Kamjanez-Podilskyj – Sehenswürdigkeiten und Tipps für die Burgen-Stadt

Kamjanez-Podilskyj ist eine der ältesten Städte der Ukraine. Und neben der Festung gibt es noch viele weitere Kamjanez-Podilskyj Sehenswürdigkeiten.

Inhaltsverzeichnis

Kamjanez-Podilskyj ist eine der schönsten Städte der Ukraine. Ein mittelalterlicher Stadtkern, eine vielfotografierte Burg, eine imposante Schlucht mit wunderschöner Natur und einiges aus der sowjetischen Vergangenheit der Stadt. Wer sich die Lage von Kamjanez-Podilskyj anschaut, der versteht, warum die Stadt zu den ältesten Städten der Ukraine zählt. Die Altstadt von Kamjanez-Podilskyj liegt direkt auf einem Plateau das vom Fluss Smotrytsch nahezu komplett umschlossen wird. Die Stadt war so also von vornherein schon eine Festung. Hinzu kam später noch die Festung. Doch neben dieser spektakulären natürlich Lage, gibt es auch viele von Menschen gebaute Kamjanez-Podilskyj Sehenswürdigkeiten.

Geschichte von Kamjanez-Podilskyj

Bereits im frühen 12. Jahrhundert wurde Kamjanez-Podilskyj erstmals offiziell erwähnt. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass die Besiedlung schon deutlich füher begann. Ab 1373 stand die Stadt unter polnischer Herrschaft und diente als Festungsstadt und als Sitz der Woiwodschaft Podolien. Vor allem im 17. Jahrhundert wurde die Stadt häufig angegriffen und stand von 1672 bis 1699 sogar unter osmanischer Herrschaft. Ab 1793 gehörte die Stadt zu Russland, nachdem Russland, Preußen und Österreich sich Polen aufgeteilt hatten.

Nach einer kurzen Phase der ukrainischen Unabhängigkeit ab 1918, in der Kamjanez-Podilskyj sogar Sitz der ukrainischen Regierung war, wurde die Stadt in der Ukrainischen SSR in die Sowjetunion einverliebt. Im Zweiten Weltktrieg war die Stadt Schauplatz eines grausamen Massakers bei dem die SS mehr als 23.000 Juden ermordete. 1944 dann fand hier eine Kesselschacht zwischen der Roten Armee und den sich zurückziehenden deutschen Truppen statt. Seit 1991 ist die Ukraine unabhängig und Kamjanez-Podilskyj wurde Kreisstadt in der Oblast Chmelnyzkyj

Turm der Festung von Kamjanez-Podilskyj

Die schönsten Kamjanez-Podilskyj Sehenswürdigkeiten

Durch das Alter der Stadt haben viele Kulturen ihre Spuren in der Architektur der Kamjanez-Podilskyj Sehenswürdigkeiten hinterlassen.

Festung Kamjanez-Podilskyj

Die Festung Kamjanez-Podilskyj gehört zu den bekanntesten Ukraine Sehenswürdigkeiten, wurde in die sieben Wunder der Ukraine gewählt und wird häufig auf Werbeplakaten in Zeitschriften und anderswo abgebildet. Und tatsächlich ist die Burg mit ihrer Lage auf einem Hügel und mit der Ansicht von der Altstadt mit der sie über eine Brücke verbunden ist, imposant. Gebaut wurde sie bereits unter litauischer Herrschaft und später unter den polnischen Herrschern verstärkt.

In der Festung gibt es neben den Museen, die die Geschichte der Festung darstellen auch Essenstände in den traditionell gebackenes Brot gekauft werden kann. Daneben gibt es andere mehr oder weniger authentische Gerichte aus dem Mittelalter. Von den Türmen der Festung bietet sich wiederum ein fantastischer Blick auf die nebenliegende Schlucht und die gegenüberliegende Altstadt.

Die Holzkirche Zur Erhöhung des Heiligen Kreuzes steht in der Schlucht neben der Festung von Kamjanez-Podilskyj.

Holzkirche Zur Erhöhung des Heiligen Kreuzes

Direkt neben der Festung und dadurch oft wortwörtlich im Schatten davon steht die kleine Holzkirche Zur Erhöhung des Heiligen Kreuzes. Diese in traditioneller ukrainischer Bauweise errichtete Kirche, soll von einem Kossacken-Führer beauftragt worden sein, der meinte, dass die nebenliegende Burg nicht nur feste Mauern, sondern auch einen festen Glauben brauche. Von den Türken zerstört, wurde sie später wieder aufgebaut und dient nach der Zweckentfremdung während der Sowjetzeit nun wieder als Kirche. Ein Besuch lässt sich wunderbar mit einem Spazierganz durch die Schlucht verbinden.

Renaissance-Häuser in der Altstadt von Kamjanez-Podilskyj

Altstadt von Kamjanez-Podilskyj

Die Altstadt von Kamjanez-Podilskyj war bereits seit ihrer Gründung in Viertel unterteilt. So gab es hier früher neben dem polnischen Viertel auch ein jüdisches und eine armenisches Viertel, die jeweils ihre eigenen religiösen Stätten hatten. Diese Unterteilung könnt ihr bis heute noch teilweise nachvollziehen. Bei einem Spaziergang durch die Altstadt sehr ihr auch die vielen unterschiedlichen Baustile, die sich über die Jahrhunderte angesammelt haben.

Das Rathaus von Kamjanez-Podilskyj war früher der Sitz des polnischen Magistrats.

Rathaus

Das neben der Festung auffälligste Bauwerk der Stadt ist wohl das Rathaus. Es vereint gleich mehrere Architekturepochen – die Renaissance und den Barock mit dem Original aus der Gotik. Das heutige Gebäude wurde 1703 fertig gestellt und diente dem polnischen Magistrat. Hier wurden aber auch schon zuvor Ratssitzungen abgehalten und Gerichtsverhandlungen durchgeführt. Nicht wenige Ketzer wurden vor dem Gebäude öffentlich hingerichtet. Zwischenzeitlich diente es auch mal als Polizeistation, Gericht oder Feuerwehr. Heute beherbergt das Gebäude ein Restaurant und ein Museum zur Stadtgeschichte.

Auf dem Minarett thront heute die Jungfrau Maria.

Kathedrale St. Peter und Paul

Die Kathedrale St. Peter und Paul ist nicht nur Sitz der römisch-katholischen Diözese von Kamjanez-Podilskyj. Hier werden bis heute Gottesdienste in polnischer Sprache für die hier ansässige polnische Minderheit gehalten. Gebaut wurde die Kirche im 17. Jahrhundert unter den Polen im Stil der Renaissance. Danach wurde sie jedoch zerstört und wurde später im Stil des Barock wiedererrichtet.

Bemerkenswert ist auch die Säule neben dem Haupteingang. Dieses Minarett wurde errichtet, als die Türken die Stadt besetzt hatten und die Kathedrale in eine Moschee umwandelten. Nach der Befreiung der Stadt von den Türken wurde das Minarett jedoch nicht abgerissen. Stattdessen setzten die Gläubigen eine Marienstatue oben auf. In der Kathedrale befindet sich auch die Grabplatte für Laura Przeździecka. Sie verstarb im Alter von 21 und ihre Familie beauftragte den Bildhauer Viktor Brodzki dieses Kunstwerk zu erstellen.

Armenisches Viertel

Auch die Armenier hatten ihr eigenes Viertel in der Altstadt von Kamjanez-Podilskyj. Dazu gehörten mehrere Straßen und auch eine eigener Markt der etwas abseits des polnischen Marktes mit dem Rathaus lag. Mehr als Tausend armenische Familien lebt hier im 17. Jahrhundert und die trugen viel zum Aufstieg der Stadt bei. Es gab auch eigene Kirche, wie die des St. Stefanos. Die Armenier sollen zudem den sogenannten Armenischen Brunnen angelegt haben. Als er fertig war, waren die Nutzer enttäuscht, denn das Wasser war salzig, denn in der Tiefe wusch es Salz aus den Gesteinen.

Vom Stadtpark hat man einen fantastischen Blick auf die Neustädter Brücke.

Stadtpark von Kamjanez-Podilskyj

Gleich mehrere Brücken zur Altstadt gibt es, von denen die markantesten aber die Schlossbrücke und die Neustadtbrücke sind. Der Stadtpark von Kamjanez-Podilskyj liegt direkt gegenüber der Altstadt an der Brücke zur Neustadt auf der Neustädter Seite. Bereits 1886 angelegt, sind die Terrassen und der kleine Teich ein schöner Ruhepol. Auch von hier habt ihr einen schönen Ausblick auf die Altstadt und auf die Neustädter Brücke. Der kleine Teich endet an einem Wasserfall, von dem das Wasser dann in die Schlucht stürzt.

St. Georg wurde im pseudorussischen Stil gebaut.

Kirche St. Georg

Aus der Zeit des russischen Zarenreichs von 1861 stammt die Kirche St. Georg, die von allen Aussichtspunkten in Kamjanez-Podilskyj gut wegen ihres blauen Daches zu erkennen ist. Die Kirche sieht wesentlich russischer aus, als andere in dieser traditionell wenig russischen Stadt aus. Die Architektur folgt dabei dem sogenannten pseudorussischen Stil. Sie gehört auch der Ukrainisch-Orthodoxen-Kirche des Moskauer Patriarchats an, also zur Russisch-Orthodoxen-Kirche.

Der Stephan-Báthory-Turm war auch eines der Stadttore.

Stadttore

Neben den Brücken waren im Mittelalter und danach vor allem die Stadttore für die Stadt von großer Bedeutung. Hier wurde die Stadt geschützt und es wurden Zölle erhoben. Viele der Tore sind bis heute erhalten geblieben. Dabei gab es zu jedem der Viertel eigene Zugänge. Das bekannteste Tor zur Stadt ist der Stephan-Báthory-Turm, benannt nach dem polnischen König. Er diente zugleich als Stadtwachtturm zur Absicherung der Altstadt in nördlicher Richtung.

Synagoge

Bis zur Schoah waren zwischenzeitlich rund ein Drittel der Einwohner von Kamjanez-Podilskyj jüdischen Glaubens. Dementsprechend gab es nicht nur ein jüdisches Viertel sondern auch einige Synagogen in der Stadt. Die größte und bis heute erhaltene Synagoge von Kamjanez-Podilskyj wird heute als Restaurant genutzt. Sie wurde im Stil der Renaissance gebaut und direkt an die Felsen an der Schlucht gesetzt. Nach dem Massaker an der jüdischen Bevölkerung der Stadt blieben nicht mehr viele Juden in Kamjanez-Podilskyj. Heute gibt es praktisch keine Juden mehr in der Stadt und vom einst reichen jüdischen Erbe gibt es leider nur noch wenige Spuren.

Aktivitäten in Kamjanez-Podilskyj und Umgebung

Fahre mit dem Ballon über Kamjanez-Podilskyj

Es ist nur wenig bekannt aber in Kamjanez-Podilskyj fand 1784 die erste Fahrt mit einem Heißluftballon in Osteuropa statt. Auf diese Tradition berufen sich die Einwohner der Stadt, wenn sie ein bis zweimal jährlich zu einem Ballonfestival einladen. Bis zu zwanzig Ballone steigen dann in den Himmel auf und Besucher können so die Schlucht des Smotrytsch und die beeindruckende Festung aus der Luft sehen. Ballonfahrten außerhalb des Festivals organisiert zum Beispiel Yurii Moshynskyi.

Kamjanez-Podilskyj Sehenswürdigkeiten
Zu Fuß durch den Canyon wandern ist sehr entspannend.

Durch die Smotrytsch-Schlucht wandern

Was ich bei meinen Besuchen von Kamjanez-Podilskyj immer am schönsten Fand, war ein Besuch der Schlucht. Der Canyon schließt sich wie eine Schleife nahezu komplett um die Altstadt von Kamjanez-Podilskyj. Wer hinunter möchte kann über Treppen oder kleine Straße ins Tal kommen. Hinter der Festung führen gleich mehrere Wege hinunter ins Tal. Von dort kann man auch über eine der Hängebrücken im Tal laufen. Und durch die abgeschiedeneren Ecken der Schlucht wandern.

Durch den Smotrytsch mit dem Amphibienfahrzeug

Gegenüber vom Rathausplatz fahren nahezu stündlich Amphibienfahrzeuge ab. Diese früheren sowjetischen Schützenpanzer wurden umgebaut, so dass ihr nun damit durch die Schlucht und auch direkt durch den Fluss Smotrytsch fahren könnt. Dadurch kommt ihr an einige Ecken, die nur schwer zu Fuß zu erreichen sind. Jedoch müsst ihr für euch entscheiden, ob ihr diese weder besonders umweltschonende noch besonders leise Aktivität mitmachen wollt. Ich hatte ein wenig das Gefühl, dass man so mit einem Panzer durch ein Naturschutzgebiet rollt. Der Preis für die Fahrt ist verhandelbar.

Bunjee-Jumping von einer der Brücken

Nervenkitzel gefällig? Kein Problem! Denn in Kamjanez-Podilskyj könnt ihr sogar von den Brücken springen. Hier geht es dann 40 bis 50 Meter in die Tiefe an der Neustädter Brücke. Neben Bunjee-Jumping ist auch Ziplining möglich.

Ausflug zur Festung Chotyn

Falls Kamjanez-Podilskyj eure Basis für mehr als nur eine Nacht ist, dann solltet ihr euch überlegen, ob ihr nicht einen Ausflug nach Chotyn machen wollte. In der Kleinstadt steht direkt am Ufer des Dnisters die für mich schönste Burg der Ukraine. Sie ist sogar noch spektakulärer als die in Kamjanez-Podilskyj. Chotyn ist mit regionalen Bussen ab Kamjanez-Podilskyj vom Busbahnhof zu erreichen.

Ausflug nach Bakota

Mit Tourfirmen könnt ihr einen Ausflug ab Kamjanez-Podilskyj nach Bakota unternehmen. Ich liebe die dortige Landschaft, wo der Dnistr zu einem See angestaut wurde und die Landschaft aussieht, als ob ihr mitten in Irland seid. Meistens inklusive ist eine Bootsfahrt über den Stausee und eine Besuch des dortigen Klosters. Wir waren mit dem Auto dort und sind zu Fuß in der Gegend unterwegs gewesen, was auch sehr schön sein kann.

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Peter Althaus ist Journalist, Autor und Blogger. 2011 hat er das Reiseblog Rooksack gegründet. Doch seine eigentliche Liebe ist immer schon Osteuropa gewesen. Mittlerweile lebt er in Lwiw in der Ukraine und führt dort einen Reiseveranstalter. Da er aber weiter gern schreibt, gibt es heute Wild East – das Osteuropa-Reiseblog.

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Wilfried Jonas
Wilfried Jonas
3 Jahre zuvor

Kamjanez-Podilskyj war für mich von Chernivtsi (Czernowitz) zusammen mit Khotyn ein Tagesausflug. Dementsprechend habe ich von der Innenstadt nicht ganz so viel gesehen. Es reichte aber allemal, um zu sehen, die (im Gegensatz zu Khotyn im heutigen Zustand nicht wehrhafte) Burg ist nicht die alleinige Hauptattraktion der Stadt, die deutlich mehr zu bieten hat. Dazu zählt neben der Schlucht (aus Zeitmangel konnte ich die nur von oben betrachten) auch noch unbedingt die erwähnte Kathedrale St. Peter und Paul. Einen ganz amüsanten Blick gibt es vom Park aus auf die Kirche St. Georg der Orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchat. Ich habe versucht, diese zusammen mit der Statue von Johannes Paul II. abzulichten…

Ein interessantes Detail des kleinen Flüßchens Smotrych: Dieser Fluß wurde in der Zeit der Sowjetunion umgeleitet. Der kleine Fluß, der diesen Canyon erschaffen hatte, floß bis dahin in anderer Richtung um die Stadt.

Noch ein paar Zeilen zu den Türmen der Burg in Kamjanez-Podilskyj, die ahistorisch in den letzten Jahren renoviert wurden. Die Türme verrieten zuvor einen starken türkischen Einfluß. Die Renovierung wurde von Kuchmas Tochter vorgenommen. Der Besuch ist dennoch Pflicht. Alleine schon, um die Geschichte von Ustym Karmaljuk zu erfahren, der gleich 3x aus dem dortigen Gefängnis entfliehen konnte und der bekannteste Führer der Bauernaufstände der Ukrainer zu Beginn des 19. Jahrhunderts war.

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