Nach Allenstein und Elbing ist das malerisch am Lycker See (Jezioro Ełckie) gelegene Lyck (pol. Ełk) die drittgrößte Stadt in Ermland-Masuren. Der Ort hat sich zu einem wichtigen regionalen Zentrum entwickelt und verfügt über zahlreiche historische Gebäude. Der berühmteste Sohn der Stadt war der Schriftsteller Siegfried Lenz, der hier 1926 das Licht der Welt erblickte und seine masurische Heimat in vielen seiner Werke thematisierte. Im folgenden Artikel nehmen wir euch mit auf eine Reise in den Südosten Masurens und stellen euch die schönsten Lyck Sehenswürdigkeiten vor.
Ursprünglich siedelten hier die heidnischen Sudauer, ehe sie Ende des 13. Jahrhunderts vom Deutschen Orden unterworfen wurden. Seine Blüte hatte Lyck im 16. Jahrhundert, als eine bedeutende Handelsstraße von Königsberg nach Vilnius durch den Ort führte und das Druckereiwesen die Stadt zu einem wichtigen geistigen Zentrum werden ließ.
Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich viele Industriebetriebe an. Mittlerweile macht sich Lyck aber seine malerische Lage zunutze und entwickelt sich immer mehr zu einem Ferienort. Die Industriebetriebe sorgten dafür, dass die Bevölkerungszahl nach dem Krieg förmlich explodierte. Lebten hier 1939 noch rund 16.000 Menschen, sind es heute über 60.000.
Aber genug der Vorrede, ihr seid bestimmt schon gespannt, was es in Lyck so alles zu sehen und erleben gibt, daher stellen wir euch hier die schönsten Lyck Sehenswürdigkeiten vor!
Altstadt von Lyck
In der weitläufigen Altstadt von Lyck fällt die Orientierung gar nicht so leicht. Hier ist kaum zu übersehen, dass viele Gebäude im Zweiten Weltkrieg verloren gingen, Baulücken wurden durch relativ fantasielose Bauten geschlossen. Nichtsdestotrotz verfügt die Stadt über eine historisch gewachsene Struktur und die Denkmalpflege der Jugendstil- und klassizistischen Bauten nimmt einen hohen Stellenwert ein. Am besten, man lässt sich durch Straßen wie die ul. Mickiewicza treiben, um die besondere architektonische Mischung aus jung und alt auf sich wirken zu lassen.
Adalbertskathedrale (Katedra św. Wojciecha)
Die dreischiffige Adalbertskathedrale ist zusammen mit der Marienkirche in Goldap das bedeutendste Gotteshaus im östlichen Masuren und Sitz des Bischofs des Bistums Lyck, dessen Gebiet bis ins belarussisch-litauische Grenzgebiet reicht. Die neogotische Kirche wurde in den 1880er-Jahren errichtet und verfügt teilweise noch über eine gotische Innenausstattung, die aus älteren Gotteshäusern stammt. Wie durch ein Wunder wurde die Kirche im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört. Südlich der Kirche kommt ihr zu einem riesigen Streetart-Gemälde, das Papst Johannes Paul II. zeigt.
Herz-Jesu-Kirche (Kościół Najświętszego Serca Pana Jezusa)
Im 19. Jahrhundert wurde mitten in der Stadt eine große Kirche eines Schinkel-Schülers errichtet, die der evangelischen Gemeinde als Gotteshaus diente. Nachdem sie im Ersten Weltkrieg von russischen Truppen zerstört worden war, wurde zwischen 1922 und 1925 unter Verwendung älterer Bauelemente eine neue Kirche gebaut, die sich stark an gotischen Vorbildern der Region orientiert. Glücklicherweise überstand die Herz-Jesu-Kirche den Zweiten Weltkrieg fast unbeschadet und wurde in der Folge von der neuen katholischen Gemeinde instandgesetzt.
Das Innere ist bunt gestaltet, verfügt über eine Orgel aus Hannover und ist über und über mit Ornamenten versehen, die an mittelalterliche byzantinische Fresken erinnern sollen. Das mag etwas kitschig wirken, hinterlässt aber einen durchaus harmonischen Gesamteindruck.
Uferpromenade
Die Uferpromenade wurde in den letzten Jahren zu einem gepflegten Spazierweg ausgebaut und ist eine der schönsten Lyck Sehenswürdigkeiten. Hier warten zahlreiche Restaurants und Bootsverleiher auf Kundschaft. Besonders schön ist ein Bummel am Abend, wenn die Sonne im See zu versinken scheint. Über eine Brücke geht man zur ehemaligen Ordensburg weiter, alternativ macht man einen Spaziergang Richtung Norden zum Wasserturm.
Ihr könnt aber auch einfach am kleinen Strand entspannen und eine Runde baden. Hier in der Nähe gibt es auch einen kleinen Park, in dem historische landwirtschaftliche Geräte ausgestellt sind.
Ordensburg (Zamek Krzyżacki)
Ende des 14. Jh. errichtete der Deutsche Orden hier seine östlichste Burg. Dabei hätte man sich kaum einen schöneren (und besser zu verteidigenden) Ort aussuchen können als die Insel im Lycker See. Über eine Brücke ist sie mit dem Ufer verbunden. Die Anlage brannte Mitte des 15. Jh. ab, wurde aber in leicht veränderter Form wiedererrichtet. Ende des 18. Jh. verfiel die Burg zunehmend und wurde daher teilweise abgetragen. Bis in die 70er-Jahre wurde sie als Gefängnis genutzt. Danach stand das Gebäude lange leer, was angesichts des touristischen Potenzials dieses Ortes doch eher verwundert. Mittlerweile hat ein Investor das Objekt erworben und baut es zu einem Luxushotel um, bei meinem letzten Besuch 2023 hatte sich aber noch nicht viel getan.
Wasserturm (Wieża ciśnień)
Der Wasserturm im Norden der Innenstadt wurde als einer der ersten in der Region bereits 1895 in Betrieb genommen und ist gleichzeitig einer der besterhaltenen in ganz Masuren. Das fünfgeschossige Gebäude gliedert sich in drei separate Bauabschnitte. Zur Zeit seiner Einweihung konnte der Wasserturm etwa 20.000 Bewohner mit Trinkwasser versorgen. Heute hat hier eine Vereinigung der deutschen Minderheit ihren Sitz. Außerdem ist im Turm eine kleine Ausstellung untergebracht, das Museum des Wassertropfens. Es zeigt Alltagsgegenstände aus dem Leben der Lycker, technisches Gerät rund ums Thema Wasser und alte Fotos aus der Zeit vor dem Krieg. Von oben hat man eine schöne Aussicht auf die Stadt.
Historisches Museum Lyck (Muzeum Historyczne w Ełku)
Das Historische Museum der Stadt ist heute im alten Bahnhofsgebäude der Schmalspurbahn (siehe unten) untergebracht. Auf dem Gelände erfährt man nicht nur viel zur Geschichte der Stadt, sondern kann auch einige historische Züge bestaunen. Daneben gibt es einen kleinen Park, in dem Kinder auf spielerische Art mit physikalischen Phänomenen vertraut werden. Im Innern werden wechselnde Ausstellungen gezeigt. Übrigens: Die Betreiber des Museums um den engagierten Historiker Dr. Rafał Żytyniec suchen auch heute noch nach Exponaten aus der Stadtgeschichte vor 1945. Wenn ihr also Vorfahren in Lyck oder Umgebung hattet, meldet euch gerne bei uns, und wir leiten alte Familienfotos, Postkarten, Erinnerungen etc. weiter!
Fahrt mit der Schmalspurbahn
Die Lycker Kleinbahn wurde noch während des Ersten Weltkriegs in Betrieb genommen. Eine Fahrt mit der Schmalspurbahn, die vom Bahnhof zum knapp 20 Kilometer entfernten Sypittken (Sypitki) tuckert, ist eine besonderes Erlebnis, gerade für Familien mit Kindern. Mit Glück erwischt man eine historische Dampflok, wenn man Pech hat, eine relativ schnöde Diesellok. Am Ziel angekommen, könnt ihr euch in einem Lokal mit masurischen Spezialitäten stärken oder bringt einfach euer eigenes Grillzeug mit und nutzt die Stöcke, um über offenem Feuer eine Wurst zu grillen. Einen großen Spielplatz gibt es auch! Übrigens inspirierte die Schmalspurbahn Lenz zu seiner Kurzgeschichte „Eine Kleinbahn namens Popp“!
Buchtipp zu den Lyck Sehenswürdigkeiten
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- Bingel, Markus (Autor)
Der renommierte Historiker Andreas Kossert beschreibt in diesem Band zwar keine Lyck Sehenswürdigkeiten, dafür aber die bewegte Geschichte Masurens.
- Kossert, Andreas (Autor)
Lenz’ Liebeserklärung an seine Heimat wurde in dieser Sonderausgabe wunderbar illustriert und lässt so das Leben im alten Masuren wiederauferstehen. Das Buch ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, in denen die Alltagssprache der Masuren lebendig wird, wie sie heute leider ausgestorben ist. Lenz selbst bezeichnete das Buch in späteren Jahren als „zwinkernde Liebeserklärung an [mein] Land“. Besser hätte man es nicht beschreiben können!
- Lenz, Siegfried (Autor)
Wie hat euch unser Artikel zu den Lyck Sehenswürdigkeiten gefallen? Welchen Ort sollen wir demnächst für euch besuchen? Lasst es uns wissen und schreibt uns einen Kommentar!