Wismar ist wie gemacht für einen Kurztrip an die Ostsee. Die ehemalige Hansestadt zählte schon im Mittelalter mehrere Tausend Einwohner und blühte damals wegen ihrer Lage regelrecht auf. Im 14. und 15. Jahrhundert entstanden unzählige gotische Gebäude, die das Stadtbild bis heute prägen. Fast 200 Häuser mit gotischem Giebel haben all die Jahre überdauert. Zwar wurden viele von ihnen später umgestaltet, meist geschah das aber auf so wundervolle Weise, dass Wismar heute einem bunten Stilmix mehrerer Architekturepochen gleicht. Besonders interessant sind die vielen gotischen Kirchen, die alle ihre eigene Geschichte erzählen und zu den wichtigsten Wismar Sehenswürdigkeiten zählen. Auch aus diesem Grund hat die UNESCO die Altstadt von Wismar zusammen mit der von Stralsund zum Weltkulturerbe erklärt.
Wismar als Stadt der Piraten und Schweden
Stolz ist Wismar auch auf Klaus Störtebeker, den berühmtesten deutschen Piraten, der vermutlich Bürger der Stadt war. Die Stadt zog nämlich im Mittelalter nicht nur reiche Kaufleute an, sondern galt als echtes Piratennest. Noch immer hat die Stadt ihren ganz eigenen Charakter und unterscheidet sich von anderen Hansestädten im norddeutschen Raum. Das hängt auch damit zusammen, dass sie zumindest offiziell von 1632 bis 1903 zu Schweden gehörte. Die Schweden bauten die Stadt zur größten Festung im Ostseeraum aus, davon ist allerdings heute nichts mehr zu sehen. In diesem Beitrag möchte ich euch die schönsten Wismar Sehenswürdigkeiten vorstellen und euch ein paar praktische Tipps für eure Planung mit auf den Weg geben.
Welterbehaus
Im kostenlos zugänglichen Welterbehaus, in dem sich auch die Tourismusinformation befindet, könnt ihr euch über die Geschichte der Stadt informieren. Hier erfahrt ihr, wie Wismar entstand und wie die vielen alten Kontorhäuser aufgebaut sind. Das wunderbar restaurierte Gebäude steht in der Lübschen Straße. Sie war einst Teil der Bernsteinroute – der wichtigsten Handelsstraße in der Region. Aber nicht nur die Ausstellung, auch das Gebäude sind sehenswert, denn es verfügt über Renaissancedecken, vor allem aber über einen beeindruckenden Salon. Dieser wurde im 19. Jahrhundert vom damaligen Besitzer mit einem in Paris angefertigten Wandgemälde ausgestattet, das in dieser Form weltweit einmalig ist und die griechische Argonauten-Sage zeigt.
Hospitalkirche (Heilig-Geist-Kirche)
Von außen macht der schmucke Backsteinbau schon einiges her, aber die wahren Schätze der Hospitalkirche verbergen sich in ihrem Inneren. Die Kirche entstand wie viele andere in der Stadt im 14. Jahrhundert. Allerdings stürzte hier im 17. Jahrhundert die Decke ein. Aus Geldmangel entschlossen die Wismarer sich, sie mit einer billigen Holzdecke zu versehen. Damit das nicht so auffiel, hat man sie mit wundervollen Malereien versehen, die sich bis heute erhalten haben.
Kirchenfenster
Der größte Schatz der Kirche ist aber ein Fenster, das im 14. Jahrhundert entworfen wurde und wie durch ein Wunder all die Kriege und Stadtbrände überstand, derer die Stadt im Laufe ihrer langen Geschichte ausgesetzt war. Es ist das einzige vollständig erhaltene gotische Kirchenfenster im Ostseeraum und befand sich ursprünglich einmal in der Marienkirche.
Kirche für die Kranken
Aber warum heißt die Kirche eigentlich Hospitalkirche? Hier war früher ein sogenanntes Siechenhaus angeschlossen, in dem Kranke behandelt wurden. Die kleinen, durch Holz von einander abgetrennten Krankenzimmer könnt ihr in der Kirche noch heute sehen.
Polizeirevier in der Kirche
Schön ist auch der Innenhof der Hospitalkirche. Hier befand sich früher ein Friedhof, heute könnt ihr hier herrlich entspannen. Fans der Serie SOKO Wismar werden ihn sofort erkennen, denn hier befindet sich das fiktive Polizeirevier der Ermittler.
Georgenkirche
Die filigrane Backsteinkirche entstand in ihrer heutigen Form im 15. Jahrhundert. Schon die Maße sind beeindruckend: 3300 m² beträgt die Fläche, das Kirchenschiff ist 25 Meter hoch und ganze 6,5 Millionen Backsteine wurden hier verbaut, eine schier unglaubliche Zahl angesichts der damaligen technischen Möglichkeiten. Leider wurde die Kirche im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und anschließend nur notdürftig gesichert. Im Jahr 1990 gab dann ein Orkan dem Dach den Rest. Doch immerhin erfolgte danach der Beginn des Wiederaufbaus. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und bildet den perfekten Rahmen für Ausstellungen und Konzerte, die hier stattfinden. Ihr könnt hier auch einen Aufzug nehmen und bequem auf eine Aussichtsplattform im Turm fahren, von wo ihr einen tollen Blick auf die Altstadt und das Umland genießt.
Marienkirche
Die Marienkirche, oder besser gesagt der Turm, der noch von ihr übrig geblieben ist, befindet sich nur einen Steinwurf von der Georgenkirche entfernt. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg ebenfalls stark zerstört. Die DDR-Stadtverwaltung beschloss, ihre Reste bis auf den Turm einzuebnen. Heute steht er mit den wiedererrichteten Grundmauern ziemlich allein auf weiter Flur. Immerhin finden sich einige moderne Kunstwerke hier. Die Marienkirche ist aber nicht nur wegen ihrer Geschichte eine der wichtigsten Wismar Sehenswürdigkeiten: Im Kirchturm könnt ihr euch eine kostenlose Ausstellung zur Geschichte der Kirche anschauen. Auch der 3D-Film Bruno Backstein läuft hier, der auf anschauliche Weise von der Geschichte des Gebäudes berichtet und erklärt, wie die vielen Backsteingebäude in Wismar eigentlich entstanden sind (3 Euro, Englisch und Deutsch).
Marktplatz
Der Wismarer Marktplatz zählt zu den schönsten in der Region – und zu den größten. Einen ganzen Hektar ist er groß und zu allen Seiten mit wunderschönen Gebäuden umbaut. Bemerkenswert ist auch das Kopfsteinpflaster aus dem 16. Jahrhundert, das schon so manche Dame mit Absatzschuhen und viele Radfahrer zur Verzweiflung gebracht hat. Während in der Mitte des Marktplatzes das klassizistische Rathaus steht, fällt vor allem das Brunnenhaus aus dem 16. Jahrhundert auf. Es sieht ein bisschen aus wie eine kleine Kirche und wurde im Stil der niederländischen Renaissance errichtet. Am schönsten ist es auf dem Marktplatz übrigens dienstags, donnerstags und samstags, wenn hier viele Händler ihre regionalen Waren anbieten.
Nikolaikirche
Auch die Nikolaikirche wurde im Stil der Backsteingotik errichtet und diente einst den Fischern und Seefahrern als Gotteshaus. Schon beim Betreten der Kirche bleibt euch wahrscheinlich der Mund offen. Das wunderschöne Fresko oberhalb der Kasse hat all die Jahre fast unbeschadet überstanden. Hier befinden sich viele Altäre und Kunstwerke, die aus anderen Kirchen zusammengetragen wurden. Der schönste Altar stand einst in der Georgenkirche und ist mit einer Breite von über 10 Metern der größte im gesamten Ostseeraum. An seiner Vorderseite sind 42 Schnitzfiguren von Heiligen zu erkennen, die Rückseite wurde mit wertvollen Bildtafeln ausgestattet. Auch die Nikolaikirche dient als Veranstaltungsstätte und eine kleine Ausstellung informiert zudem über ihre Geschichte.
Hafen
Seiner einmaligen Lage an zwei wichtigen Handelsrouten und dem natürlichen Hafen verdankt Wismar seine zahlreichen historischen Gebäude. Nur durch den Hafen konnte die Stadt im 14. und 15. Jahrhundert so reich werden, dass all die prächtigen Kaufmannskontore entstehen konnten. Hier wurden auch die berühmten Koggen, die Handelsschiffe der Hanse, gebaut. Den Hafen gibt es natürlich noch heute. Er gliedert sich in einen modernen und einen historischen Bereich. Während im modernen Teil des Hafens Waren verladen werden und Kreuzfahrtschiffe anlegen, könnt ihr im Alten Hafen gemütlich am Ufer entlangschlendern, einen Kaffee trinken und die vielen schönen Schiffe fotografieren, die hier vor Anker liegen. Von hier starten auch die Hafenrundfahrten, die ich weiter unten beschreibe.
Welche Touren zu den Wismar Sehenswürdigkeiten lohnen sich?
- Die Touristeninformation bietet eine ganze Reihe von Touren an. Egal ob ihr eine klassische Stadtführung bucht, auf den Spuren der SOKO Wismar wandelt oder mit dem Nachtwächter unterwegs seid: Hier erfahrt ihr alles Wichtige über die Stadt. Besonders empfehlen kann ich euch die Tour mit dem sympathischen Piraten Störtebeker, der Wismar kennt wie seine Westentasche.
- Mit den Adler-Schiffen könnt ihr eine entspannte Rundfahrt durch den Hafen von Wismar machen. Gestartet wird am Alten Hafen, unterwegs passiert ihr aber auch den modernen Teil des Hafens mit seinen Verladekränen und Kreuzfahrtschiffen.
Wo essen und trinken?
- Reuterhaus, Am Markt 19. Das gemütliche Lokal auf dem Marktplatz ist nach dem Dichter Fritz Reuter benannt, dessen Verleger hier einst arbeitete. Hier könnt ihr in stilvollem Ambiente Klassiker der mecklenburgischen Küche probieren. Auch ein Hotel ist angeschlossen.
- Alter Schwede, Am Markt 22. Neben dem Reuterhaus befindet sich ein weiteres gutes Lokal, dessen Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen, als sich hier noch eine Kneipe befand. Vor allem Fischfans kommen hier voll auf ihre Kosten.
- Zum Weinberg, Hinter dem Rathaus 3. Das älteste Restaurant der Stadt (seit 1535) und die erste Weinhandlung Wismars (1670) war zu DDR-Zeiten eines der besten Lokale der Region. Die hohe Qualität ist geblieben, hier gibt es vor allem Steaks, aber auch eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Gebäudes und des Weinhandels.
Wo übernachten?
- Pension Chez Fasan, Bademutterstraße 20A. In der familiengeführten Pension in der Altstadt bekommt ihr schon für 33 Euro pro Nacht ein Einzelzimmer, das mit allem Nötigen ausgestattet ist.
- Hotel Alter Speicher*, Bohrstraße 10. Wie der Name schon sagt, könnt ihr hier in einem alten, wundervoll restaurierten Speicherhaus übernachten. Das Frühstück ist super, außerdem bietet das Hotel verschiedene Buchungspakete an, sodass euer Wismar-Urlaub garantiert unvergesslich wird.
Buchtipps
Ihr habt noch nicht genug von Wismar oder wollt euch schon mal auf eure Reise vorbereiten? Dann sind unsere Buchtipps genau das Richtige für euch!
- Morgenstern, Thomas (Autor)
Handlicher Reiseführer, der nicht nur die schönsten Wismar Sehenswürdigkeiten vorstellt, sondern auch viele praktische Tipps wie Restaurants und Hotels beinhaltet.
- Löser, Dr. Frank (Autor)
Eine Stadt mit so einer reichen Geschichte wie Wismar ist natürlich auch reich an Geschichten, Sagen und Anekdoten, von denen es viele in dieses Buch geschafft haben.
Dank einzigartiger Aufnahmen gewinnt man in diesem Buch einen schönen Einblick in vergangene Zeiten und spürt, wie es früher in Wismar einmal zuging.
Euch hat unsere Reise nach Wismar gefallen? Was sind für euch die schönsten Wismar Sehenswürdigkeiten? Lasst es uns wissen und schreibt uns einen Kommentar!