Tartu – Europas Kulturhauptstadt 2024

Heute geht es nach Tartu, die estnische Studentenstadt, die 2024 den Titel der Kulturhauptstadt Europas tragen wird. Grund genug, ihr einen Besuch abzustatten.

Inhaltsverzeichnis

Tartu kann man guten Gewissens in einem Atemzug mit bekannten Studentenstädten im Westen nennen. In Bezug auf ihr Flair unterscheidet sich die Stadt nämlich kaum von Oxford, Heidelberg oder Uppsala. Mit ihren knapp 100.000 Einwohner ist Tartu zwar recht klein, aber immerhin Estlands zweitgrößte Stadt nach Tallinn und gewissermaßen die kulturelle Wiege des Landes. Und trotzdem hat sich hier eine lebendige Alternativkultur etabliert. Heute wollen wir euch Tartu daher einmal genauer vorstellen. Und wenn ihr hier klickt, kommt ihr direkt zu unserem Artikel mit den schönsten Orten im Süden Estlands insgesamt.

Tartu – Die älteste Stadt des Baltikums

Dorpat, Tarbatu, Dorpt, Derpt, Dörpt, Jurjew – Tartu hat im Lauf seiner Geschichte so viele Umbenennungen und Zerstörungen erlebt wie keine andere Stadt des Landes. Grund genug, sich die bewegte Geschichte der Universitätsstadt einmal genauer anzuschauen, bevor wir zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Tartus kommen.

Es ist nicht ganz klar, wann die Region um die Stadt Tartu erstmals besiedelt wurde. Archäologische Spuren der sogenannten Kunda-Kultur reichen bis zu 10.000 Jahre zurück. Über jene Zeit ist nur wenig bekannt. Als gesichert gilt aber, dass schon im 5. Jahrhundert n.Chr. am Fuß des heutigen Dombergs eine Festung stand. Im 11. Jh. wurden die Festung und die sie umgebene Siedlung von Jaroslaw dem Weisen, dem Kiewer Großfürst erobert.

Historische Ansicht Tartus aus dem Jahr 1553

Spielball der Mächte

Im Mittelalter wurde Tartu dann mehrmals von widerstreitenden Mächten erobert. Nach der Rückeroberung Tartus durch Esten folgte eine Zeit, in der Tartu mehrmals seinen „Besitzer“ wechselte, ehe der Deutsche Orden (mehr zum Deutschen Orden erfahrt ihr hier) das Zepter übernahm und die Stadt dem Bistum Dorpat übertrug. Zu jener Zeit wurde Tartu auch das Stadtrecht nach Rigaer Vorbild verliehen und der Handel blühte, auch da die Stadt günstig am schiffbaren Fluss Emajõgi liegt. Die Aufnahme in die Hanse war da nur eine logische Folge.

Polen, Schweden und Russen

Zu Beginn des Livländischen Kriegs, der für die gesamte Region verheerende Folgen hatte, wurde Tartu dann 1558 von Russland erobert, das die Region aber schon 1582 an Polen abtreten musste. Im Polnisch-Schwedischen Krieg verlor Polen die Kontrolle über die Stadt dann Anfang des 17. Jahrhunderts an Schweden.

Blüte unter schwedischer Herrschaft

Für Tartu erwies sich das als Glücksfall: 1632, nur sieben Jahre nachdem Schweden die Herrschaft übernommen hatte, wurde hier die erste Universität im heutigen Estland gegründet. Damals fungierte sie noch unter dem Namen Academia Gustaviana (benannt nach dem schwedischen König Gustav II. Adolf), ehe sie kriegsbedingt kurzzeitig nach Pärnu im Westen Estlands verlegt und schließlich zunächst ganz geschlossen wurde.

Diese Aufnahme (um 1880) zeigt die erste Steinbrücke des Zarenreichs, die leider von der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde

Die lange russische Herrschaft

Im Großen Nordischen Krieg wurde Tartu dann Anfang des 18. Jahrhunderts stark zerstört und fiel an Russland, das für die kommenden Jahrhunderte seine Vormachtstellung im nördlichen Ostseeraum ausbauen konnte. Die Russen richteten auch die Universität wieder ein, die sich schnell zu einem der wichtigsten geistigen Zentren des Zarenreichs entwickelte. Nachdem die Stadt im Ersten Weltkrieg von deutschen Truppen eingenommen worden war und Estland eine kurze Phase der Unabhängigkeit zwischen den Weltkriegen genoss, nahm die Sowjetunion die Stadt ein und Tartu war bis zu deren Untergang Teil des Riesenreichs.

Und so ist Tartu nach einer langen und bewegten Geschichte in der Moderne angekommen und zieht heute nicht nur Studenten aus ganz Europa, sondern auch immer mehr Touristen an, die das gemütliche Flair der Stadt genießen, die für viele die heimliche Hauptstadt Estlands war und ist.

Europas Kulturhauptstadt 2024

Aufgrund seiner bedeutenden Kulturszene und bedeutender Einrichtungen wie der Universität wurde Tartu für das Jahr 2024 der Titel der Europäischen Kulturhauptstadt verliehen. Dann wird die Stadt sicher aus allen Nähten platzen, plant euren Besuch also besser schon vorher.

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Bild von Thorsten Altheide

Rathaus und Rathausplatz

Durch die vielen Zerstörungen musste Tartu mehrfach neu aufgebaut werden und erhielt schließlich im 19. Jahrhundert sein heutiges neoklassizistisches Antlitz. Einige der schönsten Gebäude jener Zeit stehen auf dem langgezogenen Rathausplatz. An dessen westlichem Ende erhebt sich das schmucke Rathaus, das von dem deutschen Architekten Johann Heinrich Bartholomäus Walther entworfen wurde, der aus Rostock stammte. Es hebt sich mit seiner rosa-roten Fassade nicht nur farblich von den anderen Gebäuden ab, sondern wird auch von einer barocken Haube bekrönt, die es zu einem weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt macht.

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Bild von Thorsten Altheide

Schiefes Haus

Der Rathausplatz führt in einem sanften Gefälle vom Fuße des Dombergs hinunter zum Ufer des Emajõgi. Hier befinden sich zahlreiche Cafés, Restaurants und urige kleine Geschäfte. Ein echter Hingucker ist das Schiefe Haus (Raekoja Plats 18). Es verdankt seinen Namen (und seine tatsächlich schiefe Gestalt) dem nicht gerade stabilen Torfboden, auf dem der Rathausplatz errichtet wurde und der es im Laufe der Zeit immer weiter zu einer Seite hin absinken ließ. Das macht es bis heute zu einem der beliebtesten Fotomotive der Stadt.

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Bild von manusama auf Pixabay

Suudlevad tudengid

Suudlevad tudengid bedeutet übersetzt „küssende Studenten“ und bezeichnet einen Brunnen. Und tatsächlich wird dieses romantische Kunstwerk noch etwas häufiger fotografiert als das Schiefe Haus. Der Brunnen steht nicht etwa vor der Universität, sondern auf dem Rathausplatz. Durch die Wasserstrahlen, die aus den Ösen des Schirms austreten, hat der Brunnen eine gewisse Leichtigkeit und Heiterkeit. Kein Wunder, dass sich nicht nur Hochzeitspaare aus Tartu vor ihm ablichten lassen, sondern teilweise Verliebte aus anderen Landesteilen hierher kommen, um ein Bild vor dem Brunnen zu machen. Manche gehen sogar so weit, im Brunnen zu baden, was wir hier allerdings nicht empfehlen wollen.

Mati Karmin

Der Brunnen wurde 1998 vom estnischen Bildhauer Mati Karmin geschaffen und erinnert an die lange Tradition der örtlichen Universität. Der 1959 geborene Karmin stammt selbst aus Tartu und zählt zu den bekanntesten bildenden Künstlern Estlands. Nach langen Jahren in Tallinn ist er mittlerweile in seine Heimatstadt zurückgekehrt und unterrichtet hier als Professor an der Kunsthochschule. Was viele beim Blick auf das sich küssende Paar übrigens übersehen: Unten am Sockel des Brunnens sind die Namen der Partnerstädte von Tartu eingelassen, zu denen neben dem deutschen Lüneburg auch die skandinavische Studentenmetropole Uppsala gehört.

Pirogow-Park

Direkt hinter dem Rathaus schließt sich ein kleiner, terrassenförmig aufgebauter Park an, der nach dem Tartuer Mediziner Nikolai Pirogow benannt ist, einem der Pioniere der experimentellen Chirurgie. An den berühmten Wissenschaftler erinnert ein Denkmal aus Sowjetzeiten am Aufgang zum Park. Ob der Park deshalb bei den Studenten so beliebt ist? Vielleicht. Vielleicht liegt es aber auch eher daran, dass es von hier nur ein Katzensprung zur Universität ist und dass dies der einzige öffentliche Park in Estland ist, in dem man offiziell Alkohol trinken darf … Apropos Getränke: Hinter dem Park befindet sich der weiter unten beschriebene Pulverfasskeller, der laut Guinness-Buch der Rekorde höchste Bierkeller der Welt (11 Meter Deckenhöhe).

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Bild von Thorsten Altheide

Universität

Nördlich des Parks schließt sich die Universität Tartu an. Die „UT“ ist nicht nur die bedeutendste Lehranstalt des Baltikums, sondern belegt in internationalen Rankings regelmäßig Spitzenplätze. Besonders in er Biomedizin sowie in der Umwelt- und Informationstechnologie konnten hier in den letzten Jahren bedeutende Erkenntnisse gewonnen werden. Das wunderschöne Hauptgebäude in der Ülikooli 18 mit seiner weiß-grauen Fassade wird von sechs Säulen im Toskanischen Stil und einem Dreiecksgiebel geschmückt. In seiner heute sichtbaren Form geht es auf das Jahr 1802 zurück, verantwortlich für den Bau war der schlesische Architekt Johann Wilhelm Krause.

Wiege der estnischen Kultur

Die Universität ist aber nicht nur ein imposantes Bauwerk, sondern für die Esten auch von herausragender Bedeutung in Bezug auf die Entwicklung ihrer Kultur und Sprache. Hier entstanden das erste estnische Theater und die ersten auf Estnisch gedruckten Zeitungen (mehr zur estnischen Sprache erfahrt ihr hier). Zu den berühmtesten Studenten zählen Karl Ernst von Baer, der Entdecker der menschlichen Eizelle, mehrere estnische Staatshäupter, zahlreiche bekannte deutsche protestantische Theologen und der Chemie-Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald. Dass so viele Deutsche hier studierten lag auch daran, dass die Unterrichtssprache in Tartu bis 1890 Deutsch war. Das ist auch der Grund, warum sich bis heute 2 Mio. (!) Bücher in deutscher Sprache im Besitz der Bibliothek befinden.

Domberg

Der Domberg ist nach dem Rathausplatz der zweite wichtige Ort der Stadt, an dem sich mehrere Sehenswürdigkeiten gruppieren. Er fungiert als grüne Lunge der Stadt und ist wie gemacht für ausgiebige Spaziergänge. Hier befinden sich, genau wie am Flussufer, zahlreiche Denkmäler und Skulpturen. Eines von ihnen erinnert an den bereits erwähnten Karl Ernst von Baer. Warum es von Studenten einmal im Jahr mit Sekt gewaschen wird, wissen wir aber auch nicht.

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Die Engelsbrücke auf dem Domberg (Bild von Thorsten Altheide)

Über Engel und Teufel schreiten

Um zum Domberg zu gelangen, müsst ihr erstmal durch Himmel und Hölle gehen bzw. über die Engels- oder Teufelsbrücke. Sie ist aber eigentlich nicht nach dem Höllenfürsten benannt, sondern nach Zoege von Manteufell, einem deutschbaltischen Chirurgen und wurde 1913 anlässlich des 300. Thronjubiläums der Romanow-Dynastie eingeweiht. Ein großes Spektakel ist das Wettsingen, das Studenten hier einmal im Jahr veranstalten: Eine Gruppe stellt sich auf die Engels- und eine auf die Teufelsbrücke. Dann wird so laut gesungen wie es geht – nicht immer schön, aber auf jeden Fall eindrucksvoll.

Domkirche

Der Dom zu Tartu ist eines der beeindruckendsten Baudenkmäler der Stadt. Er geht wahrscheinlich auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück und ist vor allem deshalb so imposant, weil er heute nur noch als wuchtige Ruine hier steht. Teile des Doms wurden renoviert und beherbergen heute das Geschichts- bzw. Universitätsmuseum der Stadt. Auf den beiden imposanten Türmen befinden sich heute Aussichtsplattformen, von denen ihr eine tolle Sicht auf die Stadt habt.

Anatomikum

Das halbkreisförmige Anatomikum aus dem Jahr 1805 ist eines der beeindruckendsten Baudenkmäler Tartus. Leider könnt ihr den alten Hörsaal in der Mitte der klassizistischen Rotunde derzeit wegen Restaurierungsarbeiten nicht besichtigen. Im Bestand des Anatomikums wurde Ende der 1970er-Jahre übrigens ein sensationeller Fund gemacht, bei dem es sich um die Totenmaske von keinem geringerem als dem deutschen Philosophen Immanuel Kant handeln soll.

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Bild von Thorsten Altheide

Sternwarte

Und noch ein weiteres Gebäude auf dem Domberg kann auf eine interessante Geschichte zurückblicken, die historische Sternwarte. Zum Zeitpunkt ihrer Einweihung war sie die größte und modernste der Welt. Sie wurde genau wie das Rathaus von Johann Wilhelm Krause entworfen und diente unter anderem dem Altonaer Astronomen Friedrich Georg Wilhelm Struve als Arbeitsplatz. Er war ein Pionier der modernen Geodäsie und tat sich außerdem mit seinen Arbeiten zu Doppelsternen hervor. Auf ihn geht auch der sogenannte Struvebogen zurück, eine fast 3000 km lange Kette von Messpunkten von Norwegen bis zum Schwarzen Meer, das damals das größte Erdvermessungsprojekt der Welt war und 2005 von der UNESCO zum Welterbe erklärt wurde. Die Sternwarte in Tartu bildet den Nullpunkt der gesamten Messstrecke.

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Bild von Thorsten Altheide

Johanniskirche

Schon von Weitem zieht die Johanneskirche alle Blicke auf sich. Das liegt vor allem an dem gewaltigen Backsteinturm, der das gotische Gotteshaus nördlich der Universität bekrönt. Es ist einer der wenigen steinernen Zeugen der Hansezeit in der Stadt und stammt in seiner heutigen Form eigentlich erst aus dem Jahr 2005. Der ursprüngliche Bau wurde nämlich 1944 von der Roten Armee zerstört, die Sowjets hatten in der Nachkriegszeit dann aus ideologischen Gründen keinerlei Interesse daran, dieses Symbol des christlichen Glaubens wiederaufzubauen. In der Kirche könnt ihr rund 1000 Kunstwerke bewundern: So viele Terrakottafiguren schmücken die Johanniskirche nämlich innen und außen. Diese sind weltweilt einzigartig und wurden im 14. Jahrhundert aus Tonblöcken geschnitzt.

Antoniushof

Unweit der Johanniskirche liegt der Antoniushof. Er ist der Sitz der Antonius-Gilde, einer Künstlervereinigung, die sich um den Erhalt der estnischen Kunst und Kultur kümmert. Auf drei Häuser verteilt könnt ihr hier in den schönen kleinen Boutiquen und Werkstätten Kunsthandwerk kaufen und direkt mit den Künstlern in Kontakt treten. Die Häuser gruppieren sich um einen netten kleinen Platz, der häufig für Theatervorführungen und Konzerte genutzt wird.

Bild von Thorsten Altheide

Emajõgi–Ufer

Emajõgi (deutscher Name: Embach) kann man mit „Mutterfluss“ übersetzen. Und tatsächlich ist der Emajõgi so etwas wie bei uns Väterchen Rhein, also der bedeutendste Fluss des Landes. Im Kreis Tartu vereinigen sich mehrere kleinere Bäche zu einem Fluss, der in Tartu bereits eine stattliche Breite erreicht und schiffbar ist, ehe er weiter nördlich in den Peipus-See mündet (mehr zum Peipus-See könnt ihr in diesem Artikel nachlesen).

Auf dem Bild oben haben wir euch ja schon die alte Brücke über den Fluss gezeigt. Heute befindet sich hier eine Bogenbrücke, die von vielen Waghalsigen – illegalerweise – auf dem Bogen balancierend überschritten wird. Hier am Ufer gibt es aber noch mehr zu entdecken: Mehrere Statuen erinnern an berühmte Söhne und Töchter der Stadt, auch Reste der mittelalterlichen Stadtmauer finden sich hier noch.

Das Ufer ist sehr naturbelassen und könnte sicher in Form einer Promenade noch ein Aufwertung vertragen, hat aber auch wegen der vielen Boote, die hier vor Anker liegen durchaus seinen Charme. Von hier ist außerdem nur ein Katzensprung zur auf Befehl Peters des Großen errichteten Uspenski-Kirche. Das orthodoxe Gotteshaus ist etwas in die Jahre gekommen und hier und da blättert der Putz ab, aber gerade das macht sie vielleicht so charmant.

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Bild von Thorsten Altheide

Supilinn

Unweit des Zentrums liegt im Norden der Stadt Supilinn, das den schönen deutschen Namen „Suppenstadt“ trägt. Das Viertel setzt architektonisch einen interessanten Kontrapunkt zum mondänen Zentrum mit seinen klassizistischen Prachtbauten. Hier sind nämlich die meisten Gebäude aus Holz und gehen teilweise noch auf das 18. Jahrhundert zurück. Was sich hier heute so hübsch-pittoresk präsentiert, war früher eine Art Slum, denn Holz war als Baumaterial aufgrund der zahlreichen Stadtbrände nicht gerade ein Garant für eine langlebige Behausung. Aber gerade die hübschen Holzhäuser machen den Charme dieses Viertels aus. Es zieht zudem immer mehr Kreative an und der Street-Art-Boom hat mittlerweile auch hier Einzug gehalten, sodass viele der Holzfassaden bunt bemalt und mit Kunstwerken versehen sind.

Karlova

Kreativ und jung präsentiert sich auch der Bezirk Karlova im Süden der Stadt. Auch er ist ein beliebtes Studentenviertel und ähnlich hip wie der Tallinner Stadttteil Kalamaja. Rund um die Kneipe Barlova hat sich hier seit der Wende eine kreative Szene entwickelt und vielleicht spürt ihr den studentischen Spirit von Tartu an keinem Ort in Tartu so sehr wie hier. Aber nicht nur für Studenten gibt es hier einige zu entdecken, vielmehr präsentiert sich Karlova als bunter Mix aus herrschaftlichen Bürgerhäusern, hippen kleinen Boutiquen und urigen Cafés.

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Bild von Thorsten Altheide

Museen

Estnisches Nationalmuseum

Wenn ihr euch für die Geschichte des Landes interessiert, dann führt am Estnischen Nationalmuseum kein Weg vorbei. Es ist schon über 100 Jahre alt, aber keineswegs altbacken. Vielmehr wird hier auf ansprechende und moderne Weise über die Geschichte des Landes informiert. Eingebettet in einen historischen Gutshofpark wurde hier 2016 ein spektakulärer Bau des Pariser Architekturbüros Dorell Ghomtmeh Tane eröffnet, in dem heute unter anderem die bedeutendste Sammlung an Exponaten zur estnischen Volkskultur weltweit gezeigt wird.

AHHAA

Nein, hinter dem Namen verbirgt sich keine norwegische Pop-Combo, sondern das größte Wissenschaftszentrum des Baltikums. In dem baulich spektakulären Zentrum wird aber nicht nur geforscht. Hier befindet sich auch eine tolle Ausstellung, die Wissenschaft schon für Kinder zum Erlebnis macht. Ob im 4D-Kino, im Planetarium oder der Ausstellung mit optischen Illusionen, hier könnt ihr gut und gerne einen halben Tag verbringen, ohne dass euch langweilig wird.

Essen und Trinken

Ihr habt Lust, einmal die estnische Küche zu genießen? In der Stadt gibt es gleich mehrere Orte, an denen ihr das machen könnt.

Pulverfasskeller

Im alten Schießpulverkeller in der Lossi 28 in der Nähe der Engelsbrücke befindet sich ein uriges Lokal, der Püssirohukelder. Neben estnischer Küche gibt es hier zu später Stunde auch schon mal was auf die Ohren und das Restaurant verwandelt sich in eine Disco.

Café Werner

Seit 1895 heißt das Kultcafé Werner in der Ülikooli 11 seine Gäste willkommen. Hier gibt es viele leckere Kuchen, estnische Desserts und guten Kaffee. Und all das schmeckt in den schicken klassizistischen Räumlichkeiten noch einmal so gut.

Möku

Das Möku in der Magasini 5 ist eine ideale Anlaufstelle, wenn ihr estnisches Craft-Bier probieren wollt. In dem hippen Hangout könnt ihr im Sommer im Freien auf alten Holzkisten mit etwas Glück auch in den Genuss eines kostenlosen Konzerts kommen.

Barlova

Das Barlova ist einer der Gründe, warum sich die Studenten abends im Stadtteil Karlova versammeln. Ob ihr auf ein Bier oder einen Kaffee vorbeischaut oder einfach nur Livemusik hören wollt – hier ist eigentlich immer was los.

Buchtipps

Ihr seid neugierig geworden und wollt Estland und Tartu genauer kennenlernen? Dann holt euch jetzt den Reiseführer „Baltikum“, den unser Estland-Experte Thorsten zusammen mit anderen Experten im Reise Know-How Verlag veröffentlicht hat. Hier findet ihr nicht nur viele Infos zu Tartu, sondern auch zu Litauen und Lettland.

Detaillierter Reisebericht über einen Urlaub in Tartu, der auch Ausflüge in die Natur beinhaltet und sehr persönlich geschrieben ist.

In diesem Buch beschreibt die Reisejournalistin Stefanie Bisping Estland auf eine sehr persönliche Weise und zeichnet mit vielen interessanten Hintergrundgeschichten ein stimmiges Bild von Land und Leuten.

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Markus Bingel hat lange in Polen, der Ukraine und Russland studiert und gearbeitet. Als Reisebuchautor zieht es ihn mehrmals im Jahr in die Länder des „Wild East“ – und noch immer ist er jedes Mal fasziniert von dieser Region. Als Co-Gründer des Blogs möchte er euch gerne die unbekannten, spannenden und immer wieder überraschenden Seiten Osteuropas vorstellen.

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