Zamość – Spaziergang durch Polens schönste Altstadt

Zamość ist eine der schönsten Städte in Polen. Die Altstadt ist UNESCO-Welterbe, doch das ist nicht der einzige Grund warum ein Besuch in Zamość Polen lohnt.

Inhaltsverzeichnis

Warschau, Krakau, Breslau, Danzig – diese Städte kennt jeder, der auch nur ein wenig über Polen weiß. Doch was ist mit der Stadt Zamość? Polen hat nämlich durchaus noch einiges mehr zu bieten. Zamość bietet nicht nur eine schöne Umgebung an, sondernauch eine Altstadt, die zum UNESCO-Welterbe zählt. Problemlos könnten Regisseure hier das Leben in der Renaissance nachstelle – so gut erhalten ist die Stadt. Auf geht es zu einem Spaziergang durch Zamość in Polen!

Geschichte von Zamość

Während viele Städte in Polen eine tausendjährige Geschichte aufweisen können, ist Zamość eine relativ junge Stadt. Sie wurde erst im 16. Jahrhundert durch den polnischen Adligen und Magnaten Jan Zamoyski gegründet. Zamość ist eine sogenannte Idealstadt. Das heißt sie wurde geplant, ähnlich sozialistischer Planstädte.

Stadtgründer Jan Zamoyski

Jan Zamoyski war eine interessante Person seiner Zeit. Geboren in einem calvinistischen Umfeld im damaligen Königreich Polen-Litauen, war er Berater und Kanzler der Könige Sigismund II. August und Stephan Báthory. Er verbrachte jedoch auch einige Jahre in Padua in Italien und war sogar Leiter der dortigen Universität. Zur Zeit der Renaissance wurde auch verstärkt das Konzept einer Idealstadt diskutiert. Und so konnte Zamoyski den italienischen Renaissance-Architekten Bernardo Morando dazu bewegen, mit in die Region nach Ostpolen unweit der Stadt Lublin zu kommen und hier eine neue Stadt zu errichten.

Zamość – Einzigartige Renaissance-Stadt

Im Jahre 1580 dann wurde die Stadt schließlich gegründet und nach dem Vorbild der Renaissance-Städte des damaligen Italien erbaut. Zamość wird deswegen auch gerne „Padua des Nordens“ oder „Perle der Renaissance“ genannt. Der Markt ist bis heute rechteckig. Auf ihn führen bis heute die wichtigsten Straßen der Altstadt von Zamość zu. Die bedeutendsten Gebäude der Stadt wie das Renaissance-Rathaus liegen an zentralen Orten. Die Stadt wurde mit einer gewaltigen Festung umgeben, um die Bewohner vor den damals noch zahlreichen Angriffen zu schützen. Bis heute hat sich das Flair der Renaissance in dieser wunderschönen Stadt erhalten.

Die schönsten Sehenswürdigkeiten in der Altstadt von Zamość

Die Stadt ist ein einziges Kunstwerk. Durch die Erlangung des UNESCO-Welterbe-Titels hat sich die Stadt sehr schön rausgemacht. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten erstrahlen in neuem Glanz. Unbedingt sehen solltet ihr aber auf jeden Fall diese Zamość Polen Sehenswürdigkeiten.

Markt Zamosc

Marktplatz

Der Marktplatz der Stadt ist zweifellos einer der schönsten in Polen, wenn nicht gar in ganz Europa. Bis heute könnt ihr sehen, dass der Markt als Teil der Idealstadt geplant wurde. Er misst deshalb auch genau 100 x 100 Meter. Versucht doch einfach mal eine der Seiten per Fuß abzuschreiten. Der Markt wird von einer 600 Meter langen Längsachse und einer 400 Meter langen Querachse durchschnitten. Die Längsachse verläuft von der Bastion zum Zamoyski-Palast. Die Querachse verbindet den Plac Solny und den Plac Wodny.

Zamosc Rathaus

Rathaus

Das Rathaus ist dabei das herausragendste Gebäude am Marktplatz. Es wurde unter Bernardo Morando gebaut, der hier zu Beginn auch Bürgermeister war. Im 17. Jahrhundert dann wurde das Gebäude um eine dritte Etage erweitert und im Stil des Mannerismus umgestaltet. Die heute als Fotomotiv beliebte Treppe wurde erst im 18. Jahrhundert hinzugefügt.

Armenische Häuser Zamosc

Armenische Häuser

Besonders auffallend am Markt sind die Armenischen Häuser. Sie wurden von armenischen Händlern gebaut, die in der damaligen Zeit in vielen Städten der Region zu finden waren. Das bekannteste Haus ist Ormiańska 26, das „Haus zum Engel“ genannt wird. Hier sitzt heute das Stadtmuseum Zamość.

Kollegiatskirche – Kathedrale von Zamość

Die Kollegiatskirche ist ebenfalls nach Entwürfen des Stadtbaumeisters Bernardo Mornado zwischen 1587 und 1630 entstanden. Sie ist eine Kirche im Stile des Mannerismus und orientiert sich eng an Vorbildern aus Italien. Seit 1992 ist die Kirche die Kathedrale des Bistums Zamość-Lubaczów. Hier liegt auch der Stadtgründer Jan Zamoyski begraben, der auf einem Gemälde dargestellt wird.

Festung Zamość

Zusammen mit der ideal geplanten Stadt wurden natürlich auch Verteidigungsanlagen gebaut, die die Bewohner der Stadt in dieser von Kriegen heimgesuchten Region beschützen sollten. Und tatsächlich widerstand die Festung Angriffen von Schweden und während der Kosakenaufstände im 17. Jahrhundert. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie dann größtenteils abgetragen. Nur einzelne Fragmente sind heute noch erhalten.

Rotunde von Zamość

Eines dieser Fragmente hat leider eine sehr traurige Geschichte. Die Rotunde von Zamość gehörte zu den Verteidigungseinrichtungen der Stadt, auch wenn sie erst im 19. Jahrhundert errichtet worden ist. Während der deutschen Besatzung Ostpolens wurde die Rotunde als Konzentrationslager genutzt. Hier wurden mehrere Tausend Polen interniert. 8000 von ihnen wurden hier ermordet. Sie zählten vorrangig zur polnischen Elite – darunter waren Ärzte, Wissenschaftler, Priester und Militärs. Auch sowjetische Kriegsgefangene wurden hier massenhaft umgebracht. Rund 45.000 Menschen sollen in den Massengräbern rund um die Rotunde verscharrt worden sein.

Arsenal

Festungen verfügen meist über eine Waffenkammer. In der Festung Zamość wurde daher auch ein Arsenal errichtet. Auch heute noch werden hier Waffen aus verschiedenen Jahrhunderten und die Geschichte der Festung im Festungs- und Waffenmuseum gezeigt.

Denkmal für Jan Zamoyski

Denkmal für Jan Zamoyski

Natürlich wird auch dem Stadtgründer Jan Zamoyski in Zamość gedacht. Ei großes Reiterstandbild zeigt ihn östlich der Altstadt vor seinem früheren Palast. Ein Foto vor dem Denkmal sollte daher zum Pflichtprogramm für einen Besuch in Zamość gehören.

Geburtshaus von Rosa Luxemburg

Eine für Polen eher hinderliche Sehenswürdigkeit ist das Geburtshaus der Kommunistin Rosa Luxemburg in der ul. Staszica 37. Sie kam hier als Kind jüdischer Eltern zur Welt. Sie wuchs jedoch in Warschau auf und emigrierte später nach Deutschland, wo sie erst als Mitglied der SPD und später als Mitgründerin der KPD bekannt wurde, bevor sie 1919 von Freikorpssoldaten brutal ermordet wurde. Ihre Leiche warfen die Soldaten in den Berliner Landwehrkanal. Besonders bekannt ist sie vor allem durch ein Zitat: „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.“ Leider scheinen die polnischen Behörden das jedoch nicht so zu sehen und ließen 2018 eine Gedenktafel für Rosa Luxemburg an ihrem Geburtshaus als „kommunistische Propaganda“ entfernen.

Jüdisches Zamość

Was nur wenige wissen ist, dass Rosa Luxemburg als Verfechterin der jüdischen Aufklärung galt. Sie wollte, dass auch Juden sich aus den Zwängen der osteuropäischen jüdischen Viertel befreiten. Auch in Zamość gab es ein solches Viertel. Zum Beginn der deutschen Besatzung 1939 war fast die Hälfte der Stadt (43%) jüdischen Glaubens. Das waren damals allein hier 12.000 Seelen. Sie wurden in das Ghetto Zamość gesperrt und später deportiert. Nach der systematischen Verfolgung und Ermordung der Juden in Ostpolen blieben von der einst großen jüdischen Gemeinde nur wenige Dutzend in Zamość. Heute soll es nur noch drei Juden in Zamość geben.

Synagoge Zamość – Schönster Tempel der Region

Immerhin blieb die schöne Renaissance-Synagoge der Stadt aber bis heute erhalten. Gebaut von 1610 von 1618, gehörte sie der sephardischen Gemeinde an. Ihre Gründer kamen aus dem Osmanischen Reich und Italien, wurden aber später von den zahlenmäßig stärkeren aschkenasischen Juden assimiliert. Den Krieg überstand die Synagoge nur deshalb, weil sie als Werkstatt umfunktioniert worden war. Bis 2004 wurde die Synagoge als Bibliothek genutzt und dann als eine der ersten in Polen an die jüdischen Gemeinde übergeben. Nachfolgend wurde sie saniert und beherbergt heute eine Kunstgalerie und eine Ausstellung über die Geschichte der Juden in Zamość.

Vernichtungslager Belzec bei Zamosc Polen

Vernichtungslager Belzec – Gedenkstätte für die ermordeten Juden Ostpolens

Eine knappe Stunde entfernt von der schönen Altstadt von Zamość befindet sich einer der schrecklichsten Orte in ganz Polen nahe des Ortes Bełżec. Im früheren Vernichtungslager Belzec internierten und vergasten die Deutschen mindestens 430.000 Menschen. Sie wurden mit Viehtransporten aus den Städten der Region in das Lager gebracht. Belzec war eines der der Lager der sogenannten Aktion Reinhardt, die allein der Vernichtung dienten. So gibt es nur drei(!) Menschen, von denen überhaupt bekannt ist, dass sie das Lager Belzec überlebt haben. In der Gedenkstätte gibt es eine umfassende Ausstellung über die systematische Ermordung der Juden der Region. Das Mahnmal daneben ist ein beeindruckendes Denkmal mit den Namen der Herkunftsorte der hier ermordeten Juden.

Andere Sehenswürdigkeiten in Zamość und Umgebung

Auch außerhalb der Altstadt gibt es einige Sehenswürdigkeiten, die einen Besuch in Zamość noch interessanter machen.

Zentrum für Filmkultur Stylowy

2010 wurde das Zentrum für Filmkultur Stylowy eröffnet. Es zählt zu den modernsten Kinos in Polen und fällt schon durch seine Architektur auf. In den drei Kinosälen laufen jeden Tag Filme.

Zoo Zamość

Der Zoo in Zamość zählt zu den besten und modernsten in Polen und kann durchaus auch mit anderen Anlagen in Europa mithalten. 312 Arten sind hier auf 13 Hektar Fläche zu sehen. In den letzten Jahren wurde der Zoo immer weiter modernisiert und lockt jährlich Tausende Besucher in die Region um Zamość.

Essen und Trinken in Zamość

Für eine Stadt von nur rund 60.000 Einwohnern, ist Zamość ziemlich belebt. Es gibt eine recht ansehnlich Gastroszene. Gutes Essen, leckerer Kaffee und die gute Chance, ein paar neue Freunde bei einem Bier zu finden, gibt es hier.

Restaurants in Zamość

  • Figa z Makiem (Rynek Wielki 4) – Nettes Restaurant mit polnischer und internationaler Küche mit Sitzbereich direkt am Marktplatz.
  • Gościniec Kanclerz (ul. Partyzantów 6) – Fantastisches lokales Essen, serviert von freundlichem Personal.
  • Restauracja Muzealna Ormianskie Piwnice (ul. Ormianska 30) – Die beste Gelegenheit eine kleine kulinarische Reise in den Kaukasus zu unternehmen. Sehr gutes armenisches Essen!
Cafe Mazagran Zamosc

Cafés in Zamość

  • Mazagran (Pereca 16) – Fantastischer Kaffee und regionale Kuchen in einem schönen Café direkt neben der Synagoge.
  • Kawa Na Ławe (Rynek Wielki 8) – Brettspiele bei einem leckeren Kaffee probieren und Leute auf dem Rynek beobachten – was will man mehr?

Kneipen in Zamość

  • Seta i Galareta (ul. Grecka 9) – Wer hätte gedacht, dass der Kommunismus in Polen noch lebt. Hier tut er das. Schönes Interieur und freundliches Personal.
  • Corner Pub (ul. Żeromskiego 6) – Nettes Irish Pub mit Murphy’s Stout und freundlichen Locals.

Unterkünfte in Zamość

Hotels in Zamość

  • Hotel 77* (ul. Ludwika Zamenhofa 7) – Kleines, sehr stylisches Hotel nur 200 Meter vom Markt entfernt.
  • Hotel Arte* (Rynek Wielki 9) – Ein Hotel mit einem italienischen Namen, direkt am Renaissance-Marktplatz. Einige Zimmer mit Ausblick auf das Rathaus. Traumhaft!

Apartments und Zimmer in Zamość

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Peter Althaus ist Journalist, Autor und Blogger. 2011 hat er das Reiseblog Rooksack gegründet. Doch seine eigentliche Liebe ist immer schon Osteuropa gewesen. Mittlerweile lebt er in Lwiw in der Ukraine und führt dort einen Reiseveranstalter. Da er aber weiter gern schreibt, gibt es heute Wild East – das Osteuropa-Reiseblog.

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