Berggipfel und Wasserfälle – diese natürlichen Sehenswürdigkeiten prägen die Karpaten. Doch Besucher können hier auch noch das authentische Leben der Bergvölker erleben. In Museen werden jahrhundertealte Artefakte ausgestellt und auf dem Kunsthandwerkermarkt von Kossiw gibt es die schönsten handgemachten Dinge der Ukraine. Doch das ist bei weitem nicht alles, was ihr in den ukrainischen Karpaten erleben könnt. Denn Karpaten Sehenswürdigkeiten gibt es viele.
Wo liegen die ukrainischen Karpaten
Kein anderes Gebirge in Europa erstreckt sich über so viele Länder wie die Karpaten. In Form eines Halbmondes erstrecken sich die Karpaten und ihre Ausläufer vom östlichsten Zipfel Österreichs über den Süden Tschechiens und Polens und durch das Herz der Slowakei bis nach Rumänien und Serbien. Zwischen der polnischen und der rumänischen Grenze „passieren“ die Karpaten aber auch in einem langen Streifen die Ukraine.
Äußere, Innere und Waldkarpaten
Im Falle der Ukraine spricht man von den Äußeren Ostkarpaten und den Inneren Ostkarpaten. Oft werden diese Gebiete auch als Waldkarpaten bezeichnet. Der Südwesten der Ukraine war schon immer eine ethnisch diverse Region, in der auch heute noch mehrere nationale Minderheiten leben. Die ukrainischen Karpaten sind also nicht nur in landschaftlicher, sondern vor allem auch in kultureller Hinsicht für Besucher interessant. Von der UNESCO wurde die Region mit ihren Buchenwäldern sogar zusammen mit denen in der Slowakei zum Weltnaturerbe erklärt.
Die schönsten Karpaten Sehenswürdigkeiten in der Ukraine
Es gibt unzählige Karpaten Sehenswürdigkeiten, schließlich ist der der Gebirgszug lang. Dennoch gibt es einige Sehenswürdigkeiten, die relativ einfach zu erreichen sind und besonders lohnenswert sind. Wir wollen euch heute deswegen die schönsten dieser Karpaten Sehenswürdigkeiten einmal genauer vorstellen.
Howerla
Die Howerla ist mit 2060 Metern nicht einfach nur der höchste Berg der Ukraine. Sie ist auch eines der Wahrzeichen des Landes. Jedes Jahr am 24. August, zum Tag der Unabhängigkeit der Ukraine, steigen Tausende Ukrainer hinauf zum höchsten Gipfel der ukrainischen Karpaten. Der Aufstieg ist mit drei bis vier Stunden nicht sonderlich beschwerlich. Der Ausblick von der Howerla auf den Rest der Tschornahora, der Schwarzen Berge, die dieser Abschnitt der Karpaten heißt, ist beeindruckend. Von hier sehr ihr auch die anderen Berge der Kette, den Petros zum Beispiel.
Werchowyna
Werchowyna ist das touristische Zentrum der Tschornahora. Am Tschornyj Tscheremosch gelegen, sind hier nicht nur viele Hotels und andere Gästeunterkünfte zu finden, sondern es gibt auch einige der schönsten Museen in den Karpaten. Im Museum für die Kultur der Huzulen könnt ihr alles über diese ethnische Gruppe erfahren, die hier in den Bergen lebt und ihren eigenen Dialekt spricht. Im Museum der Musikinstrumente könnt ihr euch die für die Karpaten typischen Instrumente wie die Trembita vorführen lassen oder diese selbst spielen. Besonders ist auch das Museum der Magie der Huzulen. Hier erfahrt ihr einiges über die huzulischen Magier und Schamanen, die sogenannten Molfar, die trotz der tiefen christlichen Gläubigkeit der Huzulen immer noch ihre Anhänger haben.
Kryworiwnja
Das Dorf Kryworiwnja ist fast schon mystisch. Auch wenn es an einer der wichtigsten Straßen durch die ukrainischen Karpaten liegt, ist es vor allem geschichtlich von Bedeutung. Denn hier lebte der bekannte ukrainische Künstler Hnat Chotkewytsch, der Bandura spielte und hier ein Laientheater mitten in den Karpaten aufbaute.
Doch auch andere berühmte Ukrainer weilten hier, für die es ein Museum gibt, darunter Mychajlo Hruschewskyj, Präsident des ersten freien ukrainischen Parlaments, sowie der Dichter Iwan Franko. Im Graschda-Museum wird gezeigt, wie die traditionellem Häuser der Huzulen gebaut waren und wie sie sich vor wilden Tieren schützten, ihr Haus beheizten und wo sie schliefen. Auch die schöne Holzkirche mit dem malerischen Friedhof auf dem Hügel solltet ihr nicht verpassen!
Kolomyja
Auch wenn Kolomyja geographisch nicht mehr direkt zu den Bergen zählt, so ist ein Besuch der ukrainischen Karpaten ohne einen Besuch von Kolomyja nur schwer vorstellbar. Denn hier steht das mit 14 Metern Höhe wohl größte Osterei der Welt. Es beherbergt das Museum für Pysanky, so nennt man die bunt gefärbten Ostereier in der Ukraine. Pysanky sind eine nationale Kunstform in der Ukraine. In der Ausstellung sind mehr als zehntausend Eier zu sehen. Auch Besucher, die sich sonst nicht für Ostereier interessieren, können die Handwerkskunst und die filigranen Details der Eier bewundern.
Markt für Handwerkskunst in Kossiw
Dutzende Stände mit Wollteppichen, handgemachten Instrumenten, frischem Schafskäse, Kunsthandwerk, Honig und anderen Lebensmitteln – das findet ihr auf dem Handwerkermarkt in Kossiw. Hierher kommen jeden Samstagmorgen Verkäufer von teilweise mehreren Hundert Kilometern entfernt, um ihre handgemachten Produkte zu verkaufen. Die Preise sind günstig und ihr könnt hier echte ukrainische Schmuckstücke erwerben.
Viadukt von Worochta
Bereits die Österreicher bauten eine Bahnstrecke mitten durch die Karpaten, die schon damals die heutige Oblasthauptstadt Iwano-Frankiwsk und das rumänische Sighetu Marmației verbanden. Die Strecke schlängelt sich dabei entlang des Flusses Pruth, durch Tunnel und über Brücken und durchquert die Karpaten. Dadurch entstanden einige der schönsten Eisenbahnbrücken der Region. Besonders oft fotografiert werden die Viadukte in Worochta, das zwischen Jaremtsche und Werchowyna liegt. Künstler haben am Fuß des Viadukts Street-Art-Bilder von einer Huzulen-Frau und einem Huzulen-Mann angebracht.
Jaremtsche
Von vielen wird Jaremtsche als Basis für einen Besuch in den ukrainischen Karpaten genutzt. Und tatsächlich liegt Jaremtsche nicht nur malerisch am Pruth. Der stürzt sich hier auch über einen Wasserfall durch eine kleine Schlucht. Der rund 8 Meter hohe Wasserfall Probij gehört zu den bekanntesten Karpaten Sehenswürdigkeiten. Mit seiner Holzarchitektur ist auch das Restaurant Hutsulschyna, das nebenan liegt, eine Architekturikone der Karpaten. Hier könnt ihr auch leckere Gerichte aus der huzulischen Küche probieren. Auf dem Souvenirmarkt der Stadt gibt es ebenfalls einiges an Handwerkskunst zu kaufen. Jaremtsche eignet sich zudem gut als Basis für Tagesausflüge in die Karpaten, besonders zu den Gorgany-Bergen.
Bukowel
Bukowel ist das bekannteste Skigebiet der Ukraine und entwickelt sich immer mehr von einem Geheimtipp zu einem echten Must-See-Ort. Das Ski-Resort liegt auf rund 1000 Metern Höhe und ist recht einfach mit dem Auto oder Bussen zu erreichen. Bukowel hat 63 Skipisten, davon 13 blaue Pisten, 41 rote Pisten und 9 schwarze Pisten. Die längste Piste ist mehr als 2100 Meter lang. 14 Skilifte bringen euch auf die Berge. Neben den Skiattraktionen könnt hier das fantastische Bergpanorama bewundern und es gibt unzählige Aktivitäten vom Mountainbiking bis Paintball.
Pip Iwan mit Observatorium
Der Pip Iwan Tschornohorski ist nicht nur der dritthöchste Gipfel der ukrainischen Karpaten. Auf seinem Gipfel wurde in den 1930er-Jahren durch die damalige polnische Regierung ein Observatorium für die Sterne und das Wetter mit dem Namen Weißer Elefant gebaut, dessen Mauern bis heute erhalten geblieben sind. Das Gebäude im Stil des polnischen Konstruktivismus wird mittlerweile wieder mühsam hergerichtet. Touren zum Gipfel starten meist in Dzembronya und dauern mindestens einen ganzen Tag. Der Aufstieg ist beschwerlich. Dafür sind andere Wanderer an manchen Tagen selten und ihr könnt die Landschaft in relativer Stille genießen. Wir empfehlen euch aber, für den Aufstieg eine Tour zu buchen.
Dzembronya
Dzembronya ist ein malerisches Dorf, das in einem der abgelegensten Winkel der Karpaten liegt. Hierher kommt ihr nur durch eine stundenlange Fahrt über eine Buckelpiste. Dafür erwartet euch hier eine echte Abgeschiedenheit. Auf den Wanderrouten von hier könnt ihr zum Vuchatiy Kamin wandern und die Gegend erkunden. Es gibt viele kleine Gebirgsbäche und unzählige Wanderwege. In den Gästehäusern könnt ihr bei Einheimischen übernachten, die für euch Gerichte aus der lokalen Küche kochen. Von ihnen könnt ihr auch Brynsa kaufen, den Schafskäse, den Hirten hier in den Bergen noch von Hand herstellen.
Skite Manjawa – Kloster
Die Skite Manjawa besteht schon seit dem 17. Jahrhundert in einem abgelegenen Tal der ukrainischen Karpaten. Das Kloster Manjawa wird auch ukrainisches Athos genannt. Die Mönche leben hier tatsächlich ein einsames und abgeschiedenes Leben. Derzeit leben hier acht Mönche. Die Skite ist bekannt für eine Ikone der Jungfrau Maria, die hier schon zweimal „geweint“ haben soll.
Es gibt mehrere Kirchen auf dem Gelände, von denen die Schönste die Holzkirche des Heiligen Kreuzes ist. Auch eine Quelle entspringt hier. Eine Legende besagt, dass die Quelle aufhörte zu sprudeln, als die Österreicher das Kloster Ende des 18. Jahrhunderts schlossen und sie wieder floss, als es in den 1990er-Jahren wiedereröffnet wurde.
Dowbusch-Felsen
Oleksa Dowbusch war der Robin Hood der Karpaten. Er war ein gebürtiger Huzule und gründete eine eigene Bande, die bis zu 50 Mitglieder gehabt haben soll. Die Legenden über ihn besagen, dass er die Reichen beraubt und die Beute den Armen gegeben haben soll. Was davon wahr ist, weiß niemand genau, denn die Geschichten über ihn stammen meist aus der Feder von anderen, darunter auch von Iwan Franko. Seine Residenz soll der Räuber in einem Felsenkomplex in den Karpaten gehabt haben, der seinetwegen auch die Dowbusch-Felsen heißt. Hier gibt es einige Höhlenwohnungen zu sehen und ihr könnt über ein paar Leitern und an Seilen entlang auf den Felsen steigen. Von hier habt ihr eine fantastische Aussicht.
Berg Pikuj
Der Berg Pikuj ist der höchste des Oblastes Lwiw. Der Aufstieg ist zwar nicht gerade einfach, aber auch von hier habt hier eine tolle Aussicht auf die Schkoler Beskiden, wie der Abschnitt der Karpaten hier heißt. An Wochenenden kann es auf dem Gipfel auch mal eng werden, denn dann kommen hier gern Touristengruppen her, die sich mit einem Traktor bis auf den Gipfel fahren lassen. Das ist aber nur etwas für Weicheier, denn der Sinn einer Karpatenwanderung ist es, Gipfel zu erklimmen und die Ruhe und Einsamkeit zu genießen. Tagestouren zum Pikuj gibt es schon ab Lemberg.
Slawske
Slawske ist einer der beliebtesten Ausflugsorte im Oblast Lwiw. Hierhin fahren viele Lemberger übers Wochenende oder für einen Tagesausflug. In diesem Bergdorf gibt es mehrere Skipisten und einen Markt zu bewundern. Besonders schön ist aber der einsitzige Lift auf den Berg Trostjan, dem Hausberg von Slawske.
Der Lift ist aber nichts für schwache Nerven, denn der Motor fällt gelegentlich aus und es gab schon Fälle, in denen die Fahrgäste gerettet werden mussten. Wer davor keine Angst hat, dem wird die Fahrt gefallen, bei der es zunächst über eine kleine Bergkuppe erst wieder ins Tal geht, bevor der Lift dann zum eigentlichen Berg aufsteigt. Auch hier ist die Aussicht großartig und es gibt einige Schaschlikstände, bei denen sich hungrige Reisende stärken können.
Mehr über weitere schöne Sehenswürdigkeiten der ukrainischen Karpaten erfahrt ihr in unserem Beitrag zum Oblast Transkarpatien.