Potsdam: die kleine Schwester von Berlin – mag sich so mancher denken. Doch auch wenn Berlin nur eine S-Bahn-Fahrt entfernt liegt, ist der Vibe in Potsdam ein ganz anderer. Die Stadt ist ein wunderschönes Kleinod, mit UNESCO-Welterbestätten, vielen Parks und allerlei interessanten Potsdam Sehenswürdigkeiten. Grund genug, uns die mal genauer anzuschauen!
Schlösser in Potsdam – Sehenswürdigkeiten mit Glanz
Insgesamt 16 Schlösser gibt es in der Stadt der preußischen Könige. Nicht wenige davon sind echte Highlights unter den Potsdam Sehenswürdigkeiten. An den Schlössern könnt ihr auch sehen, wie unterschiedlich die Geschmäcker der preußischen Herrscher waren. Von prunkvoll bis fast schon filigran reicht die Bandbreite.
Schloss Sanssouci – Rückzugsort für den alten Fritz
Was wäre Potsdam ohne das Schloss Sanssouci? Das UNESCO-Welterbe zählt zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Ostdeutschland und zieht jährlich Millionen von Besuchern an.
Schloss Sanssouci
Ohne Sorgen – sans souci – so hatte sich Friedrich der Große sein Schloss vorgestellt. Und tatsächlich verbrachte er seine Zeit am liebsten hier. In dem 1745 bis 1747 errichteten Schloss weilte er mit seinen Hunden und entspannte sich vom Lärm seiner Zeit, wie zeitgenössische Besucher berichteten. Das Rokoko-Ensemble ist eine schöne Komposition und besonders mit dem Park Sanssouci ein absolutes Muss beim Besuch von Potsdam. In einer Führung durch Schloss Sanssouci oder das Neue Palais, die ihr besser schon Monate vorher buchen solltet, könnt Ihr viel über die Gedankenwelt des alten Fritz und seiner Umgebung erfahren. Obskure Gesellschaft damals – so viel kann ich euch verraten.
Neues Palais
Im Neuen Palais empfing Friedrich der Große seine Gäste. Selbst verbrachte er die Nächte im von 1763 bis 1769 errichteten Schloss nur sehr selten. Doch die zu besichtigenden Räume des Neuen Palais vermitteln einen Eindruck, wie prunkvoll die Gäste hier einst logierten. Andere gekrönte Häupter genossen die Annehmlichkeiten aber durchaus. Im Neuen Palais könnt ihr deshalb sogar die Badewanne der Kaiser und ihrer Frauen bewundern. Die beste Technik ihrer Zeit – aus England importiert.
Park Sanssouci
Die Terrassen des Schlossparks Sanssouci mit dem Rokokoschloss am oberen Ende gehören vermutlich zu den meistfotografierten Objekten Deutschlands. Friedrich ließ hier sogar Wein anbauen. Der Garten mit 300 Hektar wird von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gepflegt. Der Zutritt zum Park ist gratis. Nur der Eintritt in die Schlösser kostet Geld.
Chinesisches Haus
Im 18. Jahrhundert hatten reiche Adlige und Bürger in ganz Europa ein Faible für China entwickelt. Überall wurden daher chinesische Häuser, Teehäuser und Tempel-Imitate errichtet. Viele davon im Stil dessen, was sie für chinesisch hielten. Das Chinesische Haus im Park Sanssouci stellt chinesische Teetrinker und Musiker dar. Man kann es sich herrlich als Kulisse für ein nettes Teekränzchen vorstellen.
Holländische Mühle
Schon zu Zeiten Friedrichs des Großen mahlte die Mühle im Park Sanssouci Getreide. Allerdings einer Legende zufolge wegen des Lärms nicht zu seiner Freude. Doch Friedrich wollte den Müller nicht verklagen und so mahlte sie weiter. 1787 wurde sie durch Friedrich Wilhelm II. sogar zu einer Holländermühle ausgebaut. Sie brannte im Zweiten Weltkrieg aus, wurde aber bis 1993 wieder aufgebaut und mahlt nun wieder Getreide. Sie ist zweifellos eines der schönsten Fotomotive der Potsdam Sehenswürdigkeiten.
Schloss Cecilienhof
Früher prangte auf dem Vorbeet im Schloss Cecilienhof ein riesiger roter Stern aus Blumen. Sowjetische Soldaten hatten ihn hier 1945 gepflanzt. Den preußischen Adligen stehen bei dem Anblick sicher bis heute die Haare zu Berge, denn eigentlich war der Cecilienhof mitten während des Ersten Weltkrieges von Kaiser Wilhelm II. für seinen Sohn Kronprinz Wilhelm und seine Frau Cecilie errichtet worden. Lange wohnen durften sie in den 180 Räumen nicht. Und bekannt ist das Anwesen heute auch eher, weil es als Tagungsort für die Potsdamer Konferenz diente, auf der Stalin, Truman und Churchill die Nachkriegsordnung regelten. Fotos von ihnen sind im Hof des Schlosses gemacht worden und der Konferenzsaal ist im Originalzustand erhalten geblieben und kann besichtigt werden.
Schloss Babelsberg
Das Schloss Babelsberg zählt zweifellos zu den beeindruckendsten Schlössern in Brandenburg. Und dabei ist es nicht einmal für Friedrich den Großen errichtet worden. Es wurde ab 1833 für den damaligen Kronprinz Wilhelm und Augusta von Sachsen-Weimar gebaut. Die ersten Entwürfe stammten von Karl Friedrich Schinkel. Schon als König und später noch als deutscher Kaiser, ließ Wilhelm mit seiner Frau das Schloss immer weiter ausbauen, bis es seinen heutigen Glanz erreichte.
Belvedere auf dem Pfingstberg
Auch wenn es eigentlich kein richtiges Schloss ist und hier auch keiner der preußischen Adligen wohnte, so ist das Belvedere auf dem Pfingstberg doch eine der schönsten Potsdam Sehenswürdigkeiten. Von hier habt ihr einen grandiosen Blick auf die Stadt. Und das Gebäude selbst ist auch ein tolles Fotomotiv.
Marmorpalais
Das frühklassizistische Marmorpalais liegt besonders schön am Ufer des Heiligen Sees. Die Sommerresidenz von König Friedrich Wilhelm II. war wie Sanssouci ein Ort der Entspannung. Gebaut wurde es von dem Architekten, der auch das Brandenburger Tor in Berlin mit seiner Quadriga schuf – Carl Gotthard Langhans. Die Räume des Hauses sind noch beinahe im Originalzustand im Stil der damaligen Zeit zu sehen.
Gotische Bibliothek
Langhans erbaute auch ein besonderes Schmuckstück ganz in der Nähe des Marmorpalais: die Gotische Bibliothek. Errichtet von 1792 bis 1794, diente sie tatsächlich bis zum Zweiten Weltkrieg als Bibliothek, wurde während eines Luftangriffes aber beschädigt und war fast verloren. Nach der Wiedervereinigung beschloss das Land Brandenburg aber zum Glück die Rettung und das Gebäude wurde erst einmal komplett abgetragen und dann wieder aufgebaut. Die Bibliothek ist zwar meistens verschlossen, aber sie macht trotzdem ein schönes Motiv für jedes Foto her.
Holländisches Viertel – Spaziergang durch Klein-Amsterdam
Und nicht nur die Mühle sieht nach Holland aus. Das Holländische Viertel könnte glatt als Klein-Amsterdam durchgehen und war tatsächlich von Holländern bewohnt. Sie bekamen Vergünstigungen und sollten unter Friedrich dem Großen neue Gebäude errichten und das Handwerk voranbringen. Die Niederlande galten damals als führend in vielen Bereichen. Das Holländische Viertel erinnert mit seiner roten Backsteinarchitektur an diese Episode der Geschichte Potsdams. Heute ist das Holländische Viertel ein gemütliches Viertel mit vielen kleinen Läden, Cafés und Kneipen.
Die Altstadt – am Abend besonders schön
Die Gassen der Altstadt erkundet ihr am besten am frühen Abend. Denn dann sind die Straßen frei von den Tagesausflüglern. Und in der blauen Stunde ist Potsdam besonders schön. Wenn sich die Dämmerung über die Stadt legt, dann passt die Stunde zum alten Glanz Preußens. Preußisch Blau ist ein schöner Kontrast zum gelben Licht der nachgebildeten Straßenlaternen in den Gassen der Altstadt. In der blauen Stunde spaziert ihr deshalb am besten zwischen den kleinen Brandenburger Tor und dem Nauener Tor.
Alter Markt – Auferstanden aus Ruinen
Durch einen Bombenangriff im April 1945 wurde auch die Altstadt von Potsdam zerstört. Viele Gebäude des Alten Marktes lagen in Schutt und Asche. Die DDR-Regierung hingegen hatte andere Prioritäten als den Wiederaufbau alter Prunkbauten. Und so wurden die Gebäude am Alten Markt rund um den Marmorobelisken erst in den letzten drei Jahrzehnten wiedererrichtet. Dafür sind sie jetzt umso schöner. Neben der die Skyline prägenden Nikolaikirche und dem Alten Rathaus steht hier auch das Stadtschloss, in dem heute das einfache Volk in Form des Landtages von Brandenburg residiert. Das Palais Barberini hingegen wurde aus privaten Mitteln des Milliardärs Hasso Plattner wiedererrichtet. Das Museum Barberini darin zeigt Ausstellungen mit moderner Kunst.
Fahrt mit dem Wassertaxi – Potsdam von seiner schönsten Seite
Die ganze Stadt ist durchzogen von der Havel, von Seen und Kanälen. Am besten kann man diese erkunden, indem man sich ein Kanu ausleiht oder eine Bootstour macht. Eine andere Möglichkeit ist das Potsdamer Wassertaxi. Es verkehrt im Sommer im Linienverkehr und auf festen Routen. Von den knallgelben Booten aus kann man die ganze Stadt auf dem Wasser erobern. Zu den schönsten Sehenswürdigkeiten am Wasser zählen die Glienicker Brücke, auf der im Kalten Krieg Agentenaustausche stattfanden, oder auch die Heilandskirche in Sacrow. Auch Schloss und Park Babelsberg steuert das Wassertaxi in Potsdam an. Und vom Wassertaxi aus sehen sogar die sonst so klotzigen Plattenbauten wie schönste Apartmentblocks in bester Lage am Wasser aus.
Filmstadt Potsdam – Auf den Spuren von UFA und DEFA
Keine Stadt in Deutschland, nicht einmal Görlitz, ist so sehr mit der Filmindustrie verbunden wie Potsdam. In den Babelsberger Filmstudios entstanden schon vor dem Ersten Weltkrieg die ersten Filme. In den Goldenen Zwanzigern entstanden hier „Das Cabinet des Dr. Caligari“ und Fritz Langs Meisterwerk „Metropolis“. Im Dritten Reich ließ Goebbels hier „Jud Süß“ drehen, um die Deutschen gegen Juden aufzuhetzen. Zu DDR-Zeiten entstanden hier Klassiker wie „Spur der Steine“ und „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Und auch nach der Wende kamen viele bekannte Filme hinzu. Mehr über die deutsche Filmgeschichte könnt ihr im Filmmuseum Potsdam und im Filmpark Babelsberg erfahren.
Kuriose Potsdam Sehenswürdigkeiten
Auch einige sehr kuriose Potsdam Sehenswürdigkeiten, die vor allem der Mode der Zeit oder den Vorlieben der jeweiligen preußischen Herrscher entsprangen, gibt es hier zu entdecken.
Russische Kolonie Alexandrowka
Durch den Zweiten Weltkrieg kann man leicht vergessen, dass Deutsche und Russen einst eng befreundet waren. Insbesondere durch die engen Verwandtschaftsverhältnisse der deutschen und russischen Herrscherhäuser gab es gute Verbindungen. So überrascht es dann schon weniger, dass Friedrich Wilhelm III. zum Gedenken an seinen verstorbenen Freund Zar Alexander I. 1826 bis 1827 eine russische Kolonie mitten in Potsdam errichten ließ. Hier lebten vor allem russische Musiker. In den Gärten wurde Obst angebaut. Die Stadt Potsdam hat deshalb hier alte Obstsorten wieder angepflanzt. Manche davon reichen bis ins 12. Jahrhundert. Und wer Hunger hat, kann im Restaurant Alexandrowka Haus 1 echte russische Kost wie Pelmeni mit einem Krug Kwas probieren.
Drachenhaus
Das Drachenhaus sieht vielleicht noch mehr als das Chinesische Haus tatsächlich nach China aus. Die Inspiration dafür kam auch tatsächlich aus dem Reich der Mitte, denn es ist der Ta-Ho-Pagode im chinesischen Kanton nachempfunden. An den Kanten des Dachen wachen 16 Drachen über das Gebäude. Heute wird es als Kaffeehaus genutzt, in dem oft Kammermusik gespielt wird.
Dampfmaschinenhaus
Eine kleine Moschee steht direkt am Ufer der Neustädter Havelbucht. Friedrich Wilhelm IV. ließ sie in den Jahren 1841 bis 1843 hier errichten. Das auch als Moschee von Potsdam bekannte Gebäude sollte optisch etwas hergeben, da es selbst vom Schloss Sanssouci aus zu sehen war. Die darin befindliche Dampfmaschine sollte aber vor allem die Fontäne im Schlosspark Sanssouci auf eine imposante Höhe von 38 Meter bringen.
Potsdam – Wo selbst das Verschicken von Ansichtskarten eine Freude ist
In Potsdam ist sogar das Versenden von Ansichtskarten ein Erlebnis. Denn direkt an der Hauptpost gibt es einen der schönsten Briefkästen in Ost-Deutschland. Auch dieser ist, ihr erratet es, in Preußisch Blau gehalten! Also nutzt die Gelegenheit und verschickt ein paar Postkarten mit Bildern der schönen Potsdam Sehenswürdigkeiten an eure Liebsten und macht gleich noch ein paar schicke Fotos für Instagram!
Buchtipps
Dreisprachiger Führer zu den schönsten Orten in der Residenzstadt.
- Borngässer, Barbara (Autor)
Handlicher, klassischer Reiseführer mit vielen schönen Tipps, die weit über die Beschreibung von Sehenswürdigkeiten hinausgehen.
- Krull, Stefan (Autor)
Auf beeindruckenden Bildern wird hier gezeigt, wie Potsdam Anfang der 1920er-Jahre einst aussah.
Auch dieses Buch wagt einen Blick in die Vergangenheit, spannt durch den Vergleich historischer und neuer Aufnahmen aber gleichzeitig einen Bogen in die Moderne.
Architekturführer des bekannten Berliner Verlags, der auch zahlreiche Gebäude aus der Zeit der DDR listet.
Dieser Führer wagt einen ungewöhnlichen Ansatz und begibt sich auf die Spuren berühmter Bewohner der Stadt!
- Kruse, Christiane (Autor)
Dieses Buch widmet sich den interessantesten Bauten aus der Zeit der DDR in Potsdam und verzeichnet auch Gebäude, die heute nicht mehr existieren.
- Klusemann, Christian (Autor)
Hach, ein Ort mit „chinesischen Sehenswürdigkeiten“! Da muss ich bald mal hin!
Liebe Grüße
Ulrike
Hallo Ulrike,
vielen Dank für deinen Kommentar, eine Reise nach Potsdam lohnt sich auf jeden Fall!
Liebe Grüße