar auch anderswo günstiger aber als Mitbringsel aus Rila ist es natürlich schöner. Die Souvenirstände findet man im Innenhof und hinter dem Kloster. Auf jeden Fall mitnehmen sollte man aber etwas Honig von den Ständen entlang der Straße zum Kloster nach Rila. Der ist lecker und das Geld kommt auch direkt bei den Imkern an, denn das sind meist Familien, wo der Vater oder die Mutter Imker sind, die Oma oder der Opa verkauft und die ganze Familie hilft.

Transparenzhinweis: Bei meinem ersten Besuch bin ich auf Einladung des Bulgarischen Tourismusamtes im Land gewesen. Die Fahrt zum Kloster habe ich aber selbst organisiert und finanziert.

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Peter Althaus ist Journalist, Autor und Blogger. 2011 hat er das Reiseblog Rooksack gegründet. Doch seine eigentliche Liebe ist immer schon Osteuropa gewesen. Zwischenzeitlich lebte und arbeitete er mehrere Jahre in der Ukraine, bis der russische Angriffskrieg ihm zur Rückkehr nach Deutschland zwang.

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