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Sarmizegetusa Regia – Zu Besuch im Stonehenge Rumäniens

Sarmizegetusa Regia ist einer der faszinierendsten Orte im früheren Dakien. Das Stonehenge Rumäniens war einst ein Pilgerort. Auch heute lohnt sich ein Besuch.

Inhaltsverzeichnis

Das Wasser hat sich in Sarmizegetusa Regia in riesigen Pfützen angestaut. Der Wind pfeift kalt zwischen den Bäumen hier in den Hügeln südlich von Hunedoara in Rumänien. Die Blätter der Bäume haben sich schon komplett rot gefärbt. Wir fahren vorbei an kleinen Dörfern. Neben der Straße verläuft ein Fluss, der mal ruhig vor sich hin plätschert und wenige Meter weiter mal eben zu einem reißenden Strom wird. Hunde laufen immer wieder aus den Vorgärten der Häuser und jagen unser Auto. Ich bin froh, dass ich im Auto sitze. Die Gegend rund um das rumänische Stonehenge ist tief bäuerlich. Immer wieder fahren wir vorbei an Schweineställen und Schafherden. Die Schäfer grüßen freundlich. Die Schweine grunzen vergnügt über den seltenen Besuch.

Odyssee durch den Wald

Nach einer Fahrt von nur rund 40 Kilometer sind wir nach nur etwas weniger als eineinhalb Stunden von Hunedoara aus endlich am Parkplatz für die Ausgrabungsstätte von Sarmizegetusa Regia. Schon seit rund 20 Minuten ist uns auf der Strecke kein weiteres Fahrzeug entgegen gekommen. Der Parkplatz ist leer. Ursprünglich wollte ich hierhin trampen. Das wäre gehörig schief gegangen und ich bin meinem Couchsurfing-Gastgeber Andrei gleich noch dankbarer, dass er angeboten hat, mich zu fahren.

Ein Poller versperrt den Weg für Autos. Wir müssen den Berg hochlaufen, um zum rumänischen Stonehenge zu kommen. Ein Holzhäuschen zur Linken markiert den Eingang zum Gelände. Darin sitzen ein halbes Dutzend Männer und trinken Kaffee. Hier zahlen wir den Eintrittspreis von 5 Lei. Auch ein Audioguide wird angeboten. Wir entschieden uns aber dagegen.

Sarmizegetusa Regia
Sarmizegetusa Regia – das rumänische Stonehenge – liegt mitten im Wald auf einem Hügel.

Zu Fuß durch die Hauptstadt der Daker

Beim Betreten wird ersichtlich: Hier handelt es sich um mehr als einen Haufen Steine. Der Plan zeigt eine komplette Stadt – mit Tempeln, Straßen und Verteidigungsanlagen. Ich bin überrascht. Wenn ich an antike Kulturen denke, fallen mir nur die Griechen und Römer ein. Aber es gab auch andere Kulturen, die weiter entwickelt waren, als man heute glaubt. Sarmizegetusa Regia bekam Bedeutung, als Burebista, der König der Daker um 50 v. Chr. sie zur Hauptstadt Dakiens machte.

Sarmizegetusa Regia
Die Pfähle in Sarmizegetusa Regia erinnern stark an Stonehenge in Großbritannien.

Das blieb die Stadt auch mindestens eineinhalb Jahrhunderte. Unter König Decebalus wurde die Stadt massiv ausgebaut. Auf den Schautafeln, die überall in Sarmizegetusa Regia aufgestellt sind, ist ersichtlich, wie weit dieses Stonehenge der Daker auch als Stadt entwickelt war. So fanden Archäologen bei Ausgrabungen neben einem Arzneikasten auch Vasen mit Insignien und verschiedene aus Metallen gefertigte Werkzeuge und Waffen. Zu Fuß laufen wir in der Antike gepflasterte Straße entlang zu den Tempelanlagen.

Sarmizegetusa Opferplatz
Teile des Tempels sollen auch für Opfergaben an die Götter genutzt worden sein – vielleicht sogar von Menschenopfern.

Rumänisches Stonehenge als heiligster Ort der Daker-Religion

Vom Fuße der Straße hat man einen wunderschönen Ausblick über die kreisförmigen Tempelanlagen, die in der Tat ein rumänisches Stonehenge bilden. Hier wurde dem dakischen Gott Zalmoxis gehuldigt. Der Hohepriester dieser Zeit spielte eine wichtige Rolle in der Gesellschaft von Dakien. Sarmizegetusa gab zudem die Anhaltspunkte dafür, dass anders als zunächst vermutet, der König nicht selbst der höchste Priester war, sondern beide nebeneinander ihre Rollen in der Gesellschaft wahrnahmen. In der Mitte der Tempelanlagen ragen die Holzpfähle in die Höhe – sie sollen eine Art Sonnenkalender gewesen sein. Daneben gibt es weitere Tempelanlagen aus Stein – Forscher vermuten, dass diese für Opfergaben verwendet wurden – vielleicht sogar für Menschenopfer.

Sarmizegetusa Regia Wälle
Die Wälle in der Siedlung von Sarmizegetusa Regia dienten dem Schutz der Bewohner. Beim Angriff der Römer wurden sie zerstört.

Das tragische Ende der Daker-Kultur und warum es zwei Sarmizegetusa gibt

Doch die Hochkultur der Daker hatte ein abruptes Ende mit dem Expansionsstreben der Römer, dass sich auch auf das heutige Rumänien ausdehnte. Unter Kaiser Trajan unterwarfen die Römer 106 n. Chr. die Daker und zerstörten Sarmizegetusa Regia. Die Mauern wurden niedergerissen. Doch die Daker bauten die Mauern in einem Akt von Widerstand wieder auf. Daraufhin zerstörten die Römer sie erneut und deportierten die Bewohner von Sarmizegetusa Regia.

Samiszegetusa Regia Kultstätte
Ein Überblick über das Gelände zeigt die Ausmaße des Geländes. Sarmizegetusa Regia war auch der Sitz des Hohepriesters der Daker, die ihre eigene Religion hatten.

Decebalus, der König unter dem sich Sarmizegetusa Regia sich so prächtig entwickelt hatte, tötete sich angesichts der Niederlage selbst. Die Römer hingegen, die die Daker nun vollständig unterworfen hatten, bauten 40 Kilometer westlich eine neue Stadt nach römischen Typ auf und benannten sie nach der alten Stadt Ulpia Traiana Sarmizegetusa. Weil diese Ruinen schon im 19. Jahrhundert gefunden wurden, hielt man sie zunächst ebenfalls für die Hauptstadt der Daker, bis man auf ein rumänisches Stonehenge stieß.

Sarmizegetusa Regia Straße
Um nach Sarmizegetusa Regia zu kommen, muss man erstmal diesen Berg hochkrakseln.

Reisetipps für Sarmizegetusa Regia

Anfahrt nach Sarmizegetusa Regia

Nach Sarmizegetusa Regia kommt man eigentlich nur mit dem Auto oder zu Fuß. Busse gibt es meines Wissens nach keine. Auch Tourangebote für Ausflüge habe ich nirgends gesehen.
Bitte unbedingt darauf achten, dass ihr nicht in das falsche Sarmizegetusa fahrt! Die korrekte Adresse von Sarmizegetusa Regia habe ich hier im Google Maps für euch rausgesucht!

Im Sommer könnte es möglich sein, per Anhalter in das rumänische Stonehenge zu fahren. Als ich dort im November war, waren wir jedoch die einzigen Besucher in Sarmizegetusa Regia. Der Parkplatz bildet das Ende der Straße durch das Tal. Somit fahren dort lediglich Mitarbeiter und Förster hin.
Ich empfehle daher einen Mietwagen zu nehmen. Tourangebote zur Anfahrt habe ich nicht gesehen.

Eintritt und Öffnungszeiten Sarmizegetusa Regia

Der Eintritt auf das Gelände ist ganzjährig möglich. Jedoch sind die Öffnungszeiten von Sarmizegetusa Regia saisonabhängig. Zu folgenden Zeiten kann man die Ausgrabungsstätte besichtigen:

  • Vom 1. Mai bis 30. September ist von 9 bis 20 Uhr geöffnet.
  • Vom 1. März bis 30. April und vom 1. Oktober bis 30. November ist von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
  • Vom 1. Dezember bis 28. oder 29. Februar ist von 10 bis 15 Uhr geöffnet.

Der Eintritt kostet 5 Lei regulär, Ermäßigte zahlen 2 Lei. Vorsicht! Auch in Sarmizegetusa Regia kostet das Fotografieren extra (10 Lei)!

Übernachtung

Direkt in der Nähe von Sarmizegetusa Regia gibt es keine Übernachtungsmöglichkeiten. Die nächstgelegene Pension liegt in Cotesti. An dem Ort fährt man auch auf dem Weg zur Ausgrabungsstätte vorbei. Die Gegend ist sehr ursprünglich und für Wanderungen gut geeignet. Wer lieber etwas mehr Action haben will, sollte in Hateg oder Hunedoara übernachten. Dort gibt es weitere Sehenswürdigkeiten in der Nähe. Hotels kannst Du beispielsweise über Booking.com buchen und private Unterkünfte gibt es am besten über einen Ferienhausanbieter.

Highlights in der Umgebung von Sarmizegetusa Regia

  • Das Schloss Hunedoara gehört zu den schönsten Ritterburgen der Welt, wie ich finde.
  • Die Zitadelle von Alba Iulia ist nicht weit.
  • Die römische Kirche von Densus ist eine Stunde mit dem Auto entfernt. Ich hätte sie gern besucht.
  • Transsylvanien mit den Städten Sibiu, Sighisoara und Brasov lohnt einen Besuch.
  • Cluj-Napoca und die Salzmine Turda sollte man gesehen haben.

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Peter Althaus ist Journalist, Autor und Blogger. 2011 hat er das Reiseblog Rooksack gegründet. Doch seine eigentliche Liebe ist immer schon Osteuropa gewesen. Mittlerweile lebt er in Lwiw in der Ukraine und führt dort einen Reiseveranstalter. Da er aber weiter gern schreibt, gibt es heute Wild East – das Osteuropa-Reiseblog.

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