Karlsbad – Ein Ausflug nach Karlovy Vary

Heuten nehmen wir euch mit nach Karlovy Vary beziehungsweise Karlsbad ins Böhmische Bäderdreieck in Tschechien. Wir zeigen euch die schönsten Orte der Stadt!

Inhaltsverzeichnis

Heute nehmen wir euch mit nach Karlovy Vary beziehungsweise Karlsbad ins Böhmische Bäderdreieck in Tschechien. Die Stadt ist der bekannteste und mondänste Kurort des Landes und gleicht mit seinen heißen Quellen und wunderschönen Villen einem Gesamtkunstwerk. Hier wurden nicht nur die Karlsbader Beschlüsse getroffen, die einen bedeutenden Einschnitt in der deutschen Geschichte markierten, sondern Größen wie Goethe, Schiller und Beethoven gingen hier zur Kur. Es gibt also genügend Gründe, sich Karlsbad mal genauer anzuschauen!

Das ist Karlsbad

Karlsbad ist das größte Kurbad im Böhmischen Bäderdreieck und einer der bekanntesten Kurorte der Welt. Schon im Mittelalter pilgerten Menschen hierhin, weil sie sich von den heilenden Wassern der Karlsbader Quellen Linderung ihrer Krankheiten und Gebrechen versprachen. Im Lauf der Zeit wurde Karlsbad immer beliebter und die Liste berühmter Kurgäste, die hier teilweise Monate verbrachten, ist lang: Peter der Große, Goethe, Beethoven, Wagner, Herder, Leibnitz, Schiller und Chopin sind nur einige der illustren Persönlichkeiten, die hier zur Kur weilten.

Auch heute noch strömen viele Rekonvaleszente und Touristen in die Stadt, um aus den etwa 80 Quellen zu trinken, die hier entspringen. Aber nicht nur das Wasser zieht Gäste vor allem aus Russland und Deutschland an, sondern auch die einmalige Schönheit des Zentrums von Karlsbad. Als dieser Teil der Welt noch zu Österreich-Ungarn gehörte, entstanden zahlreiche Prachtbauten, die auch heute noch das Antlitz der Stadt prägen. Und so könnt ihr heute gemütlich aus einer Karlsbader Schnabeltasse ein heilendes Wasser trinken und dabei durch die Stadt schlendern und das Karlsbader Flair genießen. Die schönsten Orte von Karlovy Vary stellen wir euch hier vor.

Karlsbad Karlovy Vary

Grandhotel Pupp

Habt ihr den James-Bond-Film Casino Royale mit Daniel Craig in der Hauptrolle gesehen? Dann kommt euch das Gebäude in der Mitte des Bilder sicher bekannt vor. Das Pupp diente nämlich als Drehort des Films, auch wenn die Handlung nicht in Tschechien, sondern in Montenegro spielt. Seit 1893 werden die Gäste des Pupp in dem Luxushotel willkommen geheißen, das keine Wünsche offen lässt. Neben dem Casino trefft ihr hier auf zeitlos elegante Zimmer, Ballsäle, Weinkeller unter Tage und vieles mehr.

Hier stiegen zu sozialistischen Zeiten die bekanntesten Politiker des Ostblocks ab. Vor dem Ersten Weltkrieg war hier Kaiser Franz Joseph zu Gast. Wenn ihr das nötige Kleingeld mitbringt, könnt ihr sogar sein Zimmer buchen und in dieselbe Badewanne steigen wie Sissis Ehemann. Wenn euch der Aufenthalt zu teuer ist, solltet ihr zumindest mal einen Blick ins Foyer werfen und im Café die Pupp-Torte probieren, die in Tschechien fast so bekannt ist wie die Sachertorte in Wien.

Karlsbad Karlovy Vary

Stadttheater

Habt ihr schon mal von Fellner & Helmer gehört? Das österreichische Architekturbüro war vor in der Zeit um 1900 eines der innovativsten der Welt und spezialisiert auf Theaterbauten. Ob in Odessa, Prag, Bratislava, Czernowitz oder Wien, überfall schufen sie Meisterwerke, die zu den schönsten Gebäuden ihrer Art zählen. Und auch im kaiserlichen Karlsbad durften sie Hand bzw. Stift anlegen und schufen ein Meisterwerk des Neobarock. Für die Malereien im Innern und den Bühnenvorhang verpflichtete man keinen geringeren als die Gebrüder Klimt und Ernst Matsch.

Dunkle Vergangenheit

Das Stadttheater von Karlsbad kann aber auch auf eine dunkle Episode zurückblicken: Vom Balkon aus verkündete Adolf Hitler nach dem Münchner Abkommen 1938 die „Heimkehr“ des Sudetenlands ins Deutsche Reich. Wenn ihr eine Vorstellung besuchen wollt, könnt ihr auf der Website des Theaters ein Ticket kaufen und kommt so in den Genuss der prächtigen Innenausstattung mit ihren vom Wiener Künstler Theodor Friedl gestalteten Bildhauerarbeiten.

Karlsbad Karlovy Vary

Sprudel

Schon der an Geologie interessierte Goethe war fasziniert vom Karlsbader Sprudel. Hierbei handelt es sich um einen 73,4° heißen Wasserstrahl, der mitten im Zentrum von Karlovy Vary unweit des Theaters meterhoch in die Luft schießt. Seit Jahrhunderten wird der Sprudel als Heilquelle genutzt, wobei es in der ganzen Stadt Dutzende von ihnen gibt. Sie haben alle eine unterschiedliche Temperatur und werden für Trink- und andere Kuren genutzt. Die Kurärzte von Karlsbad wissen genau, welches Wasser bei welchem Leiden hilft. Ihr solltet aber beim Genuss des Sprudelwassers vorsichtig sein, zu viel ist nämlich auch nicht gesund.

Aber zurück zum Sprudel: Man ließ den Wasserstrahl immer wieder überbauen, aber das Wasser sorgte immer wieder für Korrosionen. Nicht einmal der in den 70er-Jahren errichtete Betonklotz, der jetzt hier steht, überstand den Druck der über 2000 Liter, die hier pro Minute aus der Erde schießen. Deshalb wird er derzeit aufwändig restauriert und der Sprudel wurde kurzerhand um einige Meter nach draußen verlegt. Tipp: Ihr könnt eine Tour buchen, bei der ihr den Untergrund des Sprudels erkundet und viel über diese geologisch einmalige Region erfahrt.

Karlsbad Karlovy Vary

Marktplatz

In einer Stadt mit so vielen Sehenswürdigkeiten fällt es schwer, den absoluten Lieblingsort zu küren. Ich habe mich aber trotzdem für einen entschieden, den Marktplatz der Stadt. Im Schatten der Bürgerhäusern steht die Marktkolonnade, die man in diesem Stil eher in den Alpen vermuten würde. Sie wurde von denselben Architekten wie das Theater errichtet, die hier einmal mehr ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellten. Interessant ist auch die Pestsäule, die ihr im Foto links seht und die daran erinnert, dass Karlsbad einst von einer Pestepidemie verschont blieb. Für mich ist der Marktplatz auch deshalb so schön, weil man hier gemütlich auf der Terrasse eines Cafés sitzen kann und bei einem Kaffee und einem Stück Kuchen dem bunten Treiben zuschauen kann.

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Peter-und-Pauls-Dom

Tschechien ist prozentual das Land in Europa mit den meisten Atheisten. Dass es hier trotzdem beeindruckende Kirchen gibt, zeigt der orthodoxe Peter-und-Pauls-Dom. Karlsbad war und ist besonders bei betuchten russischen Kurgästen beliebt, es war nicht zuletzt Peter der Große, der hier mehrfach Urlaub machte. Und damit die Gläubigen auch eine standesgemäße Kirche hatten, wurde Ende des 19. Jahrhunderts dieses Kleinod errichtet, für das der russische Zar Nikolaus II. einige Ikonen stiftete. Im Stil erinnert es an die Dreifaltigkeitskathedrale im Moskauer Ostankino. Erst 2019 wurde das Gotteshaus restauriert, sodass ihr es heute wieder in all seiner Pracht bewundern könnt.

Mühlbrunnenkolonnade

In Karlsbad gibt es eine ganze Reihe von Kolonnaden, also Wandelhallen. Hier zapfen sich die Kurgäste ihr Wasser und schlendern langsam schlürfend durch das Areal. Der Spaziergang ist ein wichtiger Teil der Therapie. Eine Kolonnade ist schöner als die andere. Die bekannteste ist aber die Mühlbrunnenkolonnade im Stil der Neorenaissance. Hier entspringen gleich fünf Quellen und der Bau steht wie viele andere am Ufer der Tepl. Er bildet dabei einen schönen Kontrast zu den klassizistischen Villen auf der anderen Seite des Flusses. In der Mühlbrunnenkolonnade finden im Sommer täglich Konzerte statt, die ihr euch kostenlos anhören könnt.

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Becherovka-Zentrum

Folgt ihr dem Ufer der Tepl, gelangt ihr zu einer weniger klassischen Sehenswürdigkeiten, die aber dennoch einen Besuch wert ist. Tschechien kennt man ja vor allem für sein Bier, aber auch für Wein und den Becherovka. Der „Karlsbader Becherbitter“, wie das Getränk ursprünglich hieß, wurde hier vor über 200 Jahren von einem deutschen Apotheker und einem englischen Arzt erfunden und bis heute ist die genaue Rezeptur ein gut gehütetes Geheimnis.

Ein wenig könnt ihr den Erfindern des Becherovka aber dennoch über die Schulter schauen, denn im Becherovka-Zentrum kommt ihr in den Genuss einer modernen Ausstellung über das Getränk, das ein wenig an Jägermeister erinnert und dem wahre Wunderheilkräfte nachgesagt werden. Anschließend gibt es noch eine Verkostung. Was ihr hier nicht bekommt, in Tschechien aber sehr beliebt ist, ist Beton. Beton? Ja, richtig gelesen: Bechervoka mit Tonic Water ist sicher der tschechischste aller Longdrinks und schmeckt durch die Verbindung von bitter und süß echt lecker.

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Diana-Turm

Karlsbad ist eine „vertikale Stadt“, es geht also rauf und runter. Und um den besten Ausblick zu haben, müsst ihr auf den Diana-Turm. Keine Angst, wenn ihr den Aufstieg scheut, könnt ihr stilecht mit der historischen Standseilbahn vom Hotel Pupp nach oben fahren. Von der Turmspitze habt ihr eine sagenhafte Sicht, die über den gesamten Kaiserwald bis nach Deutschland reicht. Einen Mini-Zoo und ein gerade für Kinder spannendes Schmetterlingshaus gibt es hier auch. Und als ich mich bei meinem Besuch in dem netten Café unterhalb des Turms gestärkt habe, stattete mir ein frecher Pfau einen Besuch ab und hat mir einen Teil meines Essens geklaut.

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Hirschsprung

Vom Diana-Turm könnt ihr einen kleinen Spaziergang zum Hirschsprung unternehmen, einem weiteren Aussichtspunkt. Ihr könnt alternativ auch die Standseilbahn nehmen, die hier ebenfalls hält. Der Ort ist mit der Legende der Stadtgründung verbunden, denn Kaiser Karl IV. soll Karlsbad hier gegründet haben, weil hier ein Hirsch in eine heiße Quelle sprang, als er ihn gerade erlegen wollte. Beim Blick auf das Foto fragt ihr euch jetzt natürlich, wieso da kein Hirsch zu sehen ist. Baron von Lützow machte sich aus der Gründungslegende nämlich einen Spaß und ließ hier eine metallene Gams aufstellen, da seiner Meinung nach kein Hirsch so wahnsinnig wäre, über einen Abgrund zu springen. Egal ob Hirsch oder Gams, schön ist die Sicht von hier allemal …

Einige Meter weiter könnt ihr übrigens noch eine Büste für Peter den Großen sehen, der es liebte, hierhin mit seinem Pferd zu reiten. Daneben erinnert eine Stele an Marie Thérèse Charlotte von Frankreich. Sie war ein weiterer bekannter Kurgast und die Tochter von Marie Antoinette und Ludwig XVI. sowie das einzige Mitglied der französischen Königsfamilie, das die Französische Revolution überlebte.

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Moser-Fabrik

Ludwig Moser kam vor etwa 150 Jahre auf die Idee, in Karlsbad ein Glasgeschäft zu gründen. Das markierte den Startschuss für eines der erfolgreichsten tschechischen Unternehmen. Böhmisches Glas genießt heute weltweit exzellenten Ruf und früher gab es kaum einen Königshof, an dem nicht aus Moser-Gläsern getrunken wurde. Auf dem Fabrikgelände in einem Randbezirk von Karlsbad könnt ihr heute den Glasbläsern bei ihrer Schweiß treibenden Arbeit zusehen und im Museum einige der schönsten Exemplare bestaunen, die Moser je hervorgebracht hat. Einen Shop gibt es natürlich auch, aber da solltet ihr lieber schon mal mit dem Sparen anfangen …

Karlsbad Karlovy Vary

Übernachten in Karlsbad

Es gibt eine Reihe an hochklassigen Unterkünften in Karlsbad. Bei einem Besuch in der Stadt müsst ihr etwas tiefer in die Tasche greifen als anderswo, dafür sind viele der Hotels aber geschichtsträchtig und verfügen über einige Besonderheiten.

  • Grandhotel Pupp*: Einmal wie James Bond oder der österreichische Kaiser schlafen, das geht nur im Pupp. Natürlich hat das Hotel seinen Preis, aber die Klasse des Pupp ist nahezu unerreicht.
  • Egerländer Hof*: Wesentlich günstiger und sehr urig ist der von einer sudetendeutschen Familie geführte Egerländer Hof. Das historische Haus am Marktplatz wirkt wie ein kleines Museum und die Betreiberfamilie kümmert sich liebevoll um ihre Gäste.
  • Hotel Imperial*: Das Hotel auf dem Bild kennt ihr vielleicht aus dem Film „Kadaver“, der 2020 auf Netflix anlief. Hier könnt ihr euer Haupt hoch über der Stadt auf einem Berg betten und habt eine tolle Sicht auf die Stadt. Es war bei seiner Eröffnung eines der größten Hotels Österreich-Ungarns und ein bisschen wirkt das von den Innenausstattern des Hotel Sacher in Wien gestaltete Haus wie eine Märchenburg, besonders wenn frühmorgens Nebelschwaden das Haus umwehen.
Karlsbad Karlovy Vary

Essen und Trinken in Karlsbad

Im Vergleich zu den manchmal knackigen Hotelpreisen ist das Essen in Karlsbad relativ günstig. Diese Restaurants kann ich euch uneingeschränkt empfehlen:

  • Pivovar Karel IV: Beim Becherovka-Zentrum gibt es einen urigen Braukeller, in dem ihr echtes tschechisches Bier vom Fass bekommt und euch von der ganzen Vielfalt der deftigen böhmischen Küche überzeugen könnt.
  • Malé Versailles: Im „Klein-Versailles“, wo ich auch das Foto aufgenommen habe, sitzt ihr unweit der orthodoxen Kirche herrlich an einem See in einem Park im Freien. Neben Salaten gibt es hier auch Grill- und wechselnde Tagesgerichte. Kindern steht außerdem ein kleiner Spielplatz zur Verfügung.
  • Pirosmani: Genug von der tschechischen Küche? Im Pirosmani, das etwas versteckt an einem Hügel liegt, gibt es beste georgische Klassiker. Außerdem fühlt ihr euch hier wie in einem georgischen Bauernhaus.

Karlsbad Karlovy Vary Buchtipp

Ihr wollt Karlsbad, Marienbad oder Franzensbad erkunden? Dann empfehle ich euch den CityTrip Böhmisches Bäderdreieck aus dem Reise Know-How Verlag. Er erscheint bald und kann schon jetzt vorbestellt werden!

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Markus Bingel hat lange in Polen, der Ukraine und Russland studiert und gearbeitet. Als Reisebuchautor zieht es ihn mehrmals im Jahr in die Länder des „Wild East“ – und noch immer ist er jedes Mal fasziniert von dieser Region. Als Co-Gründer des Blogs möchte er euch gerne die unbekannten, spannenden und immer wieder überraschenden Seiten Osteuropas vorstellen.

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