Die Altmark liegt etwas versteckt und bisher noch abseits der großen Autobahnen. Wer sie besuchen will, der muss etwas abseits der ausgetrampelten Pfade suchen. Doch der Abstecher in den Norden von Sachsen-Anhalt lohnt sich. Hier warten einige der schönsten Städte Deutschlands auf Besucher. Touristen sind bis auf Tangermünde bisher noch rar und die Erkundungen die ihr hier zu Rad, zu Fuß oder mit dem Auto machen könnt sind einzigartig. Kommt mit zu den schönsten Altmark Sehenswürdigkeiten.
Kloster Jerichow – Schönstes Kloster des Nordens
Das Kloster Jerichow ist für mich gleich als erster Stopp bereits ein richtiges Highlight der Tour gewesen. Die nahezu komplett erhaltene mittelalterliche Klosteranlage ist nicht nur architektonisch ein echtes Highlight.
Mit der Stadt Jericho am Toten Meer hat das Kloster aber soweit nichts zu tun. Das Kloster Jerichow wurde zum Ende des 12. Jahrhunderts errichtet und zeigt sowohl Elemente romanischer Architektur wie auch der für die Region typischen Backsteingotik.
Das Kloster ist einer der schönsten Stopps an der Straße der Romanik. Wie viele der Kirchen der Region wurde es im Zuge der Reformation preußische Staatsdomäne. Im Zweiten Weltkrieg durch Kämpfe zwischen US-Armee und Wehrmacht schwer beschädigt, wurde es nach dem Krieg größtenteils landwirtschaftlich genutzt. Erst 2004 wurde die Stiftung Kloster Jerichow gegründet, die sich heute um den Erhalt des Areals kümmert.
Tangermünde – Fachwerkstadt ohnegleichen
Tangermünde gilt als eine der schönsten Städte Sachsen-Anhalts und hat von den Altmark Sehenswürdigkeiten den meisten Zulauf. Wer das Städtchen an der Mündung des Flüsschens Tanger in die Elbe besucht, der versteht auch warum. Hier ist die Zeit seit dem Mittelalter stehengeblieben. Überall stehen schöne Fachwerkgebäude. Die Stadt ist von einer beeindruckenden Stadtmauer umgeben und in das Zentrum kommt ihr vorbei an einem der wunderschönen Stadttore.
In der privaten Brauerei von Schulzens warten lokal gebraute Biere verköstigt zu werden. Dass die Stadt zu den schönsten Kleinstädten in Deutschland gehört, finden übrigens nicht nur wir. Bei einer Abstimmung von Travelbook wählten Touristen aus ganz Deutschland Tangermünde auf den ersten Platz der schönsten Kleinstädte in Deutschland.
Deichbruch bei Fischbeck im Elbe-Hochwasser 2013
Von der anderen Seite der Elbe habt ihr vor allem morgens einen fantastischen Blick auf die Skyline. Hier mitten im Nirgendwo bei Fischbeck steht auch ein Denkmal, das an den Deichbruch während des Hochwassers 2013 erinnert. Dieser wurde notdurftig gestopft indem drei Lastkähne versenkt wurden. Bei der Rettungsaktion half sogar die Bundeswehr.
Bismarck-Museum in Schönhausen – Kinderstube des Weltmannes
Der wohl bekannteste Altmärker ist der Reichskanzler Otto von Bismarck. Geboren wird der berühmte Lenker der deutschen Geschicke 1815 in Schönhausen (Elbe). Hier steht bis heute sein Geburtshaus, das mit den nebenliegenden Gebäuden in eine Gedenkstätte umgewandelt wurde. Er entstammt aus einer Familie des Landadels, die hier Gutshöfe besitzt. Schönhausen war bereits seit 1563 Stammsitz der Familie. Generationen seiner Vorfahren lebten und starben hier. Diese Tradition soll Bismarck tief beeindruckt haben. In der Ausstellung könnt ihr mehr über die Herkunft des bedeutenden Staatsmannes erfahren.
Havelberg – Zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt
Für mich war vor allem Havelberg eine echte Überraschung auf meinem Roadtrip durch die Altmark. Das lag auch daran, dass ich selbst als Sachsen-Anhalter wenig über die alte Hansestadt wusste. Doch bereits bei der Einfahrt von Süden kommend über die Havelbrücke bietet sich ein atemberaubender Blick auf die Altstadt, den Dom und die umliegenden Häuser.
Ich hab das Auto dann zunächst an der schönen Stadtkirche St. Laurentius abgestellt, um noch mal zurück über die Havel zu laufen und die Aussicht zu genießen. Versteckt neben der Brücke gab es eine kleine Lichtung mit einer grandiosen Aussicht auf die Altstadtinsel.
Altstadtinsel
Auf dieser kleinen Insel zwängen sich die historischen Gebäude der Altstadt aneinander. Nicht nur die Stadtkirche St. Laurentius steht hier, auch das Rathaus und viele kleine Gassen erlauben einen ausgiebigen Spaziergang. Das Beguinenhaus am Salzmarkt ist eines der ältesten Häuser der Stadt und ein tolles Fotomotiv. Seit 1750 lockt zudem der Havelberger Pferdemarkt Besucher in die Stadt. Hier werden jedes Jahr bis zu 1.000 Pferde verkauft. Zum Volksfest selbst kommen bis zu 200.000 Besucher.
Havelberger Dom
Von dort bin ich zum Dom spaziert, der 2020 bereits sein 850-jähriges Jubiläum gefeiert hat. Er ist Teil der Straße der Romanik und mit seinem wuchtigen Turm auch kaum zu übersehen. Auch wenn der Dom viele Merkmale der Gotik zeigt, hat er auch substanzielle romanische Bauelemente wie den Ostflügel. Der Dom war mehrere Jahrhunderte Sitz eines Bistums und verlor diese Bedeutung erst durch die Reformation. Der Dom ist jedoch auch ein Zeichen für die Unterwerfung der Slawen, die hier bis ins 12. Jahrhundert in der Mehrheit waren und im sogenannten Wendenkreuzzug unterworfen wurden.
Havelberg in Brandenburg?
Auf dem Weg zurück in die Stadt könnt ihr im Sommer zahlreiche Boote beobachten. Auch auf der Havel kann man sich ein Floß für eine Floßfahrt in Brandenburg mieten. Apropos Brandenburg – die Havelberger wollten nach der deutschen Wiedervereinigung lieber zu Brandenburg als zu Sachsen-Anhalt gehören. Denn bis zur Strukturreform in der DDR 1952 bei denen die Bezirke eingeführt wurden, war Havelberg Teil der Westprignitz. Im Stadtrat wurde abgestimmt und eine Mehrheit stimmte für Sachsen-Anhalt. Über die Entscheidung zur Zugehörigkeit zu Sachsen-Anhalt sind viele Einwohner aber dennoch bis heute enttäuscht und lassen daher absichtlich die brandenburgische Landesfahne in ihren Gärten wehen.
Elbfähre Räbel – Einmal mit dem Schiff
Von Havelberg aus ist es leicht auch die Elbe mal mit einer Fähre statt über eine Brücke zu queren. Im Werbener Stadtteil Räbel könnt ihr mit einer Fähre über den Strom kommen. Das ist tatsächlich ein schönes Erlebnis, auch wenn die Fahrt mit der kombinierten Gierseil- und Motorfähre nur wenige Minuten dauert. Auf der Fahrt nach Werben könnt ihr auf der idyllischen Landstraße förmlich sehen, wie gemächlich das Leben hier noch abläuft. Auch einige Dorfkirchen laden zum Besuch ein. Bevor ihr aber zur Fähre fahrt, fragt einige der freundlichen Passanten, ob die Fähren überhaupt verkehren, denn manchmal pausieren sie und ihr habt einen riesigen Umweg gemacht.
Hansestadt Werben – Wieder lebendig
Die früher kleinste Stadt Sachsen-Anhalts (heute nur die drittkleinste) stand mal kurz vor dem Aussterben. Doch das hat sich stark geändert. Die vielen Fachwerkhäuser sorgen dafür, dass die kleine Hansestadt für Besucher wieder interessant geworden ist und sich hier Unternehmer sogar ansiedeln. Dazu trägt sicher auch der populäre Elberadweg bei. Werben selbst lockt mit seinen kleinen Gassen und der gemütlichen Atmosphäre zur Entschleunigung. Wie viele der Städte in der Altmark gehörte auch Werben zur Hanse.
Prächtige Bauten in der kleinen Stadt
Bis heute zeugen einige der prächtigen Bauten am Markt und die Kirche St. Johannis vom einstigen Wohlstand der Stadt, die sogar schon über 1000 Jahre alt ist. In St. Johannis steht ein prächtiger Altar, dessen oberer Teil Zeugnis der Reformation ist, der unterer hingegen noch ein klassischer Marienalter. 27 Engel im Wolkenkranz zeigen die Instrumente der damaligen Zeit. Der schlafende Josef hingegen bekommt nichts mit von der Geburt Jesu.
Auch in Werben ist aber ein ehemaliges Stadttor Wahrzeichen der Stadt – das Elbtor. In coronafreien Sommern wird hier zudem der Biedermeier-Sommer gefeiert – als Hommage an diese Epoche, die wie keine andere so sehr die Provinz feiert – in Werben kein Problem. Und auch ein Herz für Störche haben die Werbener. Sie sind stolz auf die mehr als 20 Brutpaare.
Osterburg – Spargel essen im Flussbad
Osterburg war wie die anderen Städte der Region auch ein Mitglied der Hanse. Dennoch ist die Stadt vor allen durch die umliegende Landwirtschaft geprägt worden. Viele Fachwerkhäuser von denen besonders die Giebelhauser prägend waren, seht ihr hier bis heute. Natürlich sind auch hier die prägendsten Gebäude wie die Kirche St. Nikolai aus Backsteinen gebaut. Im Kreismuseum könnt ihr mehr über die ländlich geprägte Geschichte der Stadt. Osterburg ist nämlich die Wiege des deutschen Saprgelanbaus.
Biesebad
Flussbäder werden in Deutschland und Europa immer seltener. Und mit dem Biesebad hat die Stadt Osterburg in der Altmark eines dieser seltenen Bäder erhalten. Darauf sind die Osterburger auch stolz. Und wir finden, für den Eintritt von 2 Euro könnt ihr ruhig zur Erhaltung dieses Kulturbades beitragen. Das Bad ist meist recht leer, besonders unter der Woche. Das Wasser der Biese ist erfrischend. Wer lieber trocken bleiben möchte, mietet sich ein Kanu.
Stendal – Plötzlich so groß
Stendal ist das Herz und die größte Stadt der Altmark. Und nach einer Roadtrip zu den Altmark Sehenswürdigkeiten und der ländlichen Idylle ist es schon sehr ungewohnt hier eine Stadt mit über 40.000 Einwohnern anzutreffen. Einst war Stendal eine bedeutende Hansestadt wovon auch der riesige Roland neben dem Rathaus zeugt.
Aus der Zeit der Hanse stammen auch die anderen beeindruckenden Gebäude aus der norddeutschen Backsteingotik. Als Wahrzeichen der Stadt gelten die alten Stadttore – das Uenglinger Tor und das Tangermünder Tor. Doch auch die vielen Kirchen der Stadt sind einzigartige Baudenkmäler, die schöner kaum sein könnten. Neben dem Dom St. Nikolaus lohnt auch der Besuch der Marienkirche, der Stadtkirche neben dem Rathaus.
Ein interessanter Kontrast hingegen ist das Kaufhaus Ramelow, das 1930 im modernistischen Stil errichtet wurde. Seit der Wiedervereinigung ist die ursprüngliche Eigentümerfamilie wieder im Besitz des Hauses. Bis heute ist hier ein Textilkaufhaus zu finden.
Altmark Buchtipps
Auch wenn die Altmarkt durchaus ein Geheimtipp für Touristen ist, gibt es aber immerhin einige Bücher, die sich mit dieser Region beschäftigen.
In the Middle of Nüscht trifft es einfach herrlich, denn man fühlt sich gern mal ziemlich allein in der Altmark. Das Buch ist daher auch eine schöne Ode an diese tolle Region, geschrieben von Locals.
Und weil der erste Teil nur den Osten der Altmark abgedeckt hat, gibt es auch einen zweiten Teil von In the Middle of Nüscht, der die westliche Altmark erkundet. Von uns gibt es dazu hoffentlich bald auch einen Blogbeitrag.
Wer lieber ein paar schöne Bilder anschauen möchte, dem sei dieser Altmark-Band empfohlen.
Hallo, sehr schönes Info. Besonders bei meine Reisen in die Region hat mir Tangermünde gefallen / Fotos auf meiner HP.
In August geht es u.a. nach Wittenberge und an den Rudower See. Ferienwohnung am See. Grüße aus dem Schwarzwald Jens.