Nachdem wir euch in unserem Blog bereits Karlsbad und Jägerndorf ausführlich vorgestellt haben, geht unsere Reise durch Westböhmen heute weiter und wir begeben uns in den äußersten Teil des Landes, wo unmittelbar hinter der deutschen Grenze ein ganz besonderer Kurort auf euch wartet. Wie ein Freilichtmuseum wirkt Franzensbad, das deutlich bekannter ist, als es seine lediglich 5500 Einwohner vermuten lassen würden. Im Folgenden wollen wir euch die schönsten Franzensbad Sehenswürdigkeiten einmal genauer vorstellen und zeigen euch, was der Ort trotz seiner geringen Größe so alles zu bieten hat.
Das ist Franzensbad
Lediglich sechs Kilometer trennen Franzensbad von der Regionalhauptstadt Eger (Cheb), mit der es historisch stark verbunden ist. Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Franzensbad Teil von Eger, wo man im 15. Jahrhundert mehrere heilende Quellen entdeckt hatte.
Mit der Loslösung Franzensbads von Eger erfolgte dann ein erster Aufschwung des Kurtourismus. Schon Goethe, der den Ort mehr als dreißig Mal besuchte, Kaiser Franz I., Theodor Herzl, Fürst Metternich, Beethoven, Johann Strauss, Franz Kafka, der letzte österreichische Kaiser, Karl I., und Václav Havel schätzten die Heilquellen des mit gut 5000 Einwohnern kleinsten der böhmischen Bäder. Häufig wurde der Ort dabei für eine Nachkur nach längeren Aufenthalten in Karlsbad oder Marienbad aufgesucht.
Trotz seiner geringen Größe verfügt der Ort über ganze 24 staatlich anerkannte Heilquellen, die insgesamt alle deutlich kühler als die von Karlsbad sind und früher nicht für Trink-, sondern nur für Badekuren verwendet wurden und zu den spannendsten Franzensbad Sehenswürdigkeiten gehören. Im Gegensatz zu Marienbad und Karlsbad geht es hier zudem spürbar beschaulicher und gemütlicher zu, man fühlt sich „wie zu Besuch bei guten Freunden“, wie es das tschechische Fremdenverkehrsamt ausdrückt.
Heute ist das kleine Kurbad vor allem ein Paradies für Flaneure, mehr als 250 ha Parkanlagen prägen das Bild der flachen Kleinstadt im Egerbecken. Verlaufen könnt ihr euch übrigens kaum, das historische Kurzentrum umfasst nur fünf von Norden nach Süden parallel zueinander verlaufende Straßen, die von einem Ring von Parkanlagen umgeben sind. Durch das flache Terrain und die Nähe zu Deutschland ist der Ort gerade bei deutschen Senioren sehr beliebt, die fast die Hälfte der Gäste ausmachen.
Aber genug der Vorrede, ihr seid sicher schon gespannt darauf, die schönsten Franzensbad Sehenswürdigkeiten zu entdecken.
Trinkhalle der Glauberquellen (Dvorana Glauberových pramenů)
Los geht’s im Franzensbader Kurviertel. 1920 entdeckte man mitten im Zentrum drei neue Quellen, die Kirchenquelle und die Quellen Glauber III und IV. Zehn Jahre später wurde dann eine wundervolle ovale Wandelhalle aus der Feder von Ernst Engelhart fertiggestellt. Die vier Sgraffitos an den Ende der Halle symbolisieren die Entwicklung Franzensbads zu einem modernen Kurort und zeigen u. a. die Wasserträgerinnen von Eger.
Diese waren von der Halle übrigens wenig begeistert gewesen, 1791 zerstörten sie einige Anlagen und wagten einen Aufstand, als sie sich durch die Kanalisierung der Quellen ihrer Geschäftsgrundlage beraubt sahen. Die mittlere Quelle befindet sich unterhalb des Bodenniveaus und verfügt angeblich über der höchsten Kohlensäuregehalt aller Quellen weltweit.
Gesellschaftshaus (Společenský dům)
Das Gesellschaftshaus im Stil des Klassizismus und der Neorenaissance war eines der ersten Gebäude der Stadt, die Grundsteinlegung erfolgte bereits Ende des 18. Jahrhunderts. Es zählt zu den schönsten Gebäuden Franzensbads und war jahrzehntelang der wichtigste gesellschaftliche Treffpunkt illustrer Kurgäste, die hier aßen, debattierten und Bälle abhielten. Heute befinden sich hier das wundervolle Restaurant Goethe, ein Café im Wiener Kaffeehausstil und das ehemalige, heute nicht mehr geöffnete Casino.
Neue Kolonnade mit Gasbad (Nová kolonáda s Plynovými lázněmi)
Gegenüber des Gesellschaftshauses steht ein weiterer Blickfang, die neoklassizistische, von Gustav Wiedermann gestaltete Neue Kolonnade, eine der architektonisch spannendsten Franzensbad Sehenswürdigkeiten. Die Wandelhalle birgt heute Restaurants und Geschäfte, darunter ein Oblaten, wofür die Region so berühmt ist, und das nette Café Kolonada mit italienischer Küche. An die L-förmige Kolonnade schließt sich das Gasbad an, das den Kurgästen vorbehalten bleibt. Hier wird natürliches CO² zu Behandlungen eingesetzt. Den Eingang zum Gasbad „bewachen“ zwei Sphinxen an der Hautstraße, die den Wohlstand der Stadt symbolisieren sollen.
Kreuzerhöhungskirche (Kostel Povýšení svatého Kříže)
Die römisch-katholische Pfarrkirche der Stadt feierte 2020 bereits ihr 200-jähriges Bestehen. Als Kaiser Franz I., dessen Reiterstandbild ihr gleich nebenan im Stadtpark findet, damals in der Stadt weilte, wies man ihn auf den Mangel an Kirchen in Franzensbad hin. Der Kaiser finanzierte den Bau aus einem staatlichen Fonds, wobei die tatsächlichen Kosten mehr als doppelt so hoch waren wie zunächst vorgesehen. Explodierende Baukosten bei öffentlichen Vorhaben sind also bei weitem nicht nur ein Phänomen unserer Zeit …
Das Gotteshaus ist eines der wenigen Beispiele für Kirchen im Empire-Stil in Tschechien. Über der schmucken, gelben Fassade mit ihren vier Säulen erhebt sich oberhalb des Giebels der schicke Glockenturm, in dem auf einer Orgel aus dem 19. Jahrhundert auch heute noch Konzerte gespielt werden (Termine siehe Bekanntmachungen am Eingang). Im Innern beeindrucken vor allem die Malerien von Wilhelm Kander, der Mitte des 19. Jahrhunderts bereits mit der Ausgestaltung der Heiligkreuzkapelle auf der Prager Burg beauftragt worden war, und die teils noch originalen barocken Kirchenbänke.
Stadtpark (Městské sady)
Der Stadtpark nördlich des Kurviertels bietet einen schönen urtümlichen Kontrast zu den oft etwas steril wirkenden Kurparks in der Region. Zwar finden sich auch hier gepflegte Hecken, aber eben auch interessante Orte wie ein Denkmal zu Ehren der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Tschechoslowaken, ein Reiterstandbild für Kaiser Franz I. im Süden der Anlage und daneben das Highlight des Parks, ein schicker Musikpavillon, in dem in der Saison immer wieder Konzerte stattfinden.
Olgakirche (Kostel sv. Olgy)
Unter den vielen schönen Gebäuden im Zentrum sticht die der heiligen Olga von Kiew geweihte Kirche, die der orthodoxen Kirche Tschechiens und der Slowakei untersteht, heraus. Errichtet wurde sie zwischen 1881 und 1889 unter Gustav Wiedermann im Stil des Neobyzantismus, somit ist sie die älteste orthodoxe Kirche Tschechiens. Finanziert wurde der Bau durch Spenden v. a. russischer Kurgäste. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele orthodoxe Tschechen aus der heutigen Westukraine in die Region, auch einige orthodoxe Slowaken zog es hierher. Bis heute bilden ihre Nachkommen den Hauptteil der Gemeinde.
Bei den Ikonen im Innern handelt es sich um Spenden aus mehreren orthodoxen Ländern wie Russland und Griechenland, der Ikonostas stammt hingegen aus dem Jahr 1975. Interessantes Detail: Die oben dargestellten religiösen Festtage fallen alle in die Kursaison. Der Ikonostas ist im Stil der sog. Wosnezow-Schule gehalten, die heute in Russland kaum noch angewendet wird. Vor wenigen Jahren erhielt die Kirche durch Schenkungen des Sergijew-Possad-Klosters nördlich von Moskau Reliquien mehrerer Heiliger, die heute in Kapseln in dem großen hölzernen Kreuz vor dem Ikonostas ruhen. Unter anderem können hier vermeintliche Körperteile des heiligen Valentin und der heiligen Ludmilla von Böhmen bestaunt werden, der ersten christlichen Herrscherin des Landes.
Kaiserbad (Císařské lázně)
Das größte Kurgebäude Franzensbads entstand im Jahr 1880 im Stil der Neorenaissance und wurde von Gustav Wiedermann und Karl Haberzettl entworfen. Für die Finanzierung einer der schönsten Franzensbad Sehenswürdigkeiten sorgte der Sankt Petersburger Banker Singer. Besonders prunkvoll ist das zentrale Atrium mit seiner Kuppel im französischen Stil und einer Galerie. Hier werden noch immer Konzerte veranstaltet. Heute wird das Bad mit seinen rund 120 Behandlungsräumen hauptsächlich als Spa genutzt, beispielsweise für aufwändige Moorbehandlungen.
Nataliequelle (Pramen Natálie)
Im Jahr 1878 entdeckte man östlich des Zentrums in einem Waldstück drei Quellen, die sich aufgrund ihrer heilenden Wirkung rasch großer Beliebtheit erfreuten. Als eine serbische Prinzessin namens Natalie die Quelle zwei Jahre später besuchte, benannte man sie kurzerhand nach ihr. Nach einer ersten provisorischen Überbauung errichtete man in der Zwischenkriegszeit einen wundervollen kaisergelben Kolonnadenbau, der lange auch aufgrund der relativen Abgeschiedenheit und des mit 10 °C erfrischend kühlen Wassers aufgesucht wurde. Zur damaligen Zeit setzte in der Stadt ein zweiter Bauboom ein. Unweit der Quelle verlaufen Gleise, über die auch heute noch Moor aus der Umgebung ins Zentrum gefahren wird, wo es dann verarbeitet und zum Kaiserbad weitergeleitet wird.
Aussichtsturm Salingburg (Rozhledna Salingburg)
Anlässlich des 500. Jahrestags der Entdeckung der lokalen Heilquellen realisierte Gustav Wiedermann auf einem damals noch relativ unbewaldeten Hügel am Rand des damaligen Franz-Joseph-Parks südöstlich des Zentrums einen Aussichtsturm im Stil der Neogotik. Es entstand eine Art Mini-Märchenschloss, das man heute über einen schönen Spazierweg aus dem Zentrum binnen weniger Minuten erreichen kann. Der kleine Aussichtsturm ist nicht nur eine der ungewöhnlichsten Franzensbad Sehenswürdigkeiten, sondern bietet auch eine eine prima Gelegenheit zur Entspannung und eine gute Sicht auf das darunterliegende Dammwildgehege.
Waldpark Amerika (Lesopark Amerika)
Franzensbad ist die Amerika nächstgelegene europäische Stadt, scherzen die Bewohner gerne. Südwestlich des Zentrums befindet sich ein idyllisches Waldstück mit einem 45 ha großen See und mehreren ihn umgebenden Teichen, der auf einer kurzen Wanderung aus dem Zentrum, dem Rad oder mit einem Minizug bequem zu erreichen ist. Man findet hier nicht nur ein einmaliges Vogelreservat nebst Ausguckpavillon, einen Bootsverleih und die beiden empfehlenswerten Restaurants Chaloupka u Vody und Roter Baron vor, sondern auch einen kostenlos zugänglichen Minizoo nebst Spielplatz. Nördlich des Sees befindet sich der kleine Schwanenteich mit einigen der eleganten Tiere.
Franzensbad Sehenswürdigkeiten Buchtipp
Euch haben die Franzensbad Sehenswürdigkeiten gefallen und ihr wollt selbst einen Ausflug ins Böhmische Bäderdreieck unternehmen? Dann ist mein im Reise Know-How Verlag erschienener Reiseführer „CityTrip Böhmisches Bäderdreieck“ genau das Richtige für euch. Hier beschreibe ich nicht nur noch einige weitere Franzensbad Sehenswürdigkeiten, sondern auch Karlsbad, Marienbad und Eger ausführlich und stelle dabei nicht nur Sehenswürdigkeiten vor, sondern versorge euch auch mit vielen praktischen Tipps rund um eure Tschechien-Reise.
- Bingel, Markus (Autor)
Hoteltipps Franzensbad
- Hotel Bohemia*, Klostermannova 92. Das Haus am Rand von Franzensbad ist eines der wenigen Nicht-Kur-Hotels der Stadt, verfügt über eine Lokal mit tschechischer Küche (hausgemachte Kuchen), ein Wellnessstudio und einen Spielplatz für Kinder. Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
- Imperial*, Dr. Pohoreckého 3. In dem Viertsternehaus trug sich einst Historisches zu, denn hier traf der zukünftige Kaiser Karl, der letzte österreichische Kaiser, erstmals auf seine spätere Frau Zita. Das äußerlich vielleicht schönste Hotel der Stadt bietet neben Kurbehandlungen Fitness, Minigolf, einen eigenen Parkplatz, ein Restaurant und freien Eintritt zum angeschlossenen Aquaforum.
- Pawlik*, 5. května 106. Der riesige Komplex am Rand des Kurviertels lässt keine Wünsche offen. Neben unzähligen Zimmern in verschiedenen Kategorien verfügt er über einen eigenen Wasserpark, Parkplätze, ein Büfettrestaurant, eine wundervolle Lounge, ein kleines Waldstück, einen Kinderspielplatz, einen Fahrradverleih und einen Minizoo. Das Kurhotel richtet sich bewusst nicht nur an ältere Gäste, sondern steht auch Familien offen. Über einen unterirdischen Tunnel gelangt man zum Kaiserbad, das von derselben Gesellschaft betrieben wird.
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