Litauen, das südlichste der drei baltischen Länder, ist eines der kleineren Länder Europas. Dennoch gibt es hier eine ganze Menge zu entdecken! In diesem Artikel wollen wir euch daher mit in den hohen Norden Europas nehmen und euch unsere ganze persönliche Top 20 der Litauen Sehenswürdigkeiten vorstellen!
Altstadt von Vilnius
Los geht’s in der Altstadt von Vilnius, auch bekannt als „Senamiestis“. Die Altstadt von Vilnius zeichnet sich durch ihre gut erhaltene Architektur aus verschiedenen Epochen aus. Sie erstreckt sich über ein ausgedehntes Gebiet und bietet ein eindrucksvolles Panorama von gotischen Kirchen, barocken Palästen und Gebäuden im neoklassischen Stil. Die engen Kopfsteinpflasterstraßen und Plätze sind gesäumt von gemütlichen Cafés, Kunstgalerien und Souvenirläden, die das Flair der Vergangenheit bewahren. Für viele ist die Altstadt von Vilnius die schönste des Baltikums. Kein Wunder, dass die UNESCO sie als Gesamtensemble 1994 zum Weltkulturerbe erklärt hat.
Zu den Highlights zählen der hoch auf einem Hügel thronende Gediminas-Turm, das Großfürstliche Schloss und das berühmte Tor der Morgenröte, das Gläubige aus aller Herren Länder anzieht. Eines der herausragenden Wahrzeichen der Altstadt ist die St.-Stanislaus-Kathedrale, eine beeindruckende Barockkirche mit einer reichen Geschichte. Überhaupt spielen Gotteshäuser eine große Rolle in der Altstadt. Katholische Kathedralen, orthodoxe Gotteshäuser und Synagogen spiegeln die reiche kulturelle Vergangenheit der Stadt wieder.
Užupis
Inmitten der historischen Altstadt von Vilnius liegt ein einzigartiges und charmantes Viertel, das als Užupis bekannt ist. Užupis ist weit mehr als nur ein Stadtteil, es ist ein alternatives Viertel, das von den Bewohnern liebevoll als „Republik Užupis“ bezeichnet wird. Das Viertel wurde in den 1990er Jahren zu einer eigenständigen Entität erklärt und hat seine eigene Verfassung, Flagge und Hymne. Dieser symbolische Akt spiegelt den kreativen und eigenständigen Geist der Bewohner von Užupis wider. Hier finden sich zahlreiche Kunstgalerien, Ateliers und Kunstinstallationen, die die Straßen und Plätze schmücken. Es ist ein Ort, an dem Künstler, Schriftsteller, Musiker und Freidenker aller Art zusammenkommen, um ihre Kreativität auszuleben und zu teilen.
Museum der Okkupationen und Freiheitskämpfe
Die früher unter dem Namen Museum der Opfer des Genozids oder KGB-Museum bekannte Einrichtung westlich der Altstadt von Vilnius ist nichts für schwache Nerven. Es wurde mit dem Ziel gegründet, die Ereignisse und Entwicklungen während der sowjetischen und deutschen Besatzung sowie die nachfolgenden Freiheitskämpfe in Litauen aufzuarbeiten und zu dokumentieren. Untergebracht ist die bedrückende Ausstellung in einem Bau, der sowohl von der Gestapo als auch vom KGB als Folterkammer und Verhöreinrichtung genutzt wurde.
Trakai
Keine Litauen-Postkarte würde ohne Trakai auskommen, einen der malerischsten Orte des Landes. Bei Trakai handelt es sich um die einzige Wasserburg Osteuropas und von Vilnius aus ist dieser wunderschöne Ort perfekt für einen Tagesausflug geeignet. Malerisch eingebettet in eine Seenlandschaft, war der Ort im 14. Jahrhundert einige Jahre lange Hauptstadt des Großfürstentums Litauen.
In jenem Jahrhundert entstand auch die prächtige Burganlage, die ihr heute besichtigen könnt. Verschiedene Ausstellungen informieren hier über die Geschichte Litauens und insbesondere der Burg selbst. Interessant ist Trakai aber auch, da hier viele Karäer und Tataren leben. Diese haben sich ihre eigene Kultur erhalten und in den vielen Restaurants am See könnt ihr leckere karäische Gerichte probieren, die man sonst nicht überall im Lande findet.
Kaunas
Das beschauliche Kaunas, nach Vilnius immerhin die zweitgrößte Stadt des Landes, war zuletzt immer wieder in den Medien. Schließlich war Kaunas 2022 Europäische Kulturhauptstadt, außerdem wurden Teile der Stadt 2023 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt! Auch Kaunas war einst litauische Hauptstadt und die Pracht vergangener Jahre könnt ihr hier an jeder Ecke spüren. Das Zentrum wirkt fast schon monumental, andernorts dominieren lauschige Gassen.
Viele Gebäude der sog. Litauischen Moderne machen die Stadt absolut einzigartig und zu einem Mekka für Architekturfans. Aber auch eine Burganlage gibt es zu besichtigen, hinzu kommen spannende Ausstellungen wie das Žmuidzinavičius-Museum, in dem über 3000 Darstellungen des Teufels zu finden sind! Bei einem Besuch der Stadt solltet ihr zwei Tage einplanen.
Pažaislis-Kloster
Einen Besuch von Kaunas könnt ihr prima mit dem des Pažaislis-Klosters verbinden, einer der wichtigsten sakralen Litauen Sehenswürdigkeiten. Die Klosteranlage liegt nur wenige Kilometer vor der Stadt und entstand im 17. Jahrhundert. Die Barockkirche zählt zum Schönsten, was Litauen zu bieten hat. Hier wird das Bild der Heiligen Jungfrau Maria mit Kind verehrt, das als wundertätig gilt. Aber auch abseits der Kirche könnt ihr einige erleben.
So ist die Anlage in eine wunderschöne Seen- und Waldlandschaft eingebettet, die zu langen Spaziergängen einlädt. Im Kloster befindet sich auch das an ein Hotel angeschlossene Restaurant Monte Pacis, das als eines der besten Litauens gilt und ideal ist, wenn ihr mal die Köstlichkeiten der litauischen Küche ausprobieren wollt.
Rumšiškės-Freilichtmuseum
Freilichtmuseen gibt es in vielen Ländern, aber dasjenige von Rumšiškės östlich von Kaunas nimmt eine besondere Rolle ein. Es existiert bereits seit fast 60 Jahren und ist mit seinen fast 90.000 (!) Ausstellungsstücken eines der größten Europas. Auf einer Fläche von rund 200 ha findet ihr hier unzählige hölzerne Gebäude, aber auch ein typisches litauisches Städtchen.
Viele der Gebäude können betreten werden, sodass ihr hier einen umfassenden Einblick in das Leben in Litauen in der Vergangenheit erhaltet. Außerdem gibt es zahlreiche Mitmachstationen. Wenn ihr im Sommer in Litauen seid, solltet ihr unbedingt Anfang August einen Besuch einplanen, dann findet hier nämlich das Musikfestival Granatos Live statt.
Kernavė
Für so ein kleines Land hatte Litauen ziemlich viele Hauptstädte. Auch das heute nur noch rund 300 Einwohner zählende Kernavė zählt dazu. Es handelt sich sogar um die älteste Hauptstadt Litauens. Früher gab es hier zahlreiche Burgen, von denen sich nur noch die Hügel erhalten haben.
Auf dem höchsten von ihnen soll sich einst der Sitz des sagenumwobenen Königs Mindaugas befunden haben, auch die anderen Hügel waren für die bis ins Spätmittelalter heidnischen Litauer von hoher Bedeutung. Die sanfte Hügellandschaft von Kernavė wurde 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und ist gerade im Sommer, wenn die Landschaft im saftigen Grün erstrahlt, ideal für ausgedehnte Spaziergänge.
Nationalpark Dzūkija
Dzūkija im Südosten Litauens ist eine der fünf historischen Regionen des Landes. Der gleichnamige Nationalpark ist aber deutlich kleiner als die Kulturlandschaft um Vilnius und Alytus und dennoch mit einer Fläche von knapp 60.000 ha der größte des Landes.
Der Nationalpark ist eine der schönsten Litauen Sehenswürdigkeiten und natürlich vor allem etwas für Naturfans. Hier könnt ihr unter anderem durch die Moorlandschaft Čepkelių raistas wandern, die gut ein Sechstel der Gesamtfläche des Nationalparks einnimmt.
Grūtas-Park
Dieser Ort auf der Liste unserer Top 20 Litauen Sehenswürdigkeiten ist ein relativ kurioser. Im Grūtas-Park könnt ihr eine Zeitreise in die Sowjetunion unternehmen denn in „Stalins World“, wie der Park auch genannt wird, wurde so ziemlich alles zusammengetragen, wofür man nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der litauischen Unabhängigkeit keine Verwendung mehr hatte. Wenn ihr also ein Selfie mit Stalin oder Lenin (in Statuenform) machen wollt, dann seid ihr hier genau richtig.
Mittelpunkt Europas
Okay, es gibt zugegeben wirklich viele Orte in Europa, die für sich beanspruchen, der Mittelpunkt des Kontinents zu sein. Und da man Europa geografisch gesehen auf viele unterschiedliche Weisen betrachten kann, befindet sich der Mittelpunkt mal in Deutschland, mal in Belarus und mal in der Ukraine. Das Dorf Purnuškės nördlich von Vilnius kann aber damit punkten, dass das renommierte französische „Institut géographique national“ es zum Mittelpunkt erklärt hat. Im Lauf der Jahre entstanden hier eine mächtige Säule mit Windrose und ganz in der Nähe der Skulpturenpark Europos Parkas, was diesen Ort vielleicht noch nicht zu einer der schönsten Litauen Sehenswürdigkeiten macht, aber tatsächlich zu einer vielbesuchten und ungewöhnlichen.
Druskininkai
Im äußersten Süden des Landes, im Dreiländereck mit Polen und Belarus, liegt die knapp 15.000 Einwohner zählende Stadt Druskininkai. Eingebettet in eine reizvolle Wald- und Hügellandschaft an der Memel ist Druskininkai heute eine der beliebtesten Kurorte des Landes. Hier finden das ganze Jahr über Schlamm- und Klimakuren statt, außerdem finden sich hier zwölf Mineralwasserquellen. Neben den Sanatorien zieht es die Menschen aber vor allem aufgrund der Ruhe und Entspannung hierhin, die Druskininkai verspricht.
Anykščiai
Ebenfalls von zahlreichen Seen umgeben ist Anykščiai. Da in der im Norden des Landes gelegenen Stadt zahlreiche Schriftsteller wirkten, wird auch Anykščiai auch als „litauisches Weimar“ bezeichnet. Auf einem Literaturpfad könnt ihr hier auf den Spuren bedeutender litauischer Literaten wandeln. In der „Getreidescheune“ von Antanas Baranauskas könnt ihr nachempfinden, wie der große Poet sich zu seinem Hymnus „Wäldchen von Anykščiai“ inspirieren ließ. Interessant ist auch das Eisenbahnmuseum im Bahnhof der Schmalspurbahn. Die die Stadt umgebende Landschaft bietet darüber hinaus unzählige Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Radfahren, Kanufahren und Angeln.
Kernkraftwerk Ignalina
Ein Kernkraftwerk als Sehenswürdigkeit? Genau! Das Kernkraftwerk Ignalina im litauisch-lettisch-belarusischen Grenzgebiet ist baugleich mit dem von Tschernobyl. Ihr habt hier die Chance, ein Kraftwerk zu besichtigen, das genau so aussieht, wie es einst dasjenige von Tschernobyl vor der verheerenden Reaktorkatastrophe tat. Alles wirkt völlig aus der Zeit gefallen, umso bemerkenswerter ist, dass das Kraftwerk erst 2009 außer Dienst gestellt wurde.
Nationalpark Aukštaitija
Nicht weit von Ignalina entfernt befindet sich mit dem Nationalpark Aukštaitija ein weiterer bedeutender litauischer Nationalpark. Mit einer Fläche von „nur“ 405 km² ist er deutlich kleiner als der Nationalpark Dzūkija, in Sachen Schönheit steht er ihm aber in nichts nach. Über 80 größere Seen findet ihr hier vor, hinzu kommen zahlreiche Bäche und natürlich unzählige Wälder. Aber nicht nur Naturfans kommen hier voll auf ihre Kosten, denn es haben sich in Aukštaitija darüber hinaus zahlreiche historische Mühlen, hölzerne Kirchen und Reste antiker Hügelgräber erhalten.
Raketenbasis Plokštinė
Im Nordwesten des Landes befindet sich neben Ignalina eine weitere der Litauen Sehenswürdigkeiten aus der Sowjetzeit. Die Raketenbasis Plokštinė entstand in den 1960er-Jahren, diente mehreren R-12-Mittelstreckenraketen als Basis und war somit die erste derartige unterirdische Einrichtung der Sowjetunion. Nachdem Ende der 1970er-Jahre bekannt wurde, dass amerikanische Geheimdienste den Standort der Raketenbasis ermittelt hatten, stellte man sie außer Dienst. Heute ist hier ein Museum untergebracht, das an die Zeit des Kalten Krieges erinnert. Welchen besseren Ort hätte man hierfür auswählen können?
Berg der Kreuze
Die bisherigen Litauen Sehenswürdigkeiten sind in Sachen Skurrilität nichts im Vergleich zum Kryžių kalnas, dem Berg der Kreuze im Norden des Landes. Eine Besteigung der Anhöhe ist etwas ganz Besonderes. Gläubige katholische Litauer besuchen den Berg häufig zu besonderen Ereignissen wie einer Hochzeit oder der Geburt des ersten Kindes und stellen aus Dank hier ein Kreuz auf.
Zahlreiche Legenden ranken sich um den Berg, die ersten Kreuze entstanden hier nach einem Aufstand der Polen und Litauer gegen das zaristische Russland Mitte des 19. Jahrhunderts, unter dessen Kontrolle man damals hier stand. In den 1990er-Jahren versuchten Studenten aus Vilnius, die Kreuze zu zählen, gaben aber bei etwa 50.000 Stück auf. Es dürften heute um ein Vielfaches mehr sein …
Kurische Nehrung
Wer an Litauen und Natur denkt, dem kommt unweigerlich als erstes die Kurische Nehrung in den Sinn. Der schmale Sandstreifen liegt etwa zur Hälfte auf litauischem, zur anderen Hälfte auf russischem Hoheitsgebiet (Oblast Kaliningrad) und trennt das Kurische Haff von der Ostsee.
Neben einer wunderschönen Natur ist die Kurische Nehrung auch dafür bekannt, dass hier in Nida (dt. Nidden) zwischen 1929 und 1932 Thomas Mann wirkte. In seinem alten Sommerhaus ist heute das Thomas-Mann-Kulturzentrum untergebracht. Ganz im Norden der Nehrung befindet sich mit Klaipėda zudem die wichtigste litauische Hafenstadt.
Sanddünen von Nida
Nida ist aber nicht nur für Thomas Mann bekannt, sondern vor allem wegen seiner einmaligen Dünenlandschaft. Weit ragen diese in den Himmel auf, wobei die Parnidis-Düne die bekannteste von ihnen ist. Mit einer Höhe von 60 Metern ist sie nach den Dune du Pilat in Frankreich die höchste Wanderdüne Europas. Nida ist zudem der ideale Ort für eine Erkundung der einmaligen Naturlandschaft, denn hier finden sich zahlreiche Hotels und Campingplätze.
Palanga
Wir bleiben an der Ostsee, allerdings geht es jetzt ein Stück weiter nach Norden. Palanga ist das beliebteste Seebad des Landes und liegt nur einen Steinwurf von der lettischen Grenze entfernt. Fun Fact: Vor dem Ersten Weltkrieg war der Ortsteil Nimmersatt (Nemirseta) der nördlichste Punkt des Deutschen Reiches, denn direkt hier verlief die russisch-deutsche Grenze. Heute ist der Badeort vor allem für seine Seebrücke, aber auch sein Bernsteinmuseum im Palais Tyszkiewicz sowie seinen wunderschönen Botanischen Garten bekannt.
Litauen Sehenswürdigkeiten Buchtipps
Ihr habt Lust auf eine Reise ins Baltikum bekommen und wollt die vielen Litauen Sehenswürdigkeiten einmal live sehen? Dann ist dieses Buch aus dem Reise Know-How Verlag genau das Richtige für euch.
- Altheide, Thorsten(Autor)
Wir haben euch die litauische Küche ja bereits in einem eigenen Artikel vorgestellt. Nicht nur die litauische Küche, sondern auch die estnische und die lettische werden in diesem Buch beschrieben, das klassische und moderne Rezepte listet und gleichzeitig viel Informatives zum Baltikum enthält.
Wenn ihr nicht gleich das ganze Land, sondern nur Vilnius und Kaunas bereisen wollt, dann schaut doch mal in diesen praktischen Stadtführer, der auch einen Ausflug nach Trakai beschreibt.
Wie hat euch unser Artikel über die Litauen Sehenswürdigkeiten gefallen? Welches ist euer Lieblingsort in Litauen? Lasst es uns wissen und schreibt uns einen Kommentar!