Die polnische Küche ist sehr deftig und herzhaft und war im Laufe der bewegten Geschichte des Landes immer auch offen gegenüber Einflüssen von außen. Daher finden sich in der polnischen Küche auch viele Elemente der Nachbarküchen des Landes, zum Beispiel aus der ukrainischen Küche.
Polnische Küche – was polnisches Essen ausmacht
Die polnische Küche gilt nicht gerade als raffiniert, sondern als eher bodenständig. Dieses weit verbreitete Vorurteil wollen wir hier ein bisschen widerlegen, denn einige der Gerichte auf dieser Liste sind nicht gerade leicht nachzukochen. Aber genug der Worte, lost geht’s mit den besten polnischen Gerichten, denn ihr habt sicher schon Hunger bekommen. Smacznego – guten Appetit!
Żurek
Wenn man mich nach meinem polnischen Lieblingsessen fragt, dann sage ich immer Żurek. Wenn man sich die Zutaten anhört und sich die Suppe anschaut, mag das zunächst vielleicht ein wenig verwundern. Żurek ist nämlich eine Mehlsuppe, die auf der Grundlage von Sauerteig hergestellt wird. Hinzu kommen dann noch Wurst oder eine Fleischeinlage und ein gekochtes Ei. Der Geschmack von Żurek ist säuerlich und für unsere Gaumen relativ ungewöhnlich.
Ein traditionelles Osteressen
Das Ei, das symbolisch für das Leben und die Wiederauferstehung steht, ist auch der Grund, weshalb der Żurek ein traditioneller Bestandteil eines polnischen Ostermahls ist. Ihr bekommt den Żurek aber das ganze Jahr über in polnischen Restaurants, wo er oft auch in einem ausgehölten Brotlaib serviert wird. Wenn ihr die Suppe aufgegessen habt, könnt ihr das Brot dann abbrechen und mit den Suppenresten essen – einfach lecker!
Barszcz
Barszcz ist bei uns auch als Borschtsch bekannt und eines der beliebtesten Essen in Polen. Das Gericht stammt ursprünglich aus der Ukraine. Ein klassischer Barszcz besteht aus Zwiebeln, Kohl, Karotten, Kartoffeln, Tomaten und ein wenig Rindfleisch (viele machen ihn auch vegetarisch). Die wichtigste Zutat ist aber die Rote Beete, die auch für die charakteristische rote Farbe sorgt. Regional gibt es durchaus unterschiedliche Borschtsch-Varianten und jede Familie hat ihr eigenes Rezept. Es gibt auch grünen Borschtsch mit Sauerampfer und – besonders lecker an heißen Tagen – einen kalten Borschtsch. Dieser wird aber ganz anders zubereitet als der klassische Borschtsch und wird in Polen auch als Chłodnik Litewski (etwa übersetzbar mit „Litauische Kaltsuppe“) bezeichnet.
Pierogi
Wenn man nach dem Nationalgericht Polens fragt, bekommt man als Antwort meist zuerst Pierogi genannt. Und das ist auch kein Wunder, denn Pierogi sind lecker und unglaublich vielseitig. Die kleinen Teigtaschen können nach Belieben befüllt werden und werden dann mit der Hand zusammengedrückt. Das ist nicht ganz einfach und bei Anfängern landet die Füllung beim Kochen oft im Topf anstatt auf dem Teller, weil sich die Pierogi beim Kochen öffnen können. Man hat den Dreh aber schnell raus. Beliebte Füllungen sind Quark und Kartoffeln, Pilze, faschiertes Fleisch oder auch Früchte wie Kirschen. Oft wird zu Pierogi Schmand (Śmietana) gereicht, gelegentlich auch geschmorte Zwiebeln.
Gołąbki
Gołąbki sind Krautwickel, die in ähnlicher Form auch in Deutschland und der Ukraine zubereitet werden. Man kennt sie auch in Russland. Bei klassischen Gołąbki wird ein Kohlkopf lange Zeit gekocht, die Blätter werden dann vorsichtig vom Kopf getrennt und zur Seite gelegt. Anschließend werden die Blätter mit Reis, Lorbeerblättern, Zwiebeln, Karotten, Hackfleisch und Pfeffer gefüllt und schmoren dann im Ofen vor sich hin. Dazu passt super eine Soße aus Wasser, Tomatenmark und Gewürzen. Als Beilage empfehle ich gestampfte Kartoffeln. Ein leckeres Gericht und ein polnisches Essen, dass gar nicht so kompliziert ist, wenn man erstmal weiß, wie man die Kohlblätter vom Kopf lösen muss.
Bigos
Bigos ist ein weiterer Klassiker der polnischen Küche. Er ist das Weihnachtsessen schlechthin und darf bei keinem Weihnachtsmal in Polen fehlen. Eigentlich kommt Fleisch in den Eintopf aus Kraut, Pilzen und Lorbeerblättern, an Weihnachten bleibt er aber vegetarisch. Ein richtiges Weihnachtsbigos wird übrigens sieben Tage lang geköchelt (nicht durchgehend), bevor er fertig ist. Ihr bekommt Bigos aber das ganze Jahr über in polnischen Restaurants serviert und jedes Lokal und jede Familie haben ihr eigenes Rezept für den leckeren Eintopf.
Gerichte mit Pilzen
Pilze gibt es in fast jedem Land und folglich stehen Pilzgerichte auch auf vielen Speisekarten weltweit. In Polen ist Pilzesammeln aber eine Art Nationalsport und man wundert sich als Tourist, warum im Spätsommer mitten in der Pampa ein Auto nach dem anderen am Waldrand parkt. Die meisten Polen kennen sich sehr gut aus und wissen genau, welche Pilze genießbar sind und welche nicht. Die im Herbst gesammelten Pilze werden dann auf vielfältige Weise verarbeitet: Sie kommen als Suppe, Füllung für Pierogi, im Bigos oder in eingelegter Form auf den Tisch und sind aus der polnischen Küche nicht wegzudenken.
Kluski śląskie
Schlesische Klöße, so die deutsche Übersetzung, unterscheiden sich nicht nur in ihrer Form von Pierogi und sind gerade im Süden Polens sehr beliebt. Ihr Teig wird aus gestampften Kartoffeln, Kartoffelmehl und Salz hergestellt, manchmal kommt auch ein Ei zum Einsatz. Viele rollen den Teig dann in eine Rolle und schneiden kleine Scheiben ab, andere rollen die kleinen Klöße von Hand. Anschließend wird mit dem Daumen ein kleines Loch in den Teig gedrückt, was den Klößen ihre klassische Form verleiht. In Salzwasser gekocht, kommen die Kluski śląskie anschließend meist als Beilage zu Fleischgerichten auf den Tisch.
Zapiekanka
Der Begriff Zapiekanka bezeichnet im Polnischen sowohl ein Gratin oder einen Auflauf als auch ein belegtes und mit Käse überbackenes Baguette. Die Baguettes sind klassisches Fast-Food made in Poland und entstanden in den 70er Jahren. Meistens werden sie mit Pilzen belegt, aber im Prinzip sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Anschließend werden meist Knoblauchsoße oder Ketchup über die Zapiekanka gegossen. Man muss bei der Zapiekanka aber ein bisschen Glück haben. Ich habe auch schon erlebt, dass ein lieblos belegtes Baguette in die Mikrowelle geschoben wurde und als labbrige Glibbermasse serviert wurde. Inzwischen gibt es aber sogar Starköche, die kunstvolle Zapiekanki kreieren, in den letzten Jahren hat der polnischste aller Snacks also wieder viele Fans gewonnen.
Pasztet
Bei Pasztet handelt es sich um nichts anderes als eine Pastete. Die Masse wird meist aus Geflügel- oder Schweinefleisch gewonnen, bei höherwertigen Varianten kommen auch Wild oder Rindfleisch zum Einsatz. Das gewolfte Fleisch wird mit vielen verschiedenen Zutaten vermengt, unter anderem mit Eiern und Mehl, und anschließend gewürzt. Dann kommt die Pasztet in den Ofen. So entsteht eine Masse, die man von Weitem auch für einen Kuchen halten könnte.
Man genießt die Pasztet in Polen oft auf Brot oder als Beilage. Viele Familien machen sich allerdings nicht mehr die Mühe, die Pasztet selbst zu backen, sondern kaufen sie lieber im Supermarkt. Die Pasztet dort wird dann meist als „Großmutters Pasztet“ angeboten, allerdings verschweigt die Werbung, dass Großmutter offensichtlich als Chemielaborantin gearbeitet haben muss …
Polnische Desserts und Kuchen
Es ist zwar kaum vorstellbar, dass ihr nach dem Genuss all der polnischen Leckereien noch Hunger habt, aber natürlich müssen wir hier noch auf die Desserts eingehen, die die polnische Küche bereichern.
Sernik
Sernik ist ein klassischer Käsekuchen, dessen Namen sich wie im Deutschen vom Wort Käse (Ser) ableitet. Mit echtem Käse hat der Quarkkuchen natürlich nichts zu tun. Der polnische Käsekuchen wird traditionell mit Rosinen gebacken. Um den Quark fester zu machen, werden manchmal sogar Kartoffeln verwendet.
Makowiec
Makowiec, polnischer Mohnkuchen, ist ein Klassiker und die polnische Küche kennt ihn schon lange. Hefeteig wird mit Mohn und oft auch kandierten Früchten oder Rosinen gefüllt und anschließend gebacken. Meist wird er vorher gerollt und erhält so seine Schneckenform, wie ihr oben auf dem Bild sehen könnt.
Szarlotka
Szarlotka bezeichnet einen klassischen Apfelkuchen. Der Name leitet sich von Charlotte, der Schwägerin des russischen Zaren Alexander I. ab, zu deren Ehren ein französischer Konditor das Gericht entwarf. Neben Äpfeln kommt vor allem Mürbeteig zum Einsatz.
Pączki
Pączki sind eng mit den in Deutschland bekannten Berlinern (bzw. Pfannkuchen oder Krapfen) bekannten süßen, in Fett schwimmenden Gebäckstücken verwandt. In Polen ist man sie traditionell am „fetten Donnerstag“, der im Westen die Hochphase des Karneval einläutet.
Buchtipps
Ihr habt Hunger bekommen, wollt eines der polnischen Gerichte nachkochen oder kennt die polnische Küche schon ein bisschen? Dann werft doch mal einen Blick in unsere Kochbuch-Auswahl.
- Erdmanska-Kolanczyk, Sylwia(Autor)
Die Food-Bloggerin Sylwia Erdmanska-Kolanczyk hat schon mehrere Kochbücher verfasst und widmet sich hier ihrer kulinarischen (und tatsächlichen) Heimat Polen. Dabei verleiht sie vielen Gerichten eine moderne Note und interpretiert so alte Rezepte neu.
Der Autor listet in seinem Buch „Babka“ 60 Klassiker der polnischen Küche auf. Die gut beschriebenen Gerichte werden dabei um wunderschöne Bilder ergänzt, die schon beim Durchblättern des Buches Appetit machen.
Ein Kochbuch der etwas anderen Art: Die Autorin listet hier nicht nur gewöhnliche und ungewöhnliche polnische Rezepte, sondern beschreibt auch deren Herkunft und bietet leckere Cocktailrezepte! Allerdings ist das Buch nur auf Englisch verfügbar.
Was macht für euch die polnische Küche aus und welches sind eure Lieblingsgerichte? Lasst es uns wissen und schreibt uns einen Kommentar!